Plötzlich fehlt die Regenrinne: In Weinsberg gehen Kupferdiebe um
Serie von 42 Fällen in 14 Monaten: Vor allem Regenrinnen und Fallrohre wurden in Weinsberg entwendet. Die Polizei ist bei den Ermittlungen auf Hilfe aus der Bevölkerung angewiesen.

Der Wachturm in Weinsberg war in der vergangenen Woche neben einem Wohn- und Geschäftshaus in Grantschen der jüngste Tatort. Am historischen städtischen Gebäude wurde ein Kupferfallrohr gestohlen. In der Weibertreustadt gehen seit 14 Monaten regelmäßig Kupferdiebe um. Die Serie umfasst inzwischen 42 Fälle. Spuren gibt es keine, Hinweise auf den oder die Täter ebenfalls nicht. Und die Zeugenaufrufe der Polizei verhallen. Sie möchte deshalb die Einwohner sensibilisieren, auf Geräusche zu achten und diese umgehend zu melden.
Das Phänomen ist nicht neu, immer wieder werden Metalle entwendet. Im Bereich des Polizeipräsidiums Heilbronn verdreifachte sich im Zuge steigender Rohstoffpreise die Zahl der Fälle von 27 im Jahr 2019 auf 87 im Jahr 2022. 2023 tragen die die Vorkommnisse in Weinsberg zum weiterhin hohen Niveau bei. "In der Anzahl und der lokalen Häufung stellt uns das vor eine Herausforderung", sagt der Leiter des Polizeireviers Weinsberg, Dominik Bopp.
Fehlende Regenrinnen und Rohre: Kupferdiebe in Weinsberg gehen immer gleich vor
"Der Modus Operandi ist immer derselbe", weiß Patrick Wolf, der als Leiter des Bezirksdienst Regie bei den Ermittlungen führt. Der oder die Täter haben es auf Kupferdachrinnen und -fallrohre abgesehen, vereinzelt auf Wetterschutz. Betroffen sind städtische Gebäude – Karoline-Gutmann- und Eugen-Diez-Kindergarten, Backhaus, Wachturm, Freibad – die evangelische und katholische Kirche, Privathäuser, Firmengebäude, Scheunen – in der Kernstadt wie in den Stadtteilen, mitten an der Ortsdurchfahrt, in Wohngebieten oder in Schrebergärten in Ortsrandlage.
Vermutlich, so Wolf, seien der oder die Diebe abends, nachts und in den frühen Morgenstunden unterwegs. Dass sie am helllichten Tag auf Beutezug sind, schließt er aber nicht aus. Bewohner, die im Haus schlafen, schrecken die Täter nicht ab. Sie sind dreist, klauen schon mal am selben Objekt das gerade neu ersetze Kupferteil.
Rohre aus Kupfer werden in Weinsberg gestohlen – Polizei geht von Einzeltäter aus
"Eine Regenrinne ist schnell weg", weiß Bopp. Die Halterung lässt sich einfach nach oben biegen, und beim Fallrohr muss nur die Flügelschraube mit der Hand aufgedreht werden. Meist sind es Teile von nur zwei Meter Länge, etwa drei Kilogramm schwer, die gestohlen werden. Für den Abtransport genüge ein Kombi. Das fällt nicht groß auf. "Ich denke an einen örtlichen Einzeltäter", äußert Bopp seine Vermutung. Das müsse aber nicht in allen Fällen derselbe sein.
Geräusche von Metall sind nachts besser zu hören. "Wenn es draußen klappert, sind wir dankbar, dass man uns darauf hinweist", wünscht sich Bopp eine sofortige Meldung an die Dienststelle (07134 9920). "Wir sind auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen." Befragungen von Geschädigten und deren Nachbarschaft ergaben, dass sie teilweise etwas gehört hatten. Die Spurensuche der Polizei blieb bislang erfolglos, da Fuß- und Fingerabdrücke fehlen. Auch Zeugenhinweise sind nicht eingegangen. Und die Angaben der Geschädigten zum Tatzeitraum sind oft lang, was wenig Chancen auf Spuren lässt.
Etliche gestohlene Regenrinnen in Weinsberg: Gesamtschaden liegt bei 35.000 Euro
Auf etwa 400 laufende Meter, so schätzt Wolf, summiert sich das Diebesgut. "Für ein Zwei-Meter-Stück bekommt man 15 Euro", meint der Revierleiter. Bei diesen kleinen Mengen kein lohnendes Geschäft. Aber: "Wir sind weit von einem Bagatelldelikt entfernt", betont Bopp. Der Schaden inklusive Wiederherstellung belaufe sich inzwischen auf rund 35.000 Euro. Dazu kommt der Aufwand für die Betroffenen, sich um Ersatz zu kümmern.
"Das ist extrem ärgerlich", sagt denn auch Bürgermeisterin Birgit Hannemann zu den Diebstählen. Sie spricht von 25.000 bis 30.000 Euro Schaden, der der Stadt und damit der Allgemeinheit entstanden sei. Wie viel die Versicherung trägt, weiß sie noch nicht. Hannemann hofft, dass der oder die Täter auf frischer Tat ertappt werden. "Wir bestreifen intensiv das Stadtgebiet und machen Schwerpunktkontrollen", berichtet Bopp von den polizeilichen Maßnahmen.
Diebstahl von Kupfer: Das sagen die Zahlen für den Raum Heilbronn
Das Polizeipräsidium Heilbronn weist in seiner Statistik den Diebstahl von Kupfer jeglicher Art, also auch von Münzen, Besteck, Instrumenten, gesondert aus. Von 2019 bis 2022 stiegen die Fälle von 27 auf 87. Die höchste Steigerung gab es von 2019 auf 2020 um 85,2 Prozent, von 2021 auf 2022 waren es 81,3 Prozent 2022 etwa konnten fünf Fälle aufgeklärt werden. Als Tatverdächtige, so das Polizeipräsidium Heilbronn, seien häufig reisende Täter festzustellen. Eine Häufung von südosteuropäischen Staatsangehörigkeiten sei ebenfalls bemerkbar. Der Schaden hat sich mit deutlichen Schwankungen von rund 32.000 Euro 2019 auf 274.000 Euro 2022 erhöht. Das spiegelt den steigenden Materialwert für Kupfer wider und die Kosten für die Wiederherstellung des Ursprungszustand.



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