Verkaufsverbot ist Donnerschlag für Feuerwerk-Hersteller
Das erneute Verkaufsverbot für Feuerwerksartikel trifft die Branche hart. Auch bei der Zink-Feuerwerk GmbH in Cleebronn macht sich dies bemerkbar. Doch das Unternehmen kam bislang verhältnismäßig gut durch die Krise.

Wenn Butler James im Fernsehen von Miss Sophie wieder einmal zum "üblichen Prozedere" gebeten wird, wiederholt sich im Freien ein aus dem vergangenen Jahr bekanntes Szenario: Es wird weniger geböllert. Raketen, Knaller und Feuerwerksbatterien bleiben vielerorts in den Regalen der Händler. Denn auch in diesem Jahr gilt ein Verkaufsverbot für diese Artikel. Ausgenommen davon ist nur Kleinstfeuerwerk, etwa Wunderkerzen und Knallerbsen.
Enorme Umsatzeinbrüche bei Herstellern
Die Entscheidung von Bund und Ländern trifft die Hersteller von Pyrotechnik zum zweiten Mal in Folge tief ins Mark. Setzten sie 2018/2019 nach Angaben des Branchenverbands VPI noch 133 Millionen Euro um, waren es jüngst 20 Millionen. Nach dem erneuten Verkaufsverbot hat der Bund daher eine Sonderregelung bei der Überbrückungshilfe beschlossen: Betroffene Firmen, die einen Umsatzeinbruch von mindestens 80 Prozent gegenüber Dezember 2019 erlitten haben, können für den Zeitraum von Dezember bis März 2022 Lager- und Transportkosten erstattet bekommen.
Lager der Abnehmer bleiben gut gefüllt
Doch diese Hilfe greift nicht überall: "Die Maßnahme passt nicht zu unserem Geschäftsmodell, da wir weder den entsprechenden Umsatzausfall noch die Kostenstruktur haben", sagt Arne von Boetticher, Geschäftsführer der Zink-Feuerwerk GmbH in Cleebronn. "Weil wir unsere Produkte überwiegend an Fachhändler verkaufen, haben wir auch keine Retouren, die wir einlagern müssen." Durch das Verkaufsverbot bleiben aber auch die Regale seiner Abnehmer gut gefüllt. Die Folge: Es wird weniger bestellt. "Wir merken das dann immer erst im Folgejahr", sagt von Boetticher.
Jährliche Umsatzeinbußen bis zu 25 Prozent
Die Stimmung in der Branche schildert er als allgemein sehr schlecht. Gerade für Importeure sei die Lage bedrohlich. Da man bei Zink aber unter anderem mit der Munition für Signalwaffen und der Produktion für den Exportmarkt mehrere Standbeine habe, treffe das Unternehmen die Situation weniger hart. Was aber nicht heißt, dass sich die Corona-Folgen nicht auch bemerkbar machen. Auf 20 bis 25 Prozent pro Jahr beziffert von Boetticher den Umsatzverlust seit Beginn der Pandemie. Dabei halte sich das Minus aus dem ausgefallenen Lagerverkauf aber in Grenzen. Schwerer wiege die Absage von Volksfesten, die oft spektakulär mit einem Höhenfeuerwerk enden.
Fehlende Nachfrage mit Kurzarbeit abgefedert

Für das 15 Mitarbeiter zählende Familienunternehmen sei ein anderes Instrument hilfreicher gewesen als das Überbrückungsgeld, so Arne von Boetticher: "Wir waren rund drei Viertel des Jahres in Kurzarbeit und konnten so den Nachfrageeinbruch abfedern." Die Hoffnung, in diesem Jahr wieder mehr verkaufen zu können, habe sich aber nicht erfüllt. Für 2022 plane man vor allem für den Export. "Die Lage trifft uns auch, wir sind deshalb aber nicht in Existenznot", zeigt sich der Geschäftsführer zweckoptimistisch.
Privatkunden über Verkaufsstopp verärgert
Gedanken macht er sich um die Stimmung bei den Feuerwerkfans. "Der eine oder andere Privatkunde klingelt schon noch bei uns durch und fragt nach dem Fabrikverkauf", schildert er. Die müsse er enttäuschen. "Da spüre ich dann natürlich eine Verärgerung." Die Politik sollte die Menschen nicht aus Übervorsicht zu sehr gängeln, meint von Boetticher. Er unterstütze zwar Maßnahmen, die das Pandemiegeschehen eindämmen sollen. Das Verkaufsverbot hält er aber für unverhältnismäßig: "Es gibt ja in der Art und Weise, wie mit Böllern und Raketen gefeiert wird, Unterschiede zwischen den Ballungszentren und dem ländlicheren Raum." Dort seien große Versammlungen auf öffentlichen Plätzen ohnehin weniger ausgeprägt.
"Zudem gibt es keine verlässlichen Zahlen zu den durch Feuerwerk hervorgerufenen Verletzungen", so von Boetticher. Es habe lediglich eine Anfrage im bayrischen Landtag zur Silvesternacht 2019/2020 gegeben. "Aus der geht hervor, dass in Bayern 25 Personen durch Feuerwerk verletzt wurden, in München war es eine."
Gericht bestätigt Verbot
Das Verwaltungsgericht Berlin hat am Dienstag das bundesweite Verkaufsverbot für Silvesterfeuerwerk bestätigt und damit die Eilanträge von Pyrotechnikhändlern gegen die Regelung des Bundesinnenministeriums abgewiesen. Nach Ansicht des Verbands der Pyrotechnischen Industrie (VPI) ist die Branche existenziell bedroht, rund 3000 Beschäftigte stünden nun endgültig vor dem Aus, heißt es in einer Mitteilung des VPI. Die von der Politik angegebene Grundlage für den Verkaufsstopp, die Krankenhäuser in der Pandemie zu entlasten, sei aus Sicht des Verbands nicht haltbar.