Viele Fragen zum geplanten Gaskraftwerk in Heilbronn
Die EnBW und Stadt Heilbronn informierten erstmals über das 500-Millionen-Euro-Projekt, allerdings nur online. Von den gut 100 Teilnehmern kamen Fragen zu verschiedenen Aspekten.

Dass es kritische Stimmen zu ihrem Projekt gibt, war den Planern der EnBW von vornherein bewusst. Entsprechend hatten sich Andreas Pick und Jens Rathert vorbereitet. Am Freitagabend stellten sie sich in einer öffentlichen Online-Veranstaltung den Fragen der Bürger zum geplanten Gaskraftwerk in Heilbronn, nachdem sie tags zuvor schon Mitglieder von Umweltinitiativen informiert hatten.
Die Fragen prasselten herein
Bereits während der Präsentation, die knapp eine Stunde dauerte, prasselten nur so Fragen von den gut 100 Teilnehmern herein. Da ging es um die Wirtschaftlichkeit, um die Umweltfreundlichkeit des Projekts, um den Arbeitsplatzverlust und die Nutzung nicht mehr benötigter Gebäude auf dem Areal. Grundsätzlich sei ein Gaskraftwerk an dieser Stelle nötig, erläuterte Pick: Zwar werde in Deutschland inzwischen die Hälfte des Stroms mit Erneuerbaren Energien erzeugt, aber bei Wind und Photovoltaik seien die Erträge stets wetterabhängig. "Diese Lücke kann nicht schnell genug durch regelbare Erneuerbare wie etwa Biomasse aufgefangen werden", sagte Pick, bei der EnBW übergreifend verantwortlich für die so genannten "Fuel Switch"-Projekte. "Und wir nehmen auch noch immer mehr regelbare Leistung durch das Abschalten der Kohle- und Kernkraftwerke vom Netz." Die Folge ist für ihn klar: "Was bleibt uns übrig, als Gaserzeugung aus erneuerbaren Quellen zu etablieren? Es gäbe nur die Alternative, dass wir unseren energieintensiven Lebensstil aufgeben."
Was ist mit dem Gasschlupf?
Dabei hatten die Zuschauer mehrere Fragen zu dem Thema. Einige mahnten, bei der Verwendung von Erdgas müsse auch der sogenannte Gasschlupf, also der Verlust von Methan während des Transports durch die Leitung, stärker berücksichtigt werden. Andere regten an, als Alternative die Erric
htung einer Großwärmepumpe zu prüfen. Beides habe sich die EnBW angesehen, versicherte Rathert: Auch mit Gasverlust schneide die Gasturbine bei der CO2-Bilanz deutlich besser ab - und eine Großwärmepumpe sei als Ergänzung denkbar, aber nicht als kompletter Ersatz für eine Gasturbine.
Beteiligung der Öffentlichkeit
Die Öffentlichkeit werde auch in den kommenden Jahren - der Bau soll 2026 in Betrieb gehen - weiter beteiligt, versicherten die EnBW-Sprecher und der Heilbronner Baubürgermeister Wilfried Hajek. Tilmann von Frantzius vom Planungs- und Baurechtsamt stellte schon einmal den weiteren Zeitplan vor. Demnach soll Ende kommenden Jahres der Entwurfsbeschluss inklusive Umweltbericht und Bebauungsplan in den Gemeinderat eingebracht werden, woraufhin es eine öffentliche Auslegung mit Möglichkeit zu Einwendungen gebe. Im zweiten Quartal 2023 sei dann der Satzungsbeschluss im Gemeinderat vorgesehen - und dann kann gebaut werden.