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Heilbronn/Bad Wimpfen
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Wie zufrieden sind die Weihnachtsmarkt-Beschicker in Heilbronn und Bad Wimpfen?

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Bei vier Euro für den Glühwein schluckt schon mancher Besucher. Kunden zeigen aber auch Verständnis für Preiserhöhungen. Es gibt aber auch den Händler, der nicht teurer geworden ist.

Jürgen Schneider in seiner Weihnachtsstube bei der Kilianskirche in Heilbronn ist optimistisch, was die Umsatzerwartungen betrifft. Volkskunst aus dem Erzgebirge oder mundgeblasene Christbaumkugeln sind nicht überall zu haben.
Jürgen Schneider in seiner Weihnachtsstube bei der Kilianskirche in Heilbronn ist optimistisch, was die Umsatzerwartungen betrifft. Volkskunst aus dem Erzgebirge oder mundgeblasene Christbaumkugeln sind nicht überall zu haben.  Foto: Kunz, Christiana

Samstagmittag auf dem Heilbronner Weihnachtsmarkt: Der Großteil der Stehtische vor den Essensständen ist belegt. Besucher wärmen sich mit Punsch oder Glühwein auf, lassen sich eine gebratene Wurst schmecken. In Bad Wimpfen hingegen läuft der Altdeutsche Weihnachtsmarkt, der am Freitag offiziell eröffnet wurde, erst an. Welche Erwartungen haben Gastronomen, Händler und Kunsthandwerker? Wie sind die Erfahrungen der Heilbronner Marktbeschicker, die auf mehrere Tage zurückblicken können?

Wichtig ist ein guter Besuch

"Ich habe gar keine Erwartungen", sagt Oliver Szijarto aus dem pfälzischen Bretzenheim. Der Anbieter von Schafsmilchseifen auf dem Altdeutschen Weihnachtsmarkt hat das Ganze im Blick. Natürlich wünsche er sich einen guten Umsatz. Aber: "Wichtiger ist, dass der Markt gut besucht ist." Sonst hieße es, hier brauchst du nicht hinzugehen, da ist nichts los. Der Besuch solle zum Erlebnis werden. Dass die Leute sparen, hat er am Auftaktabend schon erlebt. Drei Seifen auf einmal hat kein Kunde gekauft. Früher sei eine für die Oma ausgesucht worden, eine für den Nachbarn und eine fürs Wichteln.

Es duftet verführerisch bei der Nuss- und Mandelbrennerei Grewe. "Bei uns sind die Preise nicht explodiert", sagt Annemarie Grewe. Gebrannte Mandeln, Nüsse und Magenbrot aus eigener Produktion würden zum gleichen Preis wie 2019 verkauft.


Am Karussellfahren wird nicht gespart

Oliver Sjijarto verkauft Schafsmilchseifen, weihnachtlich dekoriert. Wichtig ist ihm, dass der Altdeutsche Weihnachtsmarkt gut besucht wird.
Oliver Sjijarto verkauft Schafsmilchseifen, weihnachtlich dekoriert. Wichtig ist ihm, dass der Altdeutsche Weihnachtsmarkt gut besucht wird.  Foto: Kunz, Christiana

Was die Geschäfte wohl bringen werden? "Wir lassen uns überraschen", antwortet Romana Hess von der Lederwarenmanufaktur Designwork aus Reutlingen, die auf Stammkundschaft setzt. Ein Schweinfurter schaut sich einen Geldbeutel an. "Man kauft das, was einem was Wert ist", meint der Familienvater. Bei vier Euro für den Glühwein hat er allerdings geschluckt. "Dann trinke ich einen weniger." Die Wimpfenerinnen Isabella Sieber und Katrin Maier wollen ihrem Nachwuchs nicht nur eine Runde auf dem Karussell gönnen. "Es sind Corona-Kinder, sie kennen das gar nicht", sagt Sieber.

In der Heilbronner Fußgängerzone haben die Frauen um Uschi Schröter alle Hände voll zu tun. "Ich bin bis jetzt sehr zufrieden", sagt die Gastronomin. Das Wetter sei besser als vorhergesagt. Und wie glücklich Schröter erst ist, dass sie wieder auf dem Weihnachtsmarkt Besucher verköstigen kann, ein Stück Normalität zurück ist.

Das merkt sie an vielen positiven Emotionen, die sie erfährt. "Wir haben nicht alle Preise erhöht", sagt sie und umreißt den Rahmen: "So wenig wie möglich, so viel wie nötig." Vielleicht ist das der Grund, warum sie keine Zurückhaltung bei den Kunden spürt. "Wenn eine vierköpfige Familie essen geht, braucht sie 100 Euro, bei uns nur 30 Euro." Die Marktbeschicker müssten ja auch leben, meint Ilona Hendrich aus Nagold. Sie und ihr Mann Siegfried haben an einem anderen Stand auf dem Marktplatz gerade ein Bratwurst verspeist. Sie war teurer als gewohnt. "Aber es geht noch", sagt der Ehemann.

 


Einkauf eine Nummer kleiner

Die Nuss- und Mandelbrennerei Grewe hat nach eigenen Angaben die Preise am Stand in Bad Wimpfen nicht erhöht.
Die Nuss- und Mandelbrennerei Grewe hat nach eigenen Angaben die Preise am Stand in Bad Wimpfen nicht erhöht.  Foto: Kunz, Christiana

"Wir erwarten ein gutes Weihnachtsgeschäft", ist Jürgen Schneider zuversichtlich. Und das, obwohl der Inhaber von Schneiders Weihnachtsstube spürt, dass die Kunden aufs Geld gucken. Statt eines Schwibbogens für 80 Euro, werde einer für 60 gekauft. Alles eine Nummer kleiner. Wobei Schneider auf sein Sortiment setzen kann. "Kerzen, Räucherkugeln und mundgeblasene Christbaumkugeln kriegen Sie sonst nirgends."

Mancher Bäcker verzichtet angesichts der explodierenden Kosten für Energie und Lebensmittel auf Weihnachtsgebäck. "Das ist für uns keine Option", winkt Alen Surkovic ab, der mit seiner Frau Nina Weissmann die Bäckerei und Konditorei in Obersulm führt. "Wir sind von unseren Heilbronner Damen erwartet worden", kann sich der Betrieb auf die Stammkundschaft verlassen. Von Kaufzurückhaltung keine Spur. Man versuche, die Preise gering zu halten, so Surkovic.

Weniger Stände

Uschi Schröter strahlt, nicht nur weil sie mit dem Geschäft zufrieden ist, sondern weil wieder Weihnachtsmarkt ist.
Uschi Schröter strahlt, nicht nur weil sie mit dem Geschäft zufrieden ist, sondern weil wieder Weihnachtsmarkt ist.  Foto: Kunz, Christiana

Auf dem Altdeutsche Weihnachtsmarkt in Bad Wimpfen sind rund 100 Stände und Hütten aufgebaut. "Es ist lichter geworden", sagt Margit Sax. Der Stammbesucherin aus Daubach im Hunsrück sind die Lücken in den Gassen aufgefallen. Rund 20 Stände weniger sind es nach Auskunft der Kultur- und Tourist-Information. Auch in Heilbronn ist die Zahl der Beschicker leicht zurückgegangen. Angemeldet hatten sich 60 Standbetreiber, sechs weniger als 2019. Als Gründe werden Geschäftsaufgabe oder Personalmangel genannt.

 


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