Waldrappe im Wildparadies Tripsdrill: Fast ausgestorbener Vogel soll hier wieder heimisch werden
Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen hat das Wildparadies Tripsdrill nicht alltäglichen Zuwachs erhalten: sechs in diesem Jahr geborene Waldrappe. Sie stammen aus einem Wildpark aus der Nähe.

Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen hat das Wildparadies Tripsdrill nicht alltäglichen Zuwachs erhalten: Nach dem Polarfuchs-Pärchen sind sechs in diesem Jahr geborene Waldrappe, die aus dem Wildpark Bad Mergentheim stammen, davon sind vier nachweislich Männchen. Bei den beiden anderen ist das Geschlecht noch offen, das Ergebnis einer Federprobe zur Geschlechtsbestimmung stehe noch aus, sagt Tierpfleger Michael Kovacs.
Bei einem Schönheitswettbewerb hätten die Waldrappe kaum eine Chance auf einen der vorderen Plätze. Der enten- oder gänsegroße Vogel aus der Familie der Ibisse wirkt schon durch sein metallisch glänzendes, schwarzes Gefieder leicht unheimlich. Den später kahlen, grauen Kopf, der beim Jungvogel noch mit hellen Federn bedeckt ist, ziert ein punkiger Federschopf. Am auffallendsten ist jedoch sein großer, sichelförmiger Schnabel, mit dem der Waldrapp nach Insekten, Würmern, Heuschrecken oder auch mal einer kleinen Schlange in der Erde stochert.
Beinahe ausgestorben: Sechs Waldrappe ziehen im Wildparadies Tripsdrill ein
Die geselligen Vögel, die in Kolonien leben und nur in Gesellschaft brüten, haben sich schnell in der neuen "WG" in Tripsdrill eingelebt – mit Nachtreihern, Fasanen, Rotschulter- und Mandarinenten. Als Michael Kovacs mit Mehlwürmern und klein gehackten Eintagsküken die Voliere betritt, bringen sie sich zwar schnell auf Bäumen in Sicherheit. Aber die Würmer und die Schüssel mit Fleischstückchen holen sie schnell auf den Boden.
Das Pech des Waldrapps: sein delikates Fleisch, das ihn zur begehrten Beute gemacht und an den Rand der Ausrottung gebracht hat. Heute leben noch einige hundert Waldrappe in Marokko und in der Türkei. In Europa werden sie in zoologischen Einrichtungen herangezüchtet, um sie dann auszuwildern. Ein Ziel, das sich auch Tripsdrill gesetzt hat. Einst nahezu völlig ausgerottet – weltweit lebten nur noch etwa 200 Exemplare – gelten sie heute immer noch als stark gefährdet. Dabei können sie unter guten Bedingungen bis zu 18 Jahre alt werden. Der älteste nachgewiesene Waldrapp-"Methusalem" wurde sogar 21 Jahre alt.
Gleichberechtigt in der Tierwelt – Bei Waldrappen kümmern sich beide Elternteile um den Nachwuchs
Paarungszeit ist zwischen März und Juni. Das Weibchen legt zwei bis vier Eier, die knapp einen Monat lang bebrütet werden. Um die Aufzucht kümmern sich beide Elternteile. Der Waldrapp ist zwar ein Zugvogel, der jedoch auch bei niedrigen Temperaturen im mittleren Europa überleben kann. "Die Temperatur ist weniger ein Problem, sondern die Nahrungssuche", erklärt Pressesprecher Birger Meierjohann. Unter Schnee oder Eis fänden sie keine Nahrung.

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