Verband blickt optimistisch auf innovative Genossenschaften
Die Bezugs- und Absatzgenossenschaften übernehmen für Landwirte als Dienstleister viele Aufgaben. Hier liegen zurzeit die Herausforderungen.
Die Anzahl an Bezugs- und Absatzgenossenschaften ist beim Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWGV) rückläufig. 45 gab es 2016, im vergangenen Jahr waren es 40. "Positiv gestimmt" ist trotzdem Dr. Ansgar Horsthemke, wenn er über die Zukunft der Betriebe spricht. "Sie müssen weiterhin so innovativ sein wie jetzt", sagt der Generalbevollmächtigte beim BWGV, der zudem den Bereich "Beratung Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften" leitet.
Das sind die Chancen der landwirtschaftlichen Genossenschaften
Die Genossenschaften böten ihren Mitgliedern Chancen, weiß der Agrar-Experte. Sie haben sich beispielsweise auf den Agrarhandel spezialisiert, können also über langfristige Verträge das Getreide verkaufen und das Saatgut besorgen. Keine Frage: Der weltweite Handel berge zugleich Risiken. Ansgar Horsthemke weiß: Wenn die Börse in Chicago huste, sinken auch die Preise in Deutschland. Genossenschaften haben spezielle Werkstätten für landwirtschaftliche Großgeräte, sie stehen den Landwirten zugleich als Partner beiseite. Ansgar Horsthemke gibt ein Beispiel: Neue Sorten auszuprobieren kann für den einzelnen Bauern riskant sein, über die Genossenschaft seien solche Versuche leichter möglich. Das belegt er mit dem Kraichgau-Raiffeisenzentrum in Eppingen, das in der Agroa-Raiffeisen-Genossenschaft aufgegangen ist. Es hat sich bei Weizen einen Namen gemacht. Ein Landwirt allein könne außerdem die Informationsflut nur schwer im Auge behalten. "Das geht über die Genossenschaft schon besser."
Den Betrieben fehlen Fachkräfte
Silo-Mitarbeiter werden genauso gesucht wie Lkw-Fahrer: Auch für Genossenschaften bedeute der Fachkräftemangel eine Herausforderung, sagt Ansgar Horsthemke. Dass der Bioanbau ausgebaut werden soll, kann für einzelne Genossenschaften mit Großinvestitionen verbunden sein - zusätzlich zur Zertifizierung, die ebenfalls ansteht. Denn schließlich müssen die Genossenschaften dafür sorgen, dass konventionell angebautes Getreide und Biogetreide getrennt bleiben - von der Erfassung bis zur Vermarktung, so der Agrarexperte. Hier kommt Firmen wie der Agroa ihre Größe zugute: Sie können einzelne Standorte zum Bio-Standort ummünzen.