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Weißrussin nimmt Kriegsflüchtlinge aus Ukraine auf

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Vera Viarbila, Zahnärztin in Bad Friedrichshall-Kochendorf, schämt sich für ihr Heimatland. Ihr Freund stammt aus der unter Beschuss stehenden ostukrainischen Großstadt Charkiw.

Vera Viarbila arbeitet als Zahnärztin in der Praxis Köszeghy in Bad Friedrichshall-Kochendorf und trägt derzeit Blau-Gelb.
Vera Viarbila arbeitet als Zahnärztin in der Praxis Köszeghy in Bad Friedrichshall-Kochendorf und trägt derzeit Blau-Gelb.  Foto: Hoffmann, Adrian

Sie stammt aus Minsk, der Hauptstadt von Belarus (im deutschen Sprachraum auch Weißrussland), und sie trägt aktuell Blau-Gelb. "Viele Menschen dort sind gegen diesen Krieg und alles andere als auf der Seite von Präsident Lukaschenko", sagt Vera Viarbila, die seit fünf Jahren in Deutschland lebt und in der Praxis Köszeghy in Bad Friedrichshall-Kochendorf als Zahnärztin arbeitet.

Ihre beste Freundin komme aus der Ukraine, erzählt sie, und auch ihr Freund stamme aus Charkiw - der zweitgrößten Stadt in der Ukraine ganz im Osten des Landes. Charkiw steht derzeit Medienberichten zufolge besonders unter Beschuss durch das russische Militär. Nächste Woche nehme sie Urlaub, sagt Vera Viarbila - denn alle paar Minuten verfolge sie auf dem Handy die Nachrichten. So könne sie nicht arbeiten. Jede freie Minute stehe sie in Kontakt mit ihrer Freundin.


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Am Mittwoch hat sie mit ihrem Freund eine Friedensdemo in Heidelberg organisiert, zahlreiche Menschen brachten Spenden. "Das ganze Auto war voll", berichtet die 32-Jährige. Es werde nun alles dem Deutschen Roten Kreuz übergeben. "Ich schäme mich so, dass ich aus Weißrussland komme", sagt sie.

Vera Viarbila wirbt aber auch um Verständnis für die dortige Bevölkerung. Viele Menschen hätten Angst, gegen den Krieg zu demonstrieren. "Sie haben sehr große Angst, festgenommen zu werden", sagt sie. Und in Belarus sei eine Festnahme unter Umständen gleichbedeutend mit Gefängnis. Viarbila berichtet weiter, sie habe einen Freund, der ebenfalls aus Weißrussland stamme, aber in der Ukraine lebe und nun im ukrainischen Bataillon gegen die russischen Angreifer kämpfe. Russische Medien zum Krieg zu verfolgen, "dass kann kein Mensch aushalten". Sie könne das nur sehr kurz sehen. "Das sind alles Lügen", sagt sie. Die russischen Soldaten kennten die Wahrheit nicht. Ihnen sei versprochen worden, dass sie in der Ukraine mit Blumen in der Hand begrüßt und als Befreier gefeiert würden.


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Die Zahnärztin und ihr Freund warten aktuell auf die Ankunft von vier aus der Ukraine geflüchteten Frauen und einem Kind - sie werden diese bei sich zu Hause aufnehmen. Vera Viarbila sorgt sich aber auch um ihre Eltern, die noch in Belarus leben. Die Ukraine werde eventuell die dortigen Flughäfen unter Beschuss nehmen, wenn sich der Krieg fortsetze, hält sie für möglich. Auch Einschränkungen aufgrund ihrer Herkunft fürchtet sie: in Bezug auf Sanktionen, die das Land aufgrund seiner Beteiligung am Krieg noch erwarten könnte. Man müsse aber bloß ihre Posts auf Instagram anschauen - spätestens dann sei jedem klar, wo sie stehe.

 

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