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Wie sieht das Modell fürs E-Carsharing in Wüstenrot, Löwenstein, Obersulm und Mainhardt aus?

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Die Wüstenroter gemeinnützige Gesellschaft Mobile inclusive hat ein interkommunales Konzept für den ländlichen Raum entwickelt. Es gibt viele Besonderheiten.

Die Crew von mobile inclusive Thomas Löffelhardt, Dirk Storz (v.l.) , Andreas Haupt und Jürgen Birkert (v.r.) mit André Grob (3.v.l.) und Martin Wallenborn von Audi.
Foto: Kunz
Die Crew von mobile inclusive Thomas Löffelhardt, Dirk Storz (v.l.) , Andreas Haupt und Jürgen Birkert (v.r.) mit André Grob (3.v.l.) und Martin Wallenborn von Audi. Foto: Kunz  Foto: Kunz, Christiana

Oft holpert der Motor gewaltig, wenn es um die Mobilität der Zukunft im ländlichen Raum geht. Hier Carsharing wirtschaftlich zu etablieren, daran ist schon mancher Anbieter - etwa in Öhringen - gescheitert. Die neu gegründete Gesellschaft Mobile inclusive hat ein Betreibermodell vorgestellt, das so interessant und innovativ ist, dass die Audi AG mit eingestiegen ist. Mit 15 E-Fahrzeugen in den Starterkommunen Wüstenrot, Löwenstein, Obersulm und Mainhardt (Kreis Schwäbisch Hall) geht das Pilotprojekt am 18. September auf die Straße.

Die Kick-off-Veranstaltung in Wüstenrot war am Mittwochabend mit 60 Leuten gut besucht, darunter vor allem Bürgermeister und Gemeinderäte aus der gesamten Umgebung, aber auch Konkurrenten auf dem Carsharing-Markt.

Eigene Buchungs-App fürs E-Carsharing entwickelt

Wie einst der Bausparvertrag, so soll das E-Carsharing made in Wüstenrot seinen Siegeszug in ganz Deutschland antreten. Das Modell könne eine Blaupause für alle Kommunen im ländlichen Raum sein. So formulierte Thomas Löffelhardt, einer der beiden Geschäftsführer von Mobile inclusive, die Motivation.

Es gibt viele Besonderheiten an diesem Modell, für das eine Buchungs-App entwickelt wurde. Das Konzept ist interkommunal, weil ein solches, so musste die Gemeinde Wüstenrot erkennen, alleine nicht zu stemmen war, so Löffelhardt. Grundlage waren Workshops im Rahmen des Wüstenroter Forschungsprojekts "Smart2Charge", bei denen Wünsche und Bedarf von potenziellen Nutzern erfasst wurden.

Zwölf Ladestationen in vier Kommunen

Weitere Kommunen, auch über die Landkreis-Grenzen hinweg, sind als Mitglieder in der Gemeinnützigen GmbH (gGmbH) erwünscht, ermöglichen sie doch mit ihrer Aufnahmepauschale ihren Einwohnern einen vergünstigten Tarif. Die Kommunen haben einen weiteren Vorteil: Sie bekommen die Planung für die Ladeinfrastruktur. Zum Start werden jetzt in den vier Kommunen zwölf Ladestationen - je eine für Mobile inclusive und für die Öffentlichkeit - an den Mobilitätspunkten installiert.

Angestrebt wird auch gewerbliches Carsharing, etwa für den Außendienst. Damit hätte der Betreiber feste Buchungen und ein Grundeinkommen, erklärte Löffelhardt.


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Arbeit für Menschen mit Beeinträchtigung

Der Namen weist darauf hin: Mobile inclusive ist auch ein soziales Projekt, ein Inklusionsbetrieb, der Menschen mit Beeinträchtigung in Lohn und Brot bringen will. "Als gGmbH sind wird nicht gewinnorientiert", stellte Gesellschafter Dirk Storz, Geschäftsführer Der Erneuerbaren, heraus. Eine Testperson gibt es bereits, weitere sollen folgen, um den Echtbetrieb zu simulieren und Feedback zu sammeln.

Die Mobilitäts-Offensive sieht maßgeschneiderte, flexible Angebote vor: So kann das gemietete Auto am Ausgangspunkt wieder abgestellt werden oder an einem anderen Mobilitätspunkt. Die dritte Möglichkeit, um die "letzte Meile" zurückzulegen und damit die Lücke zu schließen: Es kann der E-Bus "on demand" angefordert werden, der den Nutzer zum Mobilitätspunkt fährt oder zu Besorgungen über Gemeindegrenzen hinaus. Zu den Preisen gab es noch keine Angaben.

Landrat: Ein pilothaftes Vorhaben

"Wir sind auf dem richtigen Weg", freute sich Wüstenrots Bürgermeister Timo Wolf über das Konzept, das ein Stück Pionierarbeit leiste. Klimaschutz, Inklusion und der Sharing-Gedanke machten das Angebot zu einem pilothaften Vorhaben, lobte der Heilbronner Landrat Norbert Heuser. Das Projekt schließe eine Versorgungslücke in Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr. Obersulms Bürgermeister Björn Steinbach sah die Beteiligung der Gemeinde als Chance für die Bürgerschaft.

Eine Riesenchance verspricht sich auch Audi durch die Partnerschaft: nicht nur durch den Vertrieb seiner Fahrzeuge, sondern auch in der Entwicklung, wie Martin Wallenborn, Leiter Business Development aus Ingolstadt, sagte. Stellt sich doch die Frage, wie Autos zum Stromspeicher werden und Spitzenlasten aufnehmen können.


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Die Partner und ihre Aufgaben

Partner von Mobile inclusive sind: die Audi AG, die Fahrzeuge liefert; das Autozentrum Hagelauer in Heilbronn, zuständig für die Auslieferung, den Pannendienst und die Wartung der Fahrzeuge; Volkswagen Financial Services versichert die Fahrzeuge; Seat:Code in Barcelona hat die Buchungsapp entwickelt; die Firma Elli plant die Ladesäuleninfrastruktur. Die Lebenswerkstatt Heilbronn und das Therapeutikum sind für die Personalgewinnung und Betreuung der Menschen mit Beeinträchtigung, die bei Mobile inclusive arbeiten sollen, zuständig.

Die Betreibergesellschaft, gegründet am 23. Mai in Heilbronn, hat ihren Sitz in Wüstenrot und Büroräume neben dem Rathaus in Weihenbronn bezogen. Jürgen Birkert (Kommunikation) ist der zweite Geschäftsführer, Quartiersmanager Andreas Haupt ist Bereichsleiter für Personal und Soziales. Im Beirat, der beratend tätig ist, sitzen die vier Bürgermeister der Starterkommunen sowie Dirk Schäfer als Vertreter von Landrat Norbert Heuser.

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