Bauernprotest mit großer Kundgebung in Stuttgart – "Wollen von unseren Erlösen leben können"
Landwirte aus dem Raum Heilbronn wollen zur großen Bauern-Kundgebung auf den Cannstatter Wasen. Am Dienstagmorgen ist deshalb mit Beeinträchtigungen im Verkehr zu rechnen.

"Wir fahren für die Bevölkerung", betont Helmut Reiner-Saal aus Brackenheim. Der Landwirt aus Hausen an der Zaber ist im Vorstand des Vereins "Land schafft Verbindung" mit mehreren hundert Mitgliedern. "In unseren regionalen Gruppen haben wir aber Kontakt zu mehr als 1000 Bauern." Man rechne bei der Sternfahrt nach Stuttgart daher mit einem größeren Konvoi aus dem Raum Heilbronn.
Nach aktueller Planung sind in der Stadt Heilbronn und dem nördlichen Landkreis keine Konvois geplant. Man treffe sich in Bönnigheim und fahre dann nach Pulverdingen über die Landstraßen. Von dort gehe es weiter Richtung Stuttgart. "Für den östlichen Landkreis haben wir Lehrensteinsfeld als Startpunkt ausgemacht", so Reiner-Saal. Man wolle von dort durchs Bottwartal in Richtung Bad Cannstatt rollen.
Bauern-Sternfahrt aus dem Raum Heilbronn nach Stuttgart: Beeinträchtigungen im Verkehr erwartet
Ursprünglich sollte es über die B27 nach Stuttgart gehen. Die Polizei habe aber nicht genügend Kräfte für die Absicherung der Strecke zusammen bekommen. Dennoch kann es morgen zwischen 7 und 10 Uhr zu Verkehrsbeeinträchtigungen kommen, informiert Reiner-Saal. "Wir bitten um Verständnis derjenigen, die mit dem Auto unterwegs sind. Aber wir fahren ja auch für die Bevölkerung und für eine gesicherte und hochwertige Ernährung aus der Region."
Man habe noch nichts erreicht bei der Politik, begründet der Landwirt die Aktionen der Bauern. "Wir wollen von unseren Erlösen leben können." Auch Bäcker, Metzger und Logistiker beteiligen sich an der zentralen Kundgebung ab 13 Uhr auf dem Cannstatter Wasen.
Brackenheimer Bauer stellt klar: "Stehen in der Mitte der Gesellschaft"
Etwas unglücklich sei die Überschneidung mit dem Treffen der süddeutschen Zuckerrübenbauern, das ebenfalls am Dienstagnachmittag in Ilsfeld-Auenstein stattfindet. "Der Termin war schon lange deutschlandweit so festgelegt."
Radikalen oder extremistischen Tendenzen, wie sie bei Bauernprotesten teilweise schon zu sehen waren, erteilt das Vorstandsmitglied von "Land schafft Verbindung" eine klare Absage: "Wir stehen in der Mitte der Gesellschaft und sind rechtschaffene Bürger." Man habe im Vorfeld klar kommuniziert, dass man keine Aussagen, Zeichen oder Symbole in diese Richtung dulden werde.
Zuletzt hatte sich auch Bauernpräsident Joachim Rukwied gegenüber der Stimme geäußert, warum für Landwirte angesichts der aktuellen Agrarpolitik das Fass übergelaufen ist.
Die Ampel hört uns nicht zu - wir werden laut!
Und auch am Mittwoch wird es laut: Am Tag der Generaldebatte über den Haushalt 2024 im Bundestag schaffen die Landwirtinnen und Landwirte sich nochmals Gehör, teilt der Vorsitzende des Bauernverbandes Heilbronn-Ludwigsburg, Stefan Kerner aus Erlenbach mit. "Es ist fünf nach zwölf und landesweit hupen die Schlepper zehn Minuten lang, um damit die Bundesregierung und insbesondere Bundeskanzler Scholz für die Weigerung auszupfeifen, sich bei der Agrardieselrückerstattung noch zu bewegen."
„Die schrittweise Streichung der Agrardieselerstattung muss vollständig zurückgenommen werden“, fordert Kerner. „Nach der Abstimmung nehmen wir gerne Gespräche über Verbesserungen der Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft auf. Angesichts der völlig praxisfremdem Vorgaben für die Bewirtschaftung eines landwirtschaftlichen Betriebes lassen wir uns aber nicht mit allgemeinen und unverbindlichen Aussagen, beispielsweise zum Bürokratieabbau, abspeisen.