Wie Covid-Patienten im SLK-Klinikum Heilbronn betreut werden
Das medizinische Personal am SLK-Klinikum in Heilbronn ist auf lange Genesungszeiten und unterschiedliche Krankheitsverläufe bei Covid-Patienten eingestellt. Inzwischen habe man im Vergleich zum Frühjahr einiges dazugelernt.

Mehr als 600 Covid-Patienten sind seit Beginn der Pandemie in den SLK-Kliniken behandelt worden. Knapp 200 von ihnen befanden sich auf der Intensivstation. Aktuell behandeln Ärzte und Pflegepersonal 79 Patienten mit positivem Befund, zwölf davon auf Intensivstation.
"Wir können keine Medikamente gegen das Virus selbst geben, da es diese derzeit nicht gibt, sondern wir können einen Patienten beatmen und dem Körper die Möglichkeit geben zu heilen", sagt Professor Marcus Hennersdorf, Klinikdirektor am Gesundbrunnen in Heilbronn. "Wir können nur die Folgekomplikationen behandeln."
Als das neuartige Coronavirus die Region erreicht, ist die Unsicherheit groß. "Seitdem haben wir eine Menge dazugelernt", sagt Hennersdorf. So ist inzwischen klar, dass sich der Zustand eines Patienten plötzlich verschlechtern kann. Die Rekonvaleszenzzeiten sind lang.
Die Mediziner betreuen Covid-Patienten, die wach sind und mit Sauerstoff unterstützt werden. Andere sind intubiert und im Heilschlaf, atmen aber selbstständig und werden von der Maschine unterstützt. "Und wir haben Patienten, die im künstlichen Koma liegen, voll maschinell beatmet und im Extremfall mittels Ecmo therapiert werden", beschreibt Oberarzt Dr. Dominik Scharpf die unterschiedlichen Krankheitsverläufe. Beim Ecmo-Verfahren wird Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff angereichert und dem Patienten wieder zugeführt.
Covid-Patienten sind deutlich instabiler und bedürfen mehr Aufmerksamkeit, sagt Intensivpflegekraft Karin Schifferer. Einige könnten nicht essen, nicht trinken und Besuch dürften sie auch nicht empfangen. "Wir sind ihr einziger Kontakt zur Außenwelt." Die Corona-Patienten kommen zu den üblichen momentan etwas mehr als 50 Intensivpatienten dazu. Bei Bedarf werden Mitarbeiter von anderen Stationen als Hilfskräfte auf die Intensivstation geholt. Das habe bisher super geklappt, sagt Pflegekraft und Intensivkoordinator Jürgen Bollgönn-Kirch.
Angst entscheiden zu müssen, wer beatmet wird und wer nicht
Sorge bereitet Fachleuten eine Zunahme der Infektionen und damit einhergehend mehr Patienten. "Wir sind am Limit", sagt Scharpf. "Die Angst steckt in uns, dass wir abwägen müssen, wer beatmet wird und wer nicht. Ich hoffe, dass wir nicht in diese Situation kommen. Wir können sicher sehr viele Patienten versorgen, aber das ist dann keine qualitativ hochwertige medizinische Betreuung mehr."