Trassenwahl für die Bottwartalbahn: So verlief die Debatte im Kreistag
Die Entscheidung darüber, wie die künftige Bahnlinie zwischen Heilbronn und Marbach fahren soll, fiel im Heilbronner Kreistag überraschend deutlich aus.

Es ist eine klare Sache geworden: Mit großer Mehrheit hat der Kreistag des Landkreises Heilbronn entschieden, dass die Bottwartalbahn der historischen Trasse über Talheim folgen soll. Sieben Gegenstimmen kamen aus verschiedenen Fraktionen.
Nah bei den Menschen oder nah bei den Arbeitgebern: Das war in den Worten von Nico Morast der Unterschied der Optionen. "Jede Variante ist ein Gewinn", meinte der Vorsitzende der CDU im Kreistag. Mehrheitlich votierte seine Fraktion für die Strecke über Talheim, die "nahe bei den Menschen" durch die Orte führt.
Entscheidung für Trasse zwischen Marbach und Heilbronn – Bottwartalbahn bekommt keine Anbindung an Bosch
Von einer "historischen Entscheidung" sprach Ralf Steinbrenner, dessen Freie-Wähler-Fraktion ebenfalls überwiegend für Variante 1 stimmte, also für die Trasse im Schozachtal. Alle Gemeinden hätten "gekämpft wie die Löwen", so Steinbrenner. Der Trumpf der Alternativstrecke über Abstatt mit Anbindung der Firmen Bosch und Magna habe Gewicht. Steinbrenner wies aber auch darauf hin, dass etwa Audi in Neckarsulm an die Bahn angeschlossen sei, trotzdem aber nur ein Bruchteil der Beschäftigten dieses Verkehrsmittel nutzten.
Bernd Bordon, Bürgermeister in Ilsfeld, hob auf das meist genannte Argument für die von seiner SPD-Fraktion favorisierte West-Trasse ab: Man bringe die Stadtbahn zu den Menschen statt an den Ortschaften vorbei. Das auf fast eine halbe Milliarde Euro taxierte Projekt, so Bordon, verändere das Leben der Menschen im südlichen Landkreis. "Das Tal der Bahnlosen bekommt eine Stadtbahn."
Geduld und Ausdauer gefragt: Bottwartalbahn zwischen Heilbornn und Marbach wird auf sich warten lassen
Brigitte Wolf von den Grünen erinnerte an den Erfolg der Stadtbahn von Eppingen nach Heilbronn. Jetzt seien Geduld und Durchhaltevermögen nötig, verwies sie darauf, dass die Bahn realistisch nicht vor Mitte der 30er Jahre gebaut sein wird. Der vergleichsweise niedrige Flächenverbrauch war für Georg Heitlinger und seine FDP-Kollegen ein weiteres Argument, für die Talheim-Strecke zu stimmen. So war auch die Stimmungslage in der AfD. Deren Fraktionschef Jürgen Koegel betonte, man werde weiter ebenso vehement für "gute Straßen" kämpfen wie für die Bahn.
Einen "großen Gewinn" sieht Linke-Kreisrat Florian Vollert, während Klaus Ries-Müller (ÖDP) technische Innovationen erwartet: "Wir brauchen bis zur Inbetriebnahme der Bottwartalbahn autonom fahrende Stadtbahnen." Für die Abstatt-Trasse und gegen die Mehrheit seiner CDU-Fraktion sprach sich Norbert Weinert aus. "Wir fahren an der Industrie vorbei", kritisierte der Untergruppenbacher. "Für die Wirtschaft ist das eine Katastrophe." Joachim Weller, Freie-Wähler-Kreisrat und früherer Unterguppenbacher Bürgermeister, warnte: "Bosch und Magna werden abgehängt."