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Viele Unfälle: Kreisel am Europaplatz Heilbronn hat es in sich

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Nirgendwo sonst passieren in der Stadt Heilbronn so viele Unfälle mit Verletzten wie am Europaplatz. In der Nacht und am Tag kracht es. Ist der Kreisel zu kompliziert?

Fahrlehrer Michael Simon aus Weinsberg bei einem Vor-Ort-Termin am Europaplatz.
Fahrlehrer Michael Simon aus Weinsberg bei einem Vor-Ort-Termin am Europaplatz.  Foto: Heike Kinkopf

An keiner anderen Stelle in Heilbronn ereignen sich so viele Unfälle, bei denen Menschen verletzt werden, wie am Europaplatz. Beim Kreisverkehr im Bereich von Mannheimer- und Weipertstraße hat es in den Jahren 2016 bis 2022 52 Mal heftig gekracht. Das geht aus den Unfallzahlen des Polizeipräsidiums hervor. Eine Datenanalystin der Heilbronner Stimme hat die Statistiken ausgewertet. 

Demnach kommt es insbesondere am Wochenende zu Unfällen. Eine große Zahl ereignet sich samstags und sonntags zwischen 23 und 3 Uhr. Doch auch zu anderen Zeiten und Wochentagen ist der Kreisel nicht ohne.

 

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„Eigentlich ist er übersichtlich“, sagt Michael Simon (39), Inhaber der Fahrschule Fast-Lane in Weinsberg, bei einem Vor-Ort-Termin. Die Straßenführung sei durch Hinweistafeln mehrfach detailliert ausgeschildert. Pfeile auf dem Boden markieren außerdem den Weg, dazu gibt es eine Ampelschaltung. Auch die Bepflanzung störe nicht, sagt Simon.  

Außerdem: Heilbronn sei keine Großstadt wie etwa Berlin, wo er jahrelang lebte und als Fahrlehrer tätig war. Er könne sich vorstellen, sagt Simon, dass es beim Spurwechsel stadteinwärts und stadtauswärts zu Zusammenstößen komme, oder dass – Stichwort nächtliche Raser - überhöhte Geschwindigkeit zu Unfällen führe.  

Der Kreisel scheint kompliziert zu sein

„Allgemein gesprochen, haben Kreisel mit mehr als einer Spur Probleme“, sagt Julian Häußler, Pressesprecher des Automobilclubs ADAC Württemberg. Beim Spurwechsel verlören Autofahrer schnell den Überblick. „Je komplexer der Kreisverkehr,  umso anfälliger ist er für Unfälle.“ Anders ausgedrückt: Je mehr Spuren, umso komplizierter.

 

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Dies trifft auf den Bereich Europaplatz in Heilbronn zu. Wobei das Rund kein klassischer Kreisel ist. Der ersetzt üblicherweise eine Ampelschaltung. Der Vorteil: Ein Kreisverkehr nimmt das Tempo raus und erhöht dadurch die Sicherheit. Kommt es trotzdem zu einem Unfall, verläuft der häufig glimpflich, weil die Autofahrer nicht ausgesprochen schnell fahren. Ein Kreisel funktioniert Häußler zufolge jedoch nur bis zu einer bestimmten Verkehrsmenge. Wird die zu groß, ist eine Ampelregelung besser.

Anwohner vom Neckarbogen sieht Fußgänger gefährdet

Der Kreisverkehr bindet das Wohngebiet Neckarbogen ans Verkehrsnetz an. Ein Bewohner, der namentlich nicht genannt werden möchte, ärgert sich. Er überquere regelmäßig mit seinen Kindern zu Fuß die Mannheimer Straße. Im Berufsverkehr komme es immer wieder zu gefährlichen Situationen. Trotz grüner Fußgängerampel würden Fahrzeuge aus dem Kreisel Richtung Innenstadt fahren. 

 

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Dass der Bereich insbesondere für Fußgänger gefährlich ist, lässt sich aus den Zahlen der Unfallstatistik nicht ablesen. In den fünf Jahren von 2016 bis 2022 sind drei Fußgänger und zwei Radfahrer an Zusammenstößen beteiligt. 

Immer wieder landen Raser am Baum

Eine Gefahr für sich und andere stellen Raser dar. In der Weipertstraße stadtauswärts kommt es regelmäßig zu schweren Unfällen in der Nacht. Autofahrer brausen mit überhöhter Geschwindigkeit über die Mannheimer Straße, verlieren im Kreisel die Kontrolle über ihren Wagen und krachen in der Weipertstraße gegen einen Baum. Zuletzt überlegte die Stadt Heilbronn, dort eine festinstallierte Blitzersäule aufzustellen und entschied sich dagegen. Stattdessen setzt man auf regelmäßige Kontrollen an wechselnden Plätzen im Umfeld dieser Unfallstelle.

Zuletzt führte vermutlich ein Autorennen im April dieses Jahres zu einem Crash am Europaplatz. In einer Samstagnacht fuhr ein 18-Jähriger mit einem Toyota Corolla auf der Mannheimer Straße in Richtung Weipertstraße, hieß es damals in einer Mitteilung der Polizei. Vermutlich sei er deutlich zu schnell gewesen. In der Rechtskurve prallte er gegen einen Bordstein. Aufgrund dieser Kollision habe sich das Fahrzeug überschlagen und ein Verkehrsschild knickte durch die Wucht des Aufpralls ein. Das etwa 800 Kilogramm schwere Betonfundament des Schildes wurde ebenfalls herausgerissen. Laut Zeugen soll sich der 18-Jährige zuvor ein Rennen mit einem 22-jährigen Audi-TT-Fahrer geliefert haben. 

 „Im Theorie-Unterricht ist die Raser-Szene immer wieder Thema unter meinen Fahrschülern“, berichtet Fahrlehrer Michael Simon. Die meisten äußerten sich ablehnend. "Sie verstehen nicht, warum jemand derart rast." 

Neue Artikelserie läuft bis Januar

Datenanalystin Ana-Maria Stefan von der Heilbronner Stimme wertet die Unfallstatistik des Heilbronner Polizeipräsidiums aus den Jahren 2016 bis 2022 aus. Zahlen von 2023 liegen noch nicht vor. Die Datenauswertung zeigt Unfallschwerpunkte in der Region. Nicht berücksichtigt sind Unfälle, bei denen ausschließlich Sachschaden entstand und niemand verletzt wurde. In der Serie geht die Stimme bis Januar beispielsweise der Frage nach, warum in Pforzheim weitaus weniger Radfahrer an Unfällen beteiligt sind als in Heilbronn. Ein weiteres Thema beschäftigt sich mit der Rushhour etwa in Eppingen und Brackenheim. Außerdem: Sind Sonntagsfahrer besser als ihr Ruf? 

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Kommentare

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Philipp Krebs am 07.12.2023 13:44 Uhr

Danke dass die Kommentare offen sind. Verkehr ist doch immer ein schönes Thema , vor allem interessant zu diskutieren.
Wenn ich die Unfälle aus ihrem diagramm zähle komm ich in den 5 Jahren auf 54, ist 10 Unfälle pro Jahr denn wirklich viel?

Sollte man dann nicht das tempo 40 infrage stellen wenn es nichts bringt? Lohnt sich ein blitzer finanziell dort etwa nicht?

Ich finde, weipertstr einwärts sollte es unbedingt eine Busspur geben! Die armen Busfahrer sind genug gestresst, und niemand braucht dort die 3te rechtsabbiegespur.

Es wird nicht den einen Grund für Unfälle dort geben. Ist es nicht möglich Stadt einwärts tempo 30 zu machen, da die Linkskurve ja schwierig ist und auswärts 50?

Ich glaube viele Menschen wären glücklicher, wenn sie mehr darüber diskutieren und sich einbringen könnten, wie verkehre in der Stadt gestaltet werden.
Es gibt immer was zu tun

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