Was es mit der Traubenblüte in den Weinbergen auf sich hat
In den Weinbergen haben die Reben zu blühen begonnen: kaum sichtbar und kaum zu riechen. Warum die Traubenblüte dennoch ganz wichtig für Winzer ist.

Wer dieser Tage durch die Weinberge spaziert, joggt oder dort gar arbeitet, kann es riechen, sofern er nicht zu sehr schweißelt. Spaß beiseite: Die Traubenblüte hat begonnen, zumindest bei frühen Sorten und in warmen Lagen. Der ausgesprochen zarte Duft ist schwer in Worte zu fassen. Hermann Able, der legendäre Heilbronner Weingärtner und Wengerterpoet, hat ihn einmal in einem Gedicht mit Jasmin und Flieder verglichen.
Reben sind Zwitter
Auch optisch ist die Traubenblüte nicht leicht zu erkennen. "Man muss schon ganz genau hinschauen", weiß Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Der Blütenstand, auch Geschein genannt, ist botanisch gesehen eine Rispe: ein verzweigtes Stielgerüst mit Ästchen, an deren Enden jeweils eine Blüte sitzt. Jede dieser Blüten bildet nach erfolgreicher Befruchtung eine Beere. Büscher: "Praktischerweise kann sich die Rebe selbst befruchten und ist nicht auf fremde Hilfe aus der Tierwelt angewiesen."
In 100 Tagen beginnt die Weinlese
Der Zeitpunkt der Traubenblüte 2023 liegt im Schnitt der vergangenen Jahre. Wobei sich der Termin im Zuge der Klimaerwärmung seit den 1970ern mehr und mehr nach vorne verlagerte, aber je nach Frühlingswetter nach wie vor stark variieren kann. Früher galt der Johannistag, also der 24. Juni, als Richtgröße, den manche auch "Spargelsilvester" nennen, weil das Wurzelgemüse danach nicht mehr gestochen werden sollte, um sich fürs nächste Jahr zu erholen.
Wichtiger ist für Wengerter folgende Faustregel: "100 Tage nach der Blüte beginnt die Lese." Auch wenn das nicht immer passt und wegen zunehmender Wetterextreme vieles ungewiss ist, dürften die ersten Weintrauben des Jahrgangs 2023 Anfang September reif sein, zum Beispiel Neuzüchtungen wie Acolon oder Grauburgunder, Hauptsorten wie Trollinger, Riesling und Lemberger sind später dran, teils erst im Oktober.



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