Wellness im Umbruch: Badewelt expandiert, Zukunft des Aquatoll offen
Die Sinsheimer Attraktion will weiterhin deutlich wachsen. Unterdessen entscheidet der Neckarsulmer Gemeinderat erst nach Ostern über Familienbereich und Saunen. Eine Petition will das Bad retten.

Die Bäderlandschaft ist im Umbruch. Die Verantwortlichen der Badewelt Sinsheim halten an der Erweiterung fest. Auch in Neckarsulm wird sich das Aquatoll wandeln. Nur: Wohin geht die Reise?
Der Gemeinderat legt sich erst in Kürze fest, was mit Sauna und Familienbereich geschieht. Ein Neckarsulmer, der mit dem Bad groß geworden ist, will gar nicht mehr bis zur Abstimmung nach Ostern warten. Er hat eine Online-Petition zum Erhalt gestartet.
Mit einer so großen Resonanz auf die Online-Petition hat der Initiator nicht gerechnet
Dem Aufruf zur Rettung des Aquatoll haben sich schon mehrere Tausend Menschen angeschlossen, ein Großteil davon von außerhalb. Heiko Schulz hätte mit einer solchen Resonanz nach wenigen Tagen nicht gerechnet. Allerdings bedauert er, dass nach einer letzten Auswertung nur 15 Prozent der Unterzeichner aus Neckarsulm stammen. Als "nicht befriedigend" wertet er die Quote. Zugleich sieht er den Zuspruch von außen als Erfolg: Das Aquatoll sei ja in den 80er-Jahren gebaut worden, um die Stadt bekannter zu machen.
Heiko Schulz kennt das Bad sehr gut, als Rettungsschwimmer hat er darin unzählige Stunden gearbeitet. Fährt er jetzt hin, kommt es ihm wie eine Zeitreise vor - und er denkt an Erlebnisse zurück. Unvorstellbar sei es für ihn, wäre das Aquatoll tatsächlich weg. "Die Kuppel gehört zu Neckarsulm."
Das sind Möglichkeiten für das Bad
Der Neckarsulmer Gemeinderat hat im vergangenen Jahr schon erste Pläne gesehen, wie eine Sanierung aussehen könnte. Es wäre ein neuer Eingangsbereich möglich, das Bad hätte keine integrierte Rutschen mehr sondern Attraktionen, die außen angebracht sind. Der Wildwasserkanal wäre verschwunden. Das brächte Ruhe rein. Allerdings ist längst nichts entschieden. Im März befasst sich der Gemeinderat in einer öffentlichen Sitzung ein weiteres Mal mit den Optionen, nach Ostern soll Klarheit her. Wird das Bad saniert? Wird es abgerissen? Bleibt die Sauna erhalten? Entsteht als Alternative eine kleine Lösung? Viele Varianten sind denkbar, über die das Gremium entscheidet. Es wird keine leichte Entscheidung, das ist den Stadträten schon länger bewusst.
Mit Sorgen blickt Heiko Schulz auf die Kosten für eine Sanierung. Laut Stadt könnte die Maßnahme vor allem wegen gestiegener Baukosten auf bis zu 37,5 Millionen Euro steigen und damit über dem ursprünglichen Kostenansatz von 23 Millionen Euro liegen. Der Initiator der Petition hofft auf einen finanzkräftigen Spender, von denen es in der Region einige gebe, der das Bad finanziell unterstützt. Wenn am Ende ein kleines Bad errichtet würde, hätte das für Heiko Schulz auch ein Gutes. „Das ist besser als gar nichts.“
Die Stadt hat schon vor der Abstimmung den 63 Mitarbeitern eine Beschäftigungsgarantie bis Ende Dezember gegeben. Heiko Schulz überlegt, was das bedeuten könnte. Vielleicht, sagt er, verließ Personal schon jetzt das Bad. Und dann wäre es auch im Sommer eng, wenn Mitarbeiter fürs Freibad benötigt werden.
Reinhold Würth hilft Niedernhall
Unterstützung von privater Seite erhält Niedernhall. Reinhold Würth steuert 1,5 Millionen Euro fürs Solebad bei. Die Einrichtung ist in die Jahre gekommen und muss saniert werden. Die Maßnahme wird auf 8,6 Millionen Euro geschätzt, es gibt Förderung von Bund und Land und weitere Hilfen. Im Frühjahr 2024 soll es losgehen.
Das tut sich in Sinsheim
Verabschiedet sich Neckarsulm tatsächlich von dem Aquatoll und den Rutschen, erhalten Jugendliche eine Alternative. Die Badewelt Sinsheim hält nach wie vor an den Erweiterungsplänen fest. Das betont Hermann Orgeldinger auf Anfrage unserer Zeitung. Er verantwortet die Pressearbeit für die Wund-Holding, zu der die Badewelt gehört. "Die Architekten arbeiten an der Vorplanung." Der Wellnessbereich soll vergrößert werden, Rutschen sollen kommen. Allerdings sei es pandemiebedingt zu Verzögerungen gekommen. Die einzig definitive Aussage zurzeit sei: "Die Erweiterung kommt." Wann der Bauantrag eingereicht wird, welcher Abschnitt als erstes realisiert werden soll? Das sei derzeit unklar. "Es hängt von den Lieferanten ab."