Wie es Kirchen in der Region Heilbronn mit Solaranlagen halten
Früher scheiterten Solaranlagen auf Kirchen meist am Denkmalschutz. Nun steht Photovoltaik auf historischen Gebäuden rechtlich nichts mehr im Wege. Die Heilbronner Dekane sind aufgeschlossen. Es gibt aber auch Kritiker.

Regenerative Energien sind das Gebot der Stunde, zum Beispiel Photovoltaik- und Solarthermieanlagen. Manche tun sich aus optischen Gründen damit schwer, zum Beispiel Besitzer von historischen Gebäuden.
Rechtlich steht der Denkmalschutz seit einem Jahr der Installation nicht mehr im Wege. Wie stehen eigentlich Kirchen dazu? Sowohl der evangelische als auch der katholische Dekan von Heilbronn, Christoph Baisch und Roland Rossnagel, sind ausgesprochen aufgeschlossen. Hie und da gibt es sogar bereits Gotteshäuser mit PV auf dem Dach, etwa in Nordheim, wo die Kirchengemeinde sogar schon 2005 gegen Denkmalschützer vor Gericht siegte.
Verantwortung für die Schöpfung
"Als Kirche wollen und sollen wir alle Möglichkeiten zur Gewinnung von erneuerbarer Energie nutzen", erklärt Baisch. Wenn sich auf Kirchendächern "optisch vertretbare Möglichkeiten" ergeben, hält er es sogar für geboten, diese auch umzusetzen. Die Klimaproblematik und "unser Selbstanspruch als Christenmenschen in unserer Verantwortung für die Schöpfung geben da die Richtung vor".
Ab dem Jahr 2040 klimaneutral
Die Evangelische Landessynode Württemberg hat im Herbst 2022 ein Klimaschutzgesetz verabschiedet, das laut Baisch nun "zum Handeln verpflichtet". Derzeit würden Konzepte für entsprechende Maßnahmen bei Gebäuden der Kirchengemeinden entworfen, 2040 wolle man energetisch komplett klimaneutral sein.
"So wird der Klimaschutz in unseren Gremien also in nächster Zeit regelmäßig auf der Tagesordnung stehen", glaubt Baisch. Auf Gemeindehäusern seien PV-Anlagen in der Regel kein Problem, siehe das Heilbronner Friedens- und das Wartberggemeindehaus oder etliche andere Beispiele wie etwa in Untergruppenbach und Untereisesheim. Die dortigen Gemeinden seien für ihr energetisches Gesamtkonzept von der Landeskirche sogar mit einem "Grünen Gockel" zertifiziert worden.
"Keine heiligen Kühe mehr"
Ähnlich äußert sich der katholische Dekan Rossnagel: "Für mich gibt es da keine heiligen Kühe mehr. Schließlich handelt es sich hier um eine brennende Frage. Nämlich: Was können Christen, was kann die Kirche zum Erhalt von Gottes Schöpfung beitragen", erklärt er. Deshalb werde das Thema derzeit "auf allen Ebenen gespielt", sprich: Alle Kirchendächer im Dekanat Heilbronn-Neckarsulm würden bis zum Sommer auf ihre PV-Tauglichkeit abgeklopft, auch solche, die unter Denkmalschutz stünden, wobei die historische Substanz natürlich bewahrt werden müsse. "Mit entsprechenden Ziegeln gibt es da heute ja ganz verträgliche Lösungen", meint der Theologe. Außerdem könne eine PV-Anlage zur Not auch wieder abgebaut werden.
Auf Profanbauten meist kein Problem
Auf Verwaltungsgebäuden und Gemeindehäusern stehe einer Installation in der Regel nichts im Wege, im Gegenteil: So sei der ehemalige Kirchenpfleger Hermann Storz bereits vor Jahren für seine offensive PV-Politik von der Diözese mit dem Franziskuspreis für nachhaltiges Handeln ausgezeichnet worden. Hie und da freilich stoße man an technische oder gestalterische Grenzen, so wie aktuell etwa auf dem Heinrich-Fries-Haus.
Kritik seitens der Denkmalpflege
Kritischer sehen die PV-Offensive Denkmalschützer. In Heilbronn gibt es 18 denkmalgeschützte Kirchen, davon sind einige "besonders schützenswert". Bei insgesamt 414 Denkmalen in der Stadt machen Gotteshäuser nur vier Prozent aus, weiß Architekturhistoriker Joachim Hennze, der vor kurzem altershalber die Leitung der Unteren Denkmalschutzbehörde niedergelegt hat. Hennze sieht bei allen 18 Sakraldenkmalen "eine erhebliche Beeinträchtigung des denkmalgeschützten Gebäudes als gegeben".
Gleichzeitig erkennt er keinen Grund, "gerade bei dieser Minderheit innerhalb der Denkmale mit der Montage von PV-Anlagen zu beginnen. Außer vielleicht, dass die Kirchenverwaltungen meinen, auf diese Weise Geld sparen zu können". Sinnvoller sei es, andere Techniken als erste Prüfoption für Sakraldenkmale zu nehmen, etwa Wärmepumpen. Der viel beschworene "Beitrag zu einer besseren Umwelt" könne ja zunächst bei nicht geschützten Profanbauten angesetzt werden.


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