Ukraine-Krieg: Kommunen der Region sind zunehmend im Krisenmodus
Heilbronn und die 46 Städte und Gemeinden im Landkreis bereiten sich derzeit intensiv auf die Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine vor. Dabei steht die Suche nach Wohnraum im Vordergrund. Aber auch für die Integration in Schulen und Kindertageseinrichtungen laufen erste Maßnahmen an.

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Der Krieg in der Ukraine, der vor 20 Tagen begonnen und Millionen Menschen zur Flucht Richtung Westen veranlasst hat, versetzt auch Heilbronn und die 46 Städte und Gemeinden im Landkreis in den Krisenmodus. Wie während der großen Flüchtlingskrise 2015/2016 bereiten sich die Kommunen intensiv darauf vor, Geflüchtete aufzunehmen. Im Landkreis Heilbronn sind nach Angaben des Landratsamts bereits mehr als 400 Personen privat untergebracht und über die Einwohnermeldeämter der Kommunen angemeldet.
An diesem Dienstag sei man vom Regierungspräsidium Karlsruhe informiert worden, dass sich die Lage in den Erstaufnahmeeinrichtungen zuspitze und direkte Verlegungen von Flüchtlingen in die Stadt- und Landkreise erforderlich werden, teilte Landratsamts-Sprecherin Lea Mosthaf mit. Was das zahlenmäßig bedeute, sei noch nicht bekannt.
Neben Ukrainern kommen noch andere Flüchtlinge
2015/2016 hatten mehr als eine Million Menschen Schutz in Deutschland gesucht. Jetzt sprechen erste Zahlen von mehr als 2,7 Millionen Frauen, Kindern und Männern, von denen derzeit schon rund 110.000 in Deutschland angekommen sind. Der Verteilerschlüssel für Baden-Württemberg liegt bei rund 13 Prozent. Nicht zu vergessen: Nach wie vor werden auch Flüchtlinge aus anderen Ländern zugewiesen.
Viele Geflüchtete kommen privat unter
Im Verwaltungsausschuss kritisierte die Heilbronner Sozialbürgermeisterin Agnes Christner (SPD) die "fehlenden Planungsgrundlagen seitens des Bundes" und glaubt, "dass mehr Kriegsflüchtlinge kommen werden als vor sechs, sieben Jahren". Die meisten ukrainischen Flüchtlinge, die bis jetzt in Heilbronn eingetroffen sind, kamen laut Christner privat unter. "Bei etwa 50 Personen war die Stadt mitbeteiligt. Einige wurden auch in der Jugendherberge einquartiert."
"Bewundernswert" ist für Agnes Christner die große Hilfsbereitschaft der Bürgerschaft. Aktuell bieten 62 Privatpersonen Wohnungen an. Weitere elf Wohnungen stellt die Stadtsiedlung zur Verfügung. Zudem gibt es 80 Wohnangebote wie Gästezimmer, von denen zehn belegt sind.
Unterbringung auch in Hallen wieder denkbar
"Nicht ausschließen" will die Sozialbürgermeisterin, dass Flüchtlinge auch wieder in Hallen untergebracht werden müssen. Im Gespräch sei die Verwaltung mit Hoteliers und Betreibern von Pensionen. Auch mit Ärzten stehe das Rathaus zwecks Impfungen in Kontakt.
Wichtig ist Agnes Christner, "Kinder schnellstmöglich in Kindertageseinrichtungen und Schulen zu integrieren". Bei Bedarf gelte es, neue Klassenräume zu schaffen. "Ich hoffe, dass das Land dann auch Lehrer zur Verfügung stellt", klopft die Bürgermeisterin schon einmal beim Kultusministerium an. Unterstützung hätten auch die Josef-Schwarz-Schule und die Volkshochschule bei Sprachangeboten zugesagt. "Selbstverständlich" ist für Oberbürgermeister Harry Mergel, dass Flüchtlingskindern Angebote für die Freizeiten auf dem Gaffenberg und dem Haigern gemacht werden: "Das hat Tradition."
Es gibt keinerlei Verständigungsprobleme
Auch wenn sich die Menschen erst nach Ablauf von drei Monaten bei den Städten und Gemeinden anmelden müssen, haben das viele bereits getan. "Bei uns sind es momentan 30 Personen", sagt Cathrin Leuze von der Pressestelle der Stadt Eppingen. Bisher habe es keinerlei Verständigungsprobleme während des bürokratischen Prozederes gegeben. Meist verständige man sich auf Englisch. "Und viele Menschen sind bei Verwandten oder Bekannten untergekommen, die eventuell übersetzen können."
In der Ausländerbehörde könne bei Verständigungsschwierigkeiten niemand aushelfen. Doch wenn alle Stricken reißen: Ein Mitarbeiter im Bauamt beherrscht die russische Sprache.
Landratsamt freut sich über Engagement
Wer sich beim Landratsamt Heilbronn offiziell anmeldet, kann bei Sprachproblemen auf ein Netzwerk an Dolmetschern mit unterschiedlichsten Fremdsprachenkenntnissen zurückgreifen. "Mitarbeiter aus unserem Haus bieten dabei ihre Unterstützung an", sagt Pressesprecherin Lea Mosthaf. Auch aus der ukrainisch sprechenden Bevölkerung gebe es zahlreiche Angebote. Über dieses Engagement sei man beim Landratsamt sehr dankbar.
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