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Unterricht: Viele Schulen schalten vor den Sommerferien einen Gang runter

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Filme, Ausflüge, Sporttage: Nach den Notenkonferenzen findet häufig nicht mehr viel Unterricht statt. Das sind die Gründe, und das ist eine Ausnahme.

Am Mittwoch ist der letzte Schultag: Unterricht findet bis dahin zwar auch statt, aber alles geht lockerer zu.
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Am Mittwoch ist der letzte Schultag: Unterricht findet bis dahin zwar auch statt, aber alles geht lockerer zu. Foto: dpa  Foto: Patrick Pleul

Kinder freuen sich auf den Film am Donnerstag, sie fluchen über ein Fußball-Turnier in der Hitze: Die Tage vor den Sommerferien sind an vielen Schulen in der Region geprägt von allerlei Aktionen, regulären Unterricht gibt es kaum noch. Das hat sich auch nach Corona nicht geändert.

Der Unterricht wird mit Notenschluss gelassener - findet aber in Weinsberg noch statt

Einige Klassenstufen des Justinus-Kerner-Gymnasiums (JKG) in Weinsberg sind auf Studienfahrt, die übrigen haben Bewerbungstraining, die Schulsozialarbeit informiert über Suchtprävention. "Und natürlich haben wir Unterricht", zählt Direktor Jürgen Kovács auf. Bewerbungstraining sei jetzt sinnvoll, weil Jugendliche bald damit beginnen, einen Praktikumsplatz fürs kommenden Schuljahr zu suchen. Und weil man dafür keine Nacharbeit mehr in der Schule brauche. Jürgen Kovács weiß natürlich: Mit Notenschluss werde der Unterricht gelassener, manchmal kämen neue Methoden zum Einsatz. Dass am JKG keine Filme laufen, störe die Jugendlichen nicht: Sie schauten schon daheim sehr viel, sagt der Direktor.


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Außerschulische Angebote stärken die Klassengemeinschaft

Harald Schröder von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) geht nicht pauschal davon, dass kurz vor der sechseinhalbwöchigen Sommer-Auszeit an allen Schularten entspannter Unterricht stattfinde. Kursstufen an Gymnasien würden konzentriert weiterarbeiten, da sie kommendes Schuljahr vor dem Abschluss stehen. Ähnlich sehe es an Berufsschulen aus, sagt der GEW-Sprecher im Kreis Heilbronn. An den übrigen Schulen sei mit Notenschluss die Luft raus. "Die Hitze trägt ihr übriges dazu bei."

Mit Sportprogrammen, Ausflügen und Projekttagen kämen aber gerade jetzt wieder jene Themen zum Tragen, die man während der Pandemie vermisst habe: außerschulische Angebote. "Diese Dinge machen Schule auch aus." Diese Bereiche dürfe man nicht unterbewerten, weiß der Gewerkschaftsvertreter. Solche Aktionen stärken die Klassengemeinschaft und seien fürs soziale Lernen wichtig.

Stimme-User sind geteilter Meinung

Viele Reaktionen gab es auf eine Stimme-Onlineumfrage zum Thema, die Ansichten sind geteilt. "Meine Kinder wollen schon gar nicht mehr hin, weil es so langweilig ist oder sowieso nichts gemacht wird", schreibt eine Mutter, die bedauert: Nach Corona gebe es viel nachzuholen, die Zeit werde aber nicht effektiv genutzt. Ein Lehrer berichtet, er mache Unterricht bis zum Schluss. "Die Schülerinnen und Schüler haben dafür wenig Verständnis."

Einige Eltern begrüßen es ausdrücklich, dass der Druck weg ist und Zeit für gemeinsame Unternehmungen bleibt. "So macht Schule echt Spaß und ist total entspannt", begrüßt eine Mutter den "Hauch von Nichtstun". Die Stärkung der Klassengemeinschaft ist vielen wichtig: "Die Noten stehen eh fest, da kann man mal einen Gang runter schalten."

Die Balance muss stimmen

Viviane Kalisch, Vorsitzende des Heilbronner Gesamtelternbeirats, ist zwiegespalten. Einerseits sei es schön und richtig, dass Angebote wie Schulgarten und „Gesundes Frühstück“ stattfänden. Nur: „Es muss in einem gesunden Maß bleiben.“ Durch Corona seien Lücken entstanden, die man durch Wiederholen schließen könne. Die Balance zwischen klassischem Unterricht und anderen Angeboten müsse gehalten werden.

Das sagt das Kultusministerium

Das ist im Grund auch die Position des Kultusministeriums. „Außerunterrichtliche Veranstaltungen sind Bestandteil des Erziehungs- und Bildungsauftrags und ausdrücklich erwünscht“, heißt es auf Nachfrage aus Stuttgart. Außerunterrichtliche Veranstaltungen seien während der Corona-Pandemie kaum möglich gewesen, für die Schule als „Lebens- und Sozialraum“ seien sie besonders wichtig. „Grundsätzlich ist ein Wechsel von Phasen der Anspannung und der Entspannung aus pädagogischer Sicht sehr sinnvoll und wichtig.“ 

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