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Weinsberger Gastro- und Kneipenszene im Wandel

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Es tut sich etwas in der Weinsberger Gastro- und Kneipenszene: Am Traubenplatz ist ein neues Konzept in der Überlegung. Das Kaffeehaus 3Modul am Marktplatz schließt, und auf der Burg ist eine kleine Gastronomie geplant.

Oberirdische Werbung für eine Gastronomie im Keller. Dauerhaft in Betrieb war Kelly"s Pub nie. Nun soll den Räumlichkeiten neues Leben eingehaucht werden.
Oberirdische Werbung für eine Gastronomie im Keller. Dauerhaft in Betrieb war Kelly"s Pub nie. Nun soll den Räumlichkeiten neues Leben eingehaucht werden.  Foto: Krezer, Anja

Es scheint sich was zu tun in der Gastro- und Kneipenszene in der Weinsberger Innenstadt. Nalan Kuru-Black vom Restaurant Nalans Butcherei will sich am Traubenplatz ein zweites Standbein aufbauen. Veränderungen auch an anderer Stelle: Nach sieben Jahren schließt Pierre Gattinger Ende April das Kaffeehaus 3Modul am Marktplatz. Stattdessen will er Gäste auf der Burg bewirten.

Die Pandemie funkte dazwischen

"Unser Kelly's Irish Pub ist leider vorübergehend geschlossen", ist auf der Homepage der Kneipe in der Unterführung am Traubenplatz zu lesen. Dauerhaft geöffnet war der Pub nie, denn als es im ehemaligen Barfüßer-Haxenkeller, vormals Traubenkeller, losgehen sollte mit Guiness und Co., funkte die Pandemie samt Lockdown dazwischen. Nicht viel anders lief es wenige Meter weiter im Fonsis, das früher das Café am Traubenplatz gewesen war. Diese Räume gehören der Stadt, der Keller ist in Privatbesitz.

An beidem hat Nalan Kuru-Black Interesse, für beide laufen Gespräche, wie sie auf Nachfrage der Heilbronner Stimme bestätigt: am Keller als Käuferin, an den städtischen Räumen als Mieterin.


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Dehoga hat das Konzept begutachtet

Das Kaffeehaus 3Modul am Marktplatz schließt Ende April. Es gibt Interessenten für eine weitere gastronomische Nutzung, sagt der Eigentümer.
Das Kaffeehaus 3Modul am Marktplatz schließt Ende April. Es gibt Interessenten für eine weitere gastronomische Nutzung, sagt der Eigentümer.  Foto: Krezer, Anja

Die Restaurantfachfrau hat an einem Konzept für beides getüftelt, den Traubenplatz miteinbezogen und ihre Überlegungen vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga unter die Lupe nehmen lassen. Im Gespräch mit der HSt skizziert Kuru-Black ihr Vorhaben, Details will sie erst verraten, wenn alles in trockenen Tüchern ist. Sie spricht für die Lokale von einer "Mischung aus Kunst, Kultur und Gastronomie". Auf dem Traubenplatz sei eine Bewirtung angedacht.

Die Stadt solle für bestimmte Dinge offen sein, sagt Kuru-Black, etwa in die Unterführung investieren. Nalan Kuru-Black scheint im Rathaus auf offene Ohren zu stoßen. Bürgermeister Stefan Thoma ist guter Dinge und voller Hoffnung, dass sich das Areal "zu einem Publikumsmagneten" entwickeln könnte. Die Stadt Weinsberg werde sich engagieren, Gespräche würden geführt.

Überhaupt versuche die Stadt, ihre Gastwirte zu unterstützen, etwa was die Außenbewirtung betrifft, sagt Thoma. "Wir haben zum Beispiel auf Sondernutzungsgebühren verzichtet." Neue Impulse und Unterstützung für die Gastronomie erhofft sich Thoma vom Bundes-Förderprogramm "Zukunftsfähige Zentren und Innenstädte", in das die Stadt aufgenommen wurde und das es nun mit Inhalten zu füllen gilt. Wenn es bei dem einen oder anderen Lokal nicht so gut laufe, "liegt das nicht daran, dass die Stadt nicht unterstützt". Hauptprobleme seien die Personalsituation in der Gastronomie und die Motivation mancher Gastwirte. "Außerdem ist in der Esskultur etwas verrutscht", meint der Rathauschef. Viele bevorzugten das schnelle Essen auf die Hand.

Restaurant Nalans Butcherei ist gut ausgelastet

Nalans Butcherei wurde 2018 eröffnet. Das Restaurant ist gut besucht. Die Inhaberin denkt über ein zweites Standbein nach.
Nalans Butcherei wurde 2018 eröffnet. Das Restaurant ist gut besucht. Die Inhaberin denkt über ein zweites Standbein nach.  Foto: Krezer, Anja

Die Kunden in Nalans Butcherei gehören nicht dazu. Das Restaurant, das 2018 eröffnet wurde, ist gut ausgelastet, und auch wenn Nalan Kuru-Black ihr Konzept am Traubenplatz umsetzen kann: Die Butcherei bleibt. "Das ist mein Baby."

"Ich möchte eine Veränderung": Damit begründet Pierre Gattinger, warum er Ende April das Kaffeehaus 3Modul am Marktplatz schließt. "Die Familie Gattinger geht hinauf auf den Berg", heißt es auf Facebook. Auf der Burg Weibertreu baut der Kernerverein gerade seinen Kiosk, den die Stadt Weinsberg mit 270.000 Euro bezuschusst. Diese "kleine Gastronomie" werden die Gattingers betreiben.

Am Konzept wird noch gefeilt

Das Gasthaus Hirsch ist ein alteingesessener Familienbetrieb.
Das Gasthaus Hirsch ist ein alteingesessener Familienbetrieb.  Foto: Krezer, Anja

Am Konzept feilt Pierre Gattinger nach eigenen Angaben noch, auch die Öffnungszeiten stehen noch nicht fest. Im Idealfall sollen Spaziergänger und Aussichtgenießer ab Mai die Gastronomie auf der Weinsberger Burgruine nutzen können - aber nur, wenn die Handwerker rechtzeitig fertig werden.

Was passiert mit den leer werdenden Räumen am Marktplatz? "Es gibt mehrere Interessenten für eine gastronomische Nutzung", sagt Eigentümer Gattinger. Mit ihnen führe er Gespräche.

Das Galgenhölze hat schon beinahe Kultstatus.
Das Galgenhölze hat schon beinahe Kultstatus.  Foto: Krezer, Anja

Fast Kultstatus hat die Kneipe Galgenhölze nur wenige Meter entfernt. "Es läuft wie immer", sagt Inhaber Hans-Jürgen Kloos. Die Pandemie habe aber manches verändert. Überhaupt vollziehe sich alle fünf Jahre bei seinen Gästen eine Art Generationswechsel.

Im Winter haben seine Frau Monika und er überlegt, das Gasthaus Hirsch endgültig zu schließen, sagt Theo Liedloff im Gespräch mit unserer Zeitung. Corona habe sich auf die Vereine und das Ausgehverhalten ihrer Mitglieder ausgewirkt. Nach der Singstunde oder dem Sport noch gemeinsam ein Viertele zu trinken und was zu essen, sei früher üblich gewesen. Dann eine ganze Weile nicht mehr. Inzwischen habe sich das Ganze zwar normalisiert. Aber es gibt noch andere Überlegungen bei Theo Liedloff: "Seit ich 16 bin, stehe ich am Herd. Jetzt bin ich 65 und stehe immer noch dort." Die Bewirtschaftung des Biergartens mit den Stufen sei ein Problem. Seine Söhne hätten kein Interesse, das Lokal weiterzuführen. Die Öffnungszeiten sind schon seit Jahren reduziert.

Andererseits: Das Herz von Liedloff hängt am Hirsch, der seit 1911 in Familienbesitz ist. "Es ist mein Elternhaus." Außerdem sind da liebgewonnene Stammgäste. Deshalb ist am Fenster und im Aushang zu lesen: "Bedienung gesucht."

 


Details zum Förderprogramm

Im Oktober 2022 wurde der Förderantrag der Stadt für das Programm "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" bewilligt, das das Bundesbauministerium ausgelobt hat. 400 000 Euro fließen bis 2025 nach Weinsberg. Zentraler Förderschwerpunkt in Weinsberg ist es, das Städtle attraktiv und resilient zu machen. Dazu gehört auch, die innerörtliche Gastronomie zu stärken. In einem ersten Schritt soll ein Einzelhandels- und Gastronomiekonzept erstellt werden. Dazu gehören unter anderem eine Ist-Analyse und die Erarbeitung von Maßnahmen. Gastronome sollen auch einer zu installierenden Lenkungsgruppe angehören.

Außerdem sollen Beratungsangebote für Einzelhändler und das Gastgewerbe, vor allem zur Digitalisierung, geschaffen werden, erläutert Kämmerer Claus Ehmann. Des weiteren geht es um eine Qualitäts- und Profilierungsoffensive für Gastgeber.

 
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