THWler bauen Behelfsbrücken für Ahrweiler
Freiwillige aus der Stadt Heilbronn, dem Landkreis Heilbronn und Hohenlohe leisten im Flutgebiet Hilfe für den Wiederaufbau. Die Helfer werden noch einige Tage im Krisengebiet bleiben.

Die Helfer vom Technischen Hilfswerk THW arbeiten gerne unauffällig. Bei Einsätzen prägen zunächst Polizei und Feuerwehr das Bild. "Die Blauen" kommen meist etwas später und kümmern sich um den Wiederaufbau, wenig wahrgenommen in der Öffentlichkeit. So ähnlich auch nach der Flutkatastrophe. Es gibt wieder andere Themen in den Medien. Und genau jetzt schlägt die Stunde des THW. Freiwillige aus der Stadt Heilbronn, dem Landkreis sowie aus dem Raum Hohenlohe sind in Ahrweiler und dem umliegenden Krisengebiet in Rheinland-Pfalz - und leisten wertvolle Arbeit, um wieder eine funktionierende Infrastruktur herzustellen.
Steffen Rothenburger (46) aus Pfaffenhofen vom THW-Ortsverein Heilbronn ist aktuell als Gruppenführer mit 15 Helfern, die aus der Stadt Heilbronn und aus Landkreisgemeinden kommen, direkt in Ahrweiler stationiert. Er berichtet am Telefon, was die Aufgaben für seinen THW-Ortsverein sind. Konkret geht es um die Prüfung von Brücken-Stabilität und den Bau von Behelfsbrücken. Sie unterstützten eine Fachgruppe Brückenbau vom THW Mülheim an der Ruhr.
Von 15 Brücken ist derzeit nur eine nutzbar
Vor dem Hochwasser habe es in Ahrweiler 15 Brücken gegeben, aktuell sei aber nur noch eine vorhanden, die für Verkehr freigegeben sei, sagt Rothenburger. Außerdem setzten sie Boote ein, um mit einem Statiker eine Ahr-Brücke auf ihr Stabilität hin zu überprüfen - in der Hoffnung, dass diese freigegeben werden kann. "Sie ist noch komplett gesperrt und voll mit Trümmern." Es müssten auch die Fundamente geprüft werden, weshalb der Statiker mit einem Boot dorthin gebracht werden müsse.
Mit ihrer Fachgruppe Notdienstversorgung haben die Heilbronner unter anderem die Aufgabe, eine Art Fährbetrieb zu ermöglichen. Eine kleine Gierseilfähre wurde in kurzer Zeit eingerichtet - dabei wird zur Fortbewegung die Strömung des Flusses ausgenutzt. Außerdem soll in Höhe des Ahrweiler Klinikums eine Behelfsbrücke gebaut werden. Man müsse sich das so vorstellen, dass diese sogenannten D-Brücken aus vormontierten Einzelbauteilen zusammengesetzt werden. Stück für Stück werden sie über den Fluss geschoben. Sie sind aus Stahl, sehr robust, mit hoher Traglast und sogar für permanenten Betrieb geeignet.
Es sei wichtig, die Infrastruktur in Ahrweiler wieder aufzubauen, erklärt Rothenburger. "Momentan quält sich der ganze Verkehr über die einzig freigegebene Brücke." Das soll sich schnell ändern. Mit ihren Kenntnissen und ihrem Equipment hätten sie alles dabei, "was man dazu braucht, um eine Infrastruktur zum Leben zu bringen." Sie könnten sogar Energieversorger mit Strom unterstützen. "Wir sind wie eierlegende Wollmilchsäue."
Wie die meisten THWler in der Krisenregion sind auch die Heilbronner am Nürburgring stationiert. Dort haben sie auch die 80 Zelte mitaufgebaut, die von den rund 1000 Helfern zum Übernachten genutzt werden. Am Sonntag waren einige Kameraden von der Heilbronner Ortsgruppe in der Gemeinde Schuld zugange, die auch Kanzlerin Angela Merkel am jenem Tag besucht hatte. Die THW-Helfer brachten Duschcontainer und WCs dorthin, damit die Flutopfer und ihre zahlreichen Helfer nach Tagen des Aufräumens und Arbeitens einen gewissen Standard an Hygienebedingungen vorfinden. "Die Bundeswehr flog in dieser Zeit mit ihren Hubschraubern Trinkwasser von Nürburg nach Schuld", schildert Rothenburger.
Auch die Ortsgruppen Pfedelbach und Haßmersheim sind in der Gegend. Man treffe sich nach einem harten Tag mit etwas Glück am Abend auf dem Nürburgring. Die Haßmersheimer setzten einen geländegängigen Gabelstapler ein, was für die Aufräumarbeiten von großem Nutzen sei. Die Pfedelbacher sind ebenfalls Experten beim Aufbau von Behelfsbrücken. Momentan seien zahlreiche THW-Kräfte aus Baden-Württemberg und Deutschland "noch am Pumpen" - Keller und Wohnungen von Schlamm- und Wassermassen befreien. In Ahrweiler im Stadtgebiet liege der Schutt noch zweieinhalb Meter hoch.
Längerer Aufenthalt
Die Helfer des THW-Ortsverbands Heilbronn werden noch einige Tage im Krisengebiet in Rheinland-Pfalz bleiben, mindestens bis zum kommenden Wochenende. Nach Angaben von Gruppenführer Steffen Rothenburger gibt es unglaublich viel an Wiederaufbau-Arbeit zu leisten. Um vor Ort helfen zu können, sind die THW-Kameraden allesamt von ihren Arbeitgebern in dieser Zeit freigestellt worden.
Auch Feuerwehren aus der Region unterstützen nach wie vor im Krisengebiet. Am Montag startete ein Zug der Feuerwehren Brackenheim und Güglingen. Zudem ist am Nürburgring aktuell einen Krankentransportwagen des ASB stationiert, Jochen Hähnle und Sebastian Messing sind im Einsatz.