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Was Schüler von Abschlussklassen und eine Schulleiterin zu den Prüfungsbedingungen sagen

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Wie sich Schüler in Pandemie-Zeiten auf die Abschlussprüfungen vorbereiten und wie eine Schulleiterin die Lage einschätzt.

Carlotta Heinrich,19 Jahre, Abiturientin am Hohenlohe-Gymnasium Öhringen

 Foto: privat

Ich schreibe in den Fächern Biologie, Deutsch und Mathematik Prüfungen. So ein bisschen schwierig stelle ich es mir in Biologie gerade vor, weil es in dem Fach so ist, dass wir noch nicht so konkrete Aufgaben gemacht haben und einfach noch nicht so genau wissen, was auf jeden Fall drankommen kann. Wir machen im Unterricht aber hauptsächlich nur noch Vorbereitung. Die Lehrer vermitteln uns schon ein gutes Gefühl, dass trotz Corona alles gut vorbereitet ist. Die Stimmung ist deshalb auch ganz gut. Trotzdem habe ich aber auch ein bisschen das Gefühl, schon Unterricht verpasst zu haben. Aber es wird schon klappen. Lernen mussten die Jahrgänge vor uns auch. Und bei uns wird es ja so sein, dass die Lehrer in Mathe mehr Auswahlmöglichkeiten haben und wir in den Prüfungen mehr Zeit zum Schreiben.

Ob wir sogar besser vorbereitet sind, weil die Ablenkung fehlte? Eher nein. Es war im Gegenteil eher schwer, sich nach einem Vormittag Homeschooling zu motivieren, nachmittags noch zu lernen, wenn man sich zum Ausgleich nicht am Abend mit Freunden treffen kann. Da fehlt dann doch ein bisschen die Motivation. Die Sorge, dass jemand vor den Prüfungen in Quarantäne muss, die ist schon da und groß. Deshalb wird auch überlegt, ob wir die zwei Wochen vor den Prüfungen keinen Präsenzunterricht machen. Denn gerade sind schon viele Menschen im Schulhaus. Für nach den Prüfungen ist nur die Kultura für den Abi-Ball gebucht. Aber auch da wissen wir noch nicht, ob und wie wir feiern können. Eine Abi-Fahrt haben wir noch gar nicht geplant. Da müssen wir dann spontan sein und immer sehen, was gerade geht. 

 


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Silke Döll Schulleiterin Selma-Rosenfeld- Realschule Eppingen

 Foto: privat

Wir haben hier an der Selma-Rosenfeld-Realschule in Eppingen 160 Zehntklässler, die ihren Realschulabschluss machen, und 19 Hauptschulabschlussprüfungen.

Aus meiner Erfahrung heraus kann ich bestätigen: Die viel zitierte Bildungsschere geht auseinander, auch bei uns. Bei manchen klappt der Fernunterricht super, bei anderen gar nicht. Dazu kommt das Problem, dass viele Ortschaften keine gute Internet-Anbindung haben.

Die Zehntklässler hatten vor einigen Tagen Kommunikationsprüfung in Englisch, sie wurden von Januar bis zu den Faschingsferien online unterrichtet und hatten dann Präsenzstunden an der Schule. Die Kommunikationsprüfung mit Abstand hinzubekommen war schwierig. Es geht dabei unter anderem um eine Präsentation, einen Frage-Antwort-Teil und eine Übersetzung.

Die fachpraktischen Prüfungen haben wir auf nach den Osterferien verschoben. Ich hoffe, alles so vollständig wie möglich durchziehen zu können. Eine Schließung haben wir schon hinter uns: Nach einem Corona-Fall war die Schule drei Tage zu. Wir Lehrer halten pädagogisches Augenmaß, aber die qualitativen Ansprüche haben sich nicht geändert. Bei der Vorbereitung waren die Schüler enger geführt was die Themen angeht, die Lehrer haben ihnen eine gute Orientierung gegeben.

Die Jugendlichen haben nicht das einfachste Schuljahr erwischt, aber wir haben versucht, das Beste daraus zu machen. Die Schüler sind sehr tapfer, die meisten kommen relativ gut mit der Situation zurecht. Auch wenn sie bangen, dass alle Prüfungen stattfinden und keine Quarantäne kommt. Die Last, die sie tragen, ist groß. 

 

Finn Schulz16 Jahre, Verbundschule Rappenau, macht Hauptschulabschluss

 Foto: privat

Seit den Faschingsferien habe ich die Hauptfächer wie Deutsch, Mathe, Englisch in der Schule, die Nebenfächer im Online-Unterricht. Das ist bei uns gut organisiert, die ersten vier Stunden haben wir meist daheim Unterricht, dann fahre ich für zwei Stunden in die Schule. Das ist kein Problem, ich habe ein 125er Motorrad, und wenn es regnet, nehme ich den Bus. Das Wechselmodell finde ich auf jeden Fall besser, als nur daheim zu sein. Zudem ist hier auch nicht überall die Internetverbindung so toll. Dort, wo ich in Siegelsbach wohne, geht es ja noch, aber eine Klassenkameradin, die am anderen Ende des Ortes lebt, hat richtig Probleme. Oftmals versteht sie gar nichts, hat keinen Ton.

Das mit der mündlichen Prüfung hat ganz gut geklappt, auch wenn ich etwas verunsichert war, weil ich mich bis zu den Ferien allein vorbereiten musste. Ich hoffe, dass nicht nochmal ein Lockdown kommt, gerade wegen der schriftlichen Prüfungen in Mathe, Deutsch und Englisch. Das wäre ziemlich doof. Da mache ich mir schon Sorgen. Wenn es normal läuft, habe ich ein gutes Gefühl. Sonst hätte ich Angst, dass meine Noten schlechter werden. Mein Wunsch: Ich möchte einfach in der Schule bleiben, mehr brauche ich nicht. Bei den Prüfungen dürfen wir jetzt die Aufgaben zwanzig Minuten länger bearbeiten, aber ich hätte es besser gefunden, einen Teil einfach wegzulassen.

Meinen Ausbildungsplatz zum Maler habe ich schon. Das beruhigt mich ein bisschen, aber ich strenge mich trotzdem an. Das Abschlusszeugnis ist wichtig. Was mir besonders fehlt, ist der Sport. Ich spiele American Football bei den Heilbronner Salt Miners. 

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