Wenige Kinder haben zurzeit Präsenzunterricht
Unterricht in der Region Heilbronn: Einige Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren sind offen. Außerdem dürfen Abschlussklassen und Kinder der Notbetreuung in Schulen.

Fernunterricht. Das gilt angesichts von Inzidenzen über 200 für die allermeisten Schüler der Region. Nur Abschlussklassen können in die Schulen kommen. Und die Schüler der sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren für geistige und körperliche Entwicklung haben ihre Schüler vor Ort. Dazu gibt es die Notbetreuung für Schüler der Klassenstufen eins bis sieben und die Kinder in den Kitas.
Schule rechnete damit, offen zu bleiben
Heike Probst-Leidig ist froh, ihre Schüler um sich zu haben. Die seit November bestellte Schulleiterin der Geschwister-Scholl-Schule Künzelsau weiß, wie wichtig an einer sonderpädagogischen Einrichtung die Präsenz ist. Ihr war klar, dass sie zu den Einrichtungen gehören werden, die trotz hoher Infektionszahlen öffnen könne. "Wir unterrichten schon seit 11. November in Präsenz", erklärt sie. "Wir haben damit gerechnet, die Ausnahme zu sein."
Die Kinder brauchen den Bezug zu den Lehrern
Denn: "Wir werden im Präsenzunterricht unseren Schülern gerechter." Auch wenn das Fernlernen erstaunlich gut geklappt habe, wie sie ergänzt. Von Dauer dürfe das aber nicht sein. Denn. "Unsere Schüler brauchen Material und sie brauchen einen engen Bezug zum Lehrer." Keine Frage ist, dass damit auch die Eltern entlastet werden. Ein mehrfach behindertes Kind rund um die Uhr zu betreuen, stelle Familien vor Herausforderungen.
Und vor allem: Den Schülern fehlt ein großer Teil ihres sonst gewohnten Alltags: Zwei Drittel des Tages werde im Normalfall zusammen verbracht, verweist Probst-Leidig auf die Unterrichtszeiten: Drei Tage wird von 8.45 bis 15.30 Uhr unterrichtet. Mittwochs endet der Unterricht um 13.45 Uhr und freitags um 12.20 Uhr. "Wir lernen nicht nur, wir gestalten auch das Leben miteinander", sagt Heike Probst-Leidig. Dazu gehört, gemeinsam mit allen Sinnen das Jahr im Verlauf zu erleben. Ein ganz einfaches Beispiel: Zur Erntezeit werden Äpfel gesammelt und gemeinsam verarbeitet. Oder aber es finden trotz Pandemie unter Berücksichtigung der geltenden Abstandsregeln Jahrezeitenfeste statt. So gab es vor Ostern eine schöne Feier mit Sackhüfen und anderen Spielen im Freien. "Wir können unsere Bildungsziele nur in Präsenz erreichen", betont Heike Probst-Leidig.
Schule bekommt viel Unterstützung durch die Eltern
Das sehen auch viele Eltern so. Diskussionen um Schnelltests oder Maskenpflicht muss die Schulleiterin der Geschwister-Scholl-Schule kaum führen. Weniger als zehn der 83 Schüler seien im Fernunterricht, weil die Eltern das nicht möchten oder Angst haben, dass die Kinder sich trotz der Vorsichtsmaßnahmen infizieren. Drei Schüler wechselten explizit am gestrigen Montag in den Fernunterricht, weil die Eltern die Schnelltests ablehnen.
Die Schüler kämen erstaunlich gut mit den Masken zurecht, sagt Probst-Leidig. Nur einige wenige hätten eine Befreiung, beispielsweise weil sie nur einen Lungenflügel haben oder einen schweren Herzfehler. "Ansonsten gibt es aber nur ganz wenige Diskussionen mit denEltern", sagt Probst-Leidig und erinnert an die erste Schulschließung im März 2020: "Da waren viele Eltern am Limit." Umso dankbarer seien sie nun, dass es mit Tests und Masken geht. Denn seit dem gestrigen Montag dürfen auch die Schüler der sonderpädagogischen Einrichtungen nur mit negativem Schnelltest ins Schulgebäude. Hier helfen die Lehrer bei den Schnelltests, wenn die Schüler das selbst nicht durchführen können. Die Lehrer wurden dafür geschult. Der Großteil der 33 Lehrer ist schon geimpft. Seither, so Probst-Leidig, sei die Stimmung im Kollegium entspannter. Denn gerade an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren sei es nicht einfach, den Abstand zu halten. Auch wenn es sieben Personen an der Schule gibt, die für die Schüler Assistenzleistungen erbringen, lässt sich auch für die Lehrer Körperkontakt nie ganz ausschließen. Das gelte vor allem für die jüngeren Schüler.
Doch nicht nur die Lehrer treibt die Sorge wegen Corona um. Auch die Schüler bekommen sehr wohl mit, wie das kleine Virus ihr Leben durcheinander bringt. "Unsere Schüler sagen sehr oft, das blöde Corona, das soll weg". Umso wichtiger sei, möglichst viel Normalität zu leben.
Die meiste Zeit sei das bisher gut gelungen, erklärt die Schulleiterin. Nur eine Klasse sei einmal in Quarantäne gewesen. "Wir lüften alle 15 Minuten und sind viel im Freien." Dazu komme, dass nur Fünfergruppen in einem Raum seien.
Eltern stoßen an ihre Grenzen
Sven Seuffert-Uzler, Elternbeiratsvorsitzender der Kaywaldschule Lauffen, ist überzeugt, dass auch die Schule seines Sohnes ein gutes Hygienekonzept hat. "Wir haben kein mulmiges Gefühl", erklärt er. Von der kleinen Klasse seines Neunjährigen sei diese Woche allerdings nur die Hälfte der Schüler anwesend. Seuffert-Uzler weiß, dass es nicht die eine Stimmung an den Sonderpädagogischen Zentren gibt. Viele Eltern seien froh um den Präsenzunterricht, andere fragen, warum ihre Kinder anders behandelt werden als andere. "Aber es ist ja keine Präsenzpflicht", stellt Seuffert-Uzler klar. Er weiß noch gut, wie anstrengend die Zeit der Schulschließung für ihn und seine Frau im vergangenen Jahr war. "Da kamen wir trotz Homeoffice an unsere Grenzen", erklärt er. "Und wir waren zu zweit. Es gibt auch viele, die alleinerziehend sind." Ein behindertes Kind erfordere mehr Aufmerksamkeit. Das bleibe nicht mal so still am Computer sitzen und lerne. Er weiß, dass sich sein Neunjähriger sehr wohl fühle an der Schule und sich die Lehrer viel Mühe geben. "Das können wir so daheim gar nicht auffangen."