Warnung vor Allianz zwischen Frustrierten und Verschwörungstheoretikern
Viele Menschen halten die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie für willkürlich, sagt der Tübinger Forscher Michael Butter. Den sich aufbauenden Frust hält er für gefährlich.

Er halte es für entscheidend, "dass die Politik dafür sorgt, dass keine Allianz zwischen überzeugten Verschwörungstheoretikern und denjenigen entsteht, die das Virus ernst nehmen, aber entnervt und unzufrieden damit sind, wie Politiker die Pandemie handhaben", sagt Michael Butter. Er forscht an der Universität Tübingen zu Verschwörungstheorien und Populismus.
Uneinigkeit in der Regierung
Menschen seien unzufrieden, wenn Hilfszahlungen nicht ankommen, Maßnahmen nicht ausreichend begründet werden oder die Politik sich nicht verständlich erklärt. Die Diskussionen zwischen Kanzlerin Merkel und den Ministerpräsidenten sowie das ständige Ausscheren einzelner Ministerpräsidenten machten deutlich, dass in der Regierung Uneinigkeit herrsche. "Das führt zu Frust und dazu, dass die Maßnahmen als willkürlich wahrgenommen werden."
Sorge vor populistischer Bewegung im Hinblick auf die Bundestagswahlen
Mit Blick auf die Bundestagswahl im September müsse deshalb vermieden werden, dass sich noch mehr Unzufriedenheit in der Bevölkerung aufbaut. "Das wäre ein wirkliches Problem, wenn daraus eine klassische populistische Bewegung erwächst, in der Verschwörungstheoretiker ein Teil sind", sagt Butter. Allzu pessimistisch ist er jedoch nicht.
Bisher sei eine Allianz zwischen Verschwörungstheoretikern, Impfgegnern und der normalen Bevölkerung nicht in Sicht, "trotz allem, was seit Weihnachten beim Impfen, Tests etc. schiefgelaufen ist. Und der AfD gelingt es nicht, die Plattform für diese Allianz zu werden, auch wenn sie es versucht." Das hätten die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gezeigt, bei denen die Partei herbe Stimmverluste hinnehmen musste.

Stimme.de