Agroa-Genossenschaft kommt beim Umsatz unter Top 25
Drei landwirtschaftliche Genossenschaften Kraichgau-Raiffeisenzentrum (Eppingen), BAG-Franken (Bad Friedrichshall) und Labag-Raiffeisen (Marbach) sind zusammengegangen. Die Synergien zeichnen sich ab, Herausforderungen bleiben.

Die Agroa-Raiffeisen-Genossenschaft hat ihren Betrieb aufgenommen. Die Verschmelzung der drei selbstständigen Genossenschaften Kraichgau-Raiffeisenzentrum (Eppingen), BAG-Franken (Bad Friedrichshall) und Labag-Raiffeisen (Marbach) ist abgeschlossen, die Vorstände sind im Amt, der Aufsichtsrat ist zur konstituierenden Sitzung zusammengekommen. Nun hat die Unternehmensführung eine Bilanz der ersten Wochen präsentiert. Das Unternehmen mit Sitz in Eppingen hat es beim Umsatz auf Platz 17 der größten Warengenossenschaften in Deutschland geschafft, im Süddeutschen Raum ist sie sogar auf Platz eins. "Größe ist für uns kein Indiz von gut", rückt Vorstandssprecher Jürgen Freudenberger die Statistik zurecht. Irgendwann seien Kostenvorteile dahin, die Verwaltung zu groß, blickt er auf deutlich größere Betriebe in der Sparte. Das Jahr 2021 wird bereits zusammen bilanziert, die Führungsmannschaft erwartet ein anständiges Ergebnis.
Dafür steht der Name Agroa
Für die Bezeichnung Agroa, die für Agrar-Genossenschaft mit regionaler Ausrichtung steht, sind jüngere Mitarbeiter verantwortlich gewesen. Der Name aber soll zugleich die Nähe verdeutlichen, an der das Unternehmen festhält. "Wir wollen unsere Stärke aus der Vergangenheit nutzen", sagt Jürgen Häußermann, der ebenfalls zum Vorstand gehört. Während sich größere Zentralgenossenschaften aus der Fläche zurückzögen, sieht Agroa gerade darin einen Vorteil. Man sei dicht an Kunden und den Mitgliedern. Die Führung hofft, dass die Treue der Kunden anhält.
Die Genossenschaft bekennt sich zu den Raiffeisenmärkten
Das zeigt sich beispielsweise bei den Raiffeisenmärkten, die zu den Gewinnern während der Corona-Pandemie zählen. Diese Zeit sei zu einem Turbo für dieses Standbein geworden, sagt das dritte geschäftsführende Vorstandsmitglied, Stephan Buchholz. Er geht davon aus, dass die Umsatzzahlen hier nachhaltig über den Vor-Corona-Zahlen bleiben. "Kein Standort steht zur Diskussion", betont er und gibt dabei offen zu, dass die Genossenschaft zuletzt im Spätjahr 2021 den Raiffeisenmarkt in Eppingen-Kleingartach zugemacht hat. Allerdings: Den Standort in Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis) wolle man aufwerten, man sei investitionsbereit.
Die BAG-Franken schafft die Wende
Die BAG-Franken war einst ein Sorgenkind. Während Labag und das KRZ aus Eppingen ihre Geschäftsjahre mit einem Plus abgeschlossen haben, blieb bei der BAG zuletzt ein deutliches Minus. Das Defizit habe bei 600.000 bis 800.000 Euro gelegen, sagt Stephan Buchholz. Unter diesen Vorzeichen sei keine Verschmelzung denkbar gewesen. Die KRZ-Führung hatte jedoch schon vorher das Zepter in Bad Friedrichshall übernommen. Das Minus ist weitestgehend weg, es fehlen nur noch 30 000 bis 40 000 Euro. "Wir sind zuversichtlich", sagt er. Vorstandssprecher Jürgen Freudenberger betont, dass bei der BAG eine Vielzahl an Entscheidungen zum Minus geführt hätten. Dazu gehörte eine falsche Vermarktung, außerdem habe es "nicht rentable Geschäftsbereiche" gegeben. Jetzt sieht die Bilanz besser aus. "Wir hatten den Vorteil, an mehreren Stellen korrigieren zu können."

Zwar ist in Möckmühl eine Kleinmotoren-Werkstatt geschlossen worden. Die Genossenschaftsführung weiß allerdings, ihre rund 440 Mitarbeiter zu schätzen. Der Personalabbau sei abgeschlossen, mittlerweile sucht die Agroa sogar wieder neue Kollegen. Die drei ehemaligen Verwaltungssitze sollen erhalten bleiben, bei den dortigen Mitarbeitern agieren die Vorstände so flexibel wie möglich. Durch die digitale Vernetzung müsse niemand an einen anderen Standort gehen. Die Kollegen müssten sich wohlfühlen, sagt Jürgen Freudenberger.
Das Silo in Züttlingen bekommt einen neuen Inhalt
Agroa bekennt sich zu den 23 Agrarstandorten, an denen Getreide erfasst wird. Auch wenn sie permanent geprüft würden, sagt Jürgen Freudenberger. Überlegt wird schon, einen Standort umzuwidmen: das Silo in Möckmühl-Züttlingen. Vorgesehen ist, dass dort zukünftig Pellets eingelagert werden. Andere Bereich könnten beispielsweise zu Bio-Standorten umgebaut werden. "Wir glauben, dass wir Alternativen bieten können", sagt der Vorstandssprecher.
Das Unternehmen setzt auf erneuerbare Energien

Die Genossenschaft vermarktet für die Mitglieder deren Getreide. Sie berät beim Anbau und produziert Tiernahrung. Wichtiger Umsatzbringer ist zudem der Energiesektor. Die Genossenschaft, die Tankstellen betreibt und Heizöl verkauft, wird hier zukünftig umsteuern. Jürgen Freudenberger ist zuversichtlich, dass die Zapfsäulen für einige Zeit erhalten bleiben. Sie seien von der Lage her gut zu erreichen. Er erwartet, dass aufgrund der Verkehrswende als erstes andere Tankstellen-Betreiber aufhören würden. Dennoch werde Agroa gegensteuern. Die BAG hat ein Wasserkraftwerk bei Bad Friedrichshall beigesteuert, neben Pellets setzen die Genossen zudem auf Photovoltaik. "Wir engagieren uns", sagt Jürgen Freudenberger. Er will aber nicht in Freiflächen-Anlagen auf landwirtschaftlichen Grundstücken investieren und damit mit dem Ackerbau konkurrieren. Agroa will in Dachanlagen investieren.
Die Verschmelzung der Genossenschaften bewerten die Vorstände als Hochzeit. Es sei weder eine Übernahme, noch ein Kauf oder eine Sanierung gewesen. Die Synergieeffekte seien bereits zu spüren, sagt Vorstandsmitglied Stephan Buchholz. Auch die Mitglieder sehen Vorteile bei Agroa. BAG-Mitglieder, die austreten wollten, hätten ihre Kündigung zurückgenommen.