Von der Baubrache zur Stadtgalerie
Es dauerte 45 Jahre, bis aus einem ehemaligen Firmengebäude ein modernes Einkaufszentrum wurde.
Der lange Weg zur Stadtgalerie beginnt mit dem Abbruch des Fabrik- und Verwaltungsgebäudes der Firma Landerer 1988 in der Stadtmitte von Heilbronn. Der Faltschachtelhersteller hatte Anfang der 70er Jahre sein Unternehmen in Neckarsulm angesiedelt, weil der Platz zwischen Deutschhof und Horten-Filiale zu eng geworden war.
Auf dem Platz, der jahrelang das letzte freie Gelände in der Innenstadt war, entstand eine Wiese, die zwischen Götzenturm und der Fleinerstraße vor sich hinblühte und die Passanten mal mehr, mal weniger erfreute, ehe der Gemeinderat 1990 große Pläne für das Areal schmiedete.
Erste Baupläne

In dem Jahr kam die Stadt auf die Idee, zwei Neubauten für die Volkshochschule und die Stadtbücherei auf der Fläche zu verwirklichen. Neun Jahre später war dieser Traum zu Ende. Aus finanziellen Gründen verabschiedet sich der Rat von seinem ehrgeizigen Vorhaben. Schon ein Jahr zuvor wurde das Landerer Areal zur Ökowiese - freilich nur für einen Tag im Rahmen der landesweiten Aktionswoche "Ökologischer Landbau". Das kam bei den Bürgern so gut an, dass das Öko-Fest auch in den beiden Folgejahren stattfand. Im Jahr 2000 kommen erste Pläne für den Bau eines Einkaufszentrums auf dem Gelände auf. Im September 2003 beschließt der Gemeinderat den Bau einstimmig. Das Gremium verspricht sich von dem Neubau eine deutliche Aufwertung als Einzelhandelsstandort und mehr Besucher in der Käthchenstadt. Darauf setzen auch die alteingesessenen Einzelhändler, die den Bau in der überwiegenden Mehrzahl unterstützen.
Proteste gegen Großprojekt

Den Zuschlag erhält schließlich die Einkaufs-Center Entwicklung GmbH (ECE), die eine langjährige Erfahrung mit derartigen Großprojekten hat. Nachdem im Juli 2004 eine große Mehrheit im Rat den Bau, den das renommierte Stuttgarter Architektenbüro Blocher, Blocher und Partner entworfen hat, absegnet und das Gelände für 14 Millionen Euro an ECE verkauft, regt sich zunehmend Protest in der Bevölkerung. Die Bürgerinitiative "Platz am Deutschhof - Center in den Klosterhof" wird gegründet und übergibt im August 2004 mehr als 10.000 Unterschriften gegen den Bau. Der Bürgerantrag wird dennoch vom Gemeinderat abgelehnt.
Im Juni 2006 wird die neue umstrittene Verkehrsführung in der Altstadt beschlossen, gleichzeitig startet der Bau der Stadtgalerie Heilbronn. Als auch der Landtag in Stuttgart zwei Monate später die Petition gegen die ECE-Stadtgalerie ablehnt, steht der Umsetzung des Großprojekts im Herzen der Käthchenstadt nichts mehr im Wege. Am 5. März 2008 wird das Einkaufszentrum eingeweiht, das sich im Kern der Altstadt eng zwischen Deutschhof und Galeria Kaufhof schmiegt.
Neben Lob für die moderne neue Stadtgalerie gibt es auch viel Kritik am Bau. Vielfach war von "UFO" oder einem "Fremdkörper, der den Deutschhof erdrückt" die Rede. Diese Kritik ist längst verstummt. Nach zehn Jahren wurden im März 2018 insgesamt 56,5 Millionen Besucher im ECE-Center gezählt. Der Einzelhandelsumsatz pro Einwohner stieg in Heilbronn von 7613 Euro auf deutlich über 9000 Euro, ehe die Corona-Pandemie eine neue Zeitrechnung einläutete. Nach dem gelungenen Restart nach der Wiedereröffnung ab Mitte März soll an die Erfolgszahlen vor der Pandemie angeknüpft werden.