Von Lerntypen und Prüfungen
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Abi und Abschluss: Hunderte Schüler in der Region Heilbronn bereiten sich vor

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Mit Biologie geht es Mitte April bei den Abiturienten los, im Mai folgen Prüfungen an Haupt- und Werkrealschulen. So laufen die Vorbereitungen der Schüler.

Mit Biologie geht es Mitte April bei den Abiturienten los, im Mai folgen Prüfungen an Haupt- und Werkrealschulen. So laufen die Vorbereitungen.
Mit Biologie geht es Mitte April bei den Abiturienten los, im Mai folgen Prüfungen an Haupt- und Werkrealschulen. So laufen die Vorbereitungen.  Foto: Seidel, Ralf

Abitur, Abschlussprüfungen und das Ende der Schulzeit stehen an. Hunderte Jugendliche in der Region denken derzeit ähnlich: Gefühlt, war doch erst gestern der erste Schultag an der weiterführenden Schulen. Und jetzt eilt die Schulzeit ihrem Ende entgegen. Die wichtigen Prüfungstermine in den Abschlussklassen sind seit längerem bekannt, nun sind sie zum Greifen nahe. Die Gymnasiasten sind wieder als Erstes dran, bei ihnen beginnen die schriftlichen Abitur-Prüfungen am Donnerstag, 18. April. Mit Biologie geht es los. Die Fächer mit erfahrungsgemäß den meisten Prüflingen sind erst ab der übernächsten Woche an der Reihe: Deutsch kommt am 25. April, Englisch ist gesetzt am 3. Mai, und Mathematik macht dann den Abschluss am 7. Mai.

Abschlussprüfungen – manch ein Gymnasiast hat seine erste Prüfung schon hinter sich

Die schriftlichen Arbeiten stehen zwar aus. Das schriftliche Abitur startet jetzt in Baden-Württemberg. Doch Erfahrungen mit wichtigen Abi-Prüfungen hat so mancher Gymnasiast gemacht. Am Jagsttal-Gymnasium in Möckmühl wollen 31 Jugendliche ihre allgemeine Hochschulreife erlangen, und mit der Kommunikationsprüfung im Fach Englisch war Thea Vogt schon dran - noch vor den Osterferien. "Sie war schon ganz gut", sagt die Neudenauerin, die in den Fächern Deutsch, Englisch und Latein vor den schriftlichen Prüfungen steht. Sie sei sogar relativ entspannt in diesen ersten wichtigen Abi-Test gegangen. Mit ihr zusammen hat Lea Blechschmidt aus Möckmühl-Ruchsen diese sogenannte Tandemprüfung gemacht. Vorteil: Sie waren gleich zu Beginn an der Reihe, es ging nach dem Alphabet. Da hatte es die Möckmühlerin Selina Rose schwieriger. Sie musste warten, war relativ mittig dran. Sie stand dann auch noch früh auf. "Ich war sehr nervös." Dennoch: Sie findet es gut, dass sie dank der Kommunikationsprüfung schon in gewisser Weise im Abi-Modus ist: Ein Teil ist schon erledigt, dann wird es später vielleicht nicht mehr ganz so nervös zugehen, überlegt sie.

Das Möckmühler Gymnasium gehört zu den kleineren Standorten, die von vielen Schülern wegen der familiären Atmosphäre bevorzugt werden. Doch egal, ob es die ganz großen Schulen sind oder die winzigen: Für die Abiturienten waren die Osterferien mit die wichtigste Zeit für die Vorbereitung. Davon berichtet Michelle Schäfer, die in Englisch, Mathe und Wirtschaft an der Reihe ist. Mathe heißt vor allem eines: üben. Dem stimmt Lea Blechschmidt zu, die unter anderem in Mathe ins Schriftliche geht. Für Englisch muss sie wenig machen, in Biologie allerdings "relativ viel", sagt sie. Thea Vogt hat für sich zum Lernen schon vor längerem Zusammenfassungen fertiggestellt, auch sie beschäftigte sich mit Übungen über die Osterferien.

Vor der Abi- und Abschlussprüfung: Das sind die unterschiedlichen Lerntypen

Mit den Fortschritten über die Ferien ist Selina Rose "ein wenig unzufrieden", erzählt sie. "Ich war fest davon überzeugt, dass ich mich jeden Tag zu bestimmten Zeiten hinsetzen würde, um mein Material in Abschnitten durchzuarbeiten." Sogar Zeitpläne machte sie sich. Die Jugendliche merkte aber schnell, "dass ich in den Pausen zu schnell aus dem Fokus gelange". Stattdessen fing sie an, längere Lerneinheiten einzulegen. "Anfangs fühlte ich mich in der Zeit sehr produktiv, auf Dauer wurde es jedoch sehr ermüdend, und nach mehreren Tagen wollte ich mich morgens schon gar nicht mehr an den Schreibtisch setzen." Dem Abitur blickt sie dennoch positiv entgegen.

Viele Schülergenerationen hat Roswitha Wüschner (68) bereits auf dem Weg zu den Prüfungen begleitet und tut es noch heute. Sie ist Heilpraktikerin Psychotherapie in Pfedelbach-Buchhorn und gibt neben Einzelstunden auch Kurse an der Volkshochschule. Sie kennt verschiedene Lerntypen und beruhigt vor allem Eltern, indem sie sagt: "Lernen kann man lernen." Ihre Klienten sind oft Erstklässler, vor allem aber auch Schüler der achten, neunten und zehnten Klasse, die überlegen, zum Beispiel an ein berufliches Gymnasium zu wechseln. Und Abiturienten.

Schon zu Beginn der Schulkarriere sollten Eltern herausfinden, zu welchem Lerntyp ihr Kind gehört, lautet der Tipp von Roswitha Wüschner. Sie unterscheidet in visuelle und auditive Typen und in kinestetische, die sich nur dann konzentrieren können, wenn sie sich bewegen. Mit Lerntests kann das herausgefunden werden. Auch Aufmerksamkeit könne trainiert werden. Hilfreich sei dafür eine positive Lernumgebung, ohne Streit, ohne Mobbing. Und vor Prüfungen sollte ein Lernplan gemacht werden. Denn gerade wenn man zu viel wolle, sei die Gefahr von Blackouts groß. Wichtig sei, Pausen zu machen. Und: "In vier Wochen kann man nicht nachholen, was man die letzten Jahre versäumt hat." Eine Sache ist Roswitha Wüschner extrem wichtig, wenn Prüflinge zu ihr kommen: "Sie müssen sich klar machen, wie viele Klausuren und Prüfungen sie schon in ihrer Schulkarriere geschrieben haben", appelliert sie an deren Selbstvertrauen. "Der Glaube an sich selbst ist ganz wichtig", weiß sie. "Warum soll es dann für den Endspurt nicht reichen?

Kurz vor den Prüfungen: Tipps für intensive Lernzeit vor Abi und Abschlussprüfung

Die Expertin für richtiges Lernen hat noch ganz konkrete Tipps für die intensive Lernzeit: viel trinken. Das fördere die Konzentration. Wichtig sei auch, ausreichend Pausen zu machen. Die 45-minütigen Lerneinheiten in der Schule kämen nicht von ungefähr. Vier Stunden durchpowern könne niemand. Direkt vor der Prüfung rät sie zu ausreichend Schlaf und am Prüfungstag selbst zu einem ausgewogenen Frühstück. Und wenn dann doch während der Klausur Panik aufkommen sollte, dann helfe tief durchatmen, sich bewusst machen, dass man ausreichend gelernt habe und die Fragen zweimal lesen. "Ein bisschen Lampenfieber, das gehört dazu", meint Roswitha Wüschner. Und überhaupt: "Und selbst wenn eine Klausur mal schlecht laufen sollte, geht das Leben weiter."

Schwierigkeitsgrad und Aufgabenstellung in der Prüfung – das ist entscheidend

Das Lernen ist das eine, die Aufgabenstellung das andere. Am Jagsttalgymnasium in Möckmühl kann Marvin Schumacher Deutsch am wenigsten einschätzen. "Das Fach ist schwierig", gibt er zu. Mit einem Kommentar könne er umgehen. "Den werde ich hinbekommen." Er weiß aber auch: "Ein Gedichtvergleich wird schwierig." Michelle Schäfer hat vor Mathematik Respekt, die eigentliche Rechnung macht ihr wenig aus. "Das Rechnen finde ich nicht schwer", sagt sie. Das Hineinkommen sei komplizierter. Vieles hängt davon ab, wie die Aufgabe gestellt ist. "Man muss verstehen, was verlangt wird."

Mathe, Englisch, Deutsch – die Schüler bereiten sich auf Abi und Ablusch vor.
Mathe, Englisch, Deutsch – die Schüler bereiten sich auf Abi und Ablusch vor.  Foto: Berger

Und dann ist da der zeitliche Umfang. Deutsch geht um 9 Uhr los, abgegeben werden die Aufsätze um 14.15 Uhr. Sechs Schulstunden Deutsch haben die Gymnasiasten in Möckmühl kürzlich schon mal geschrieben, um ein Gefühl für die Dauer zu erhalten. "Die Zeit ging echt schnell rum", erzählt Selina Rose - wohl wissend, dass das schriftliche Abitur nochmal etwas ganz anderes ist. Denn da müssen die Jugendlichen das Aufgabenpaket genau anschauen und auswählen, welches Thema sie nehmen. Und vorher natürlich schauen, welche Verpflegung sie für die Klausuren benötigen. Wasser, Smoothie und etwas zu knabbern kommt bei Selina Rose auf den Prüfungstisch, mit Traubenzucker, Kaugummi und Nüssen will Michelle Schäfer die Tests durchstehen.

Schon Erwachsen? Vom Gefühl, der Abijahrgang zu sein

Der Abijahrgang zu sein, das beschreibt Lea Blechschmidt als ein komisches Gefühl. Sie erinnert sich an ihre Zeit in der siebten Klasse, für sie waren die Abiturienten damals alle so erwachsen. "Wir sind nicht so alt." Zugleich spricht Selina Rose von den schönen Zeiten, die sie im letzten Jahrgang hat. Sie bereiten unter anderem die Abizeitung vor. "Das macht Spaß, auch wenn's schwierig ist." Für Thea Vogt war der Schulabschluss mal ganz weit weg. Nun nicht mehr. "Jetzt sind die Prüfungen da."

Während Abiturienten ihr Schulkarriere bald hinter sich haben, haben Grundschüler noch viele Jahre vor sich. Kürzlich zeigte eine Studie, dass viele Grundschüler Ausgrenzung und Gewalt erleben.

 
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