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SWEG kauft Abellio: Sanfter Übergang auf der Frankenbahn

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Wichtige Weichenstellung auf der Frankenbahn: Während Go-Ahead im Regionalverkehr weiterfährt, ist die Zeit des Betreibers Abellio abgelaufen. Die landeseigene SWEG hat das insolvente Unternehmen übernommen. Der Fahrgast bekommt vom Wechsel kaum etwas mit.

Zug mit Abellio-Aufschrift im Heilbronner Hauptbahnhof: Das Unternehmen, das erst vor zwei Jahren in die Region kam, ist seit 1. Januar eine Tochter der landeseigenen SWEG. Foto: Archiv/Berger
Zug mit Abellio-Aufschrift im Heilbronner Hauptbahnhof: Das Unternehmen, das erst vor zwei Jahren in die Region kam, ist seit 1. Januar eine Tochter der landeseigenen SWEG. Foto: Archiv/Berger  Foto: Berger

Das Jahr 2022 auf der Frankenbahn fühlt sich an wie 2021. Das WLAN an Bord funktioniert nicht. Das war früher schon so. Der Zug fährt relativ pünktlich los. Das war zuletzt häufig der Fall. Und der Zugbegleiter - das kennt der Fahrgast nicht anders - ist freundlich, kontrolliert Tickets und 3G-Nachweis. Am Revers: der Abellio-Schriftzug. "Das dauert noch eine Weile", erklärt er auf Nachfrage. "Die Marke gibt es noch bis Mitte des Jahres, bis dahin kommen auch die neuen Uniformen."

Paukenschlag im Regio-Nahverkehr

In der Tat ist es ein sanfter Übergang, der auf den Paukenschlag im regionalen Bahnverkehr folgt. Ende 2019 hatten Go-Ahead, das zu einem britischen Konzern gehört, und Abellio, Ableger der niederländischen Staatsbahn, den Verkehr auf zahlreichen Regionalstrecken in Baden-Württemberg, darunter die Frankenbahn, übernommen. Die Deutsche Bahn, zuvor Platzhirsch im Schienenverkehr, war wegen eines Formfehlers bei der Ausschreibung unterlegen. Begleitet war der Übergang 2019 von allerlei Problemen.

Beide Betreiber hatten Probleme mit ihren Zuglieferanten, Fahrzeuge fehlten. Während sich der Verkehr bei Go-Ahead auf der Regionalexpress-Strecke von Stuttgart über Heilbronn bis Würzburg nach einigen Wirren bis hin zum Ruf nach Ablösung stabilisiert hat, geriet auch Abellio beim Betrieb in ruhigeres Fahrwasser - allerdings finanziell in Turbulenzen.


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Finanzielle Turbulenzen führen zum Aus

Im Sommer wurde bekannt, dass die Abellio-Töchter in Deutschland schwer angeschlagen sind. Sie schlitterten in die Schutzschirminsolvenz, flankiert von Sonderbarkeiten. So wurde der niederländische Finanzminister bei der Landesregierung vorstellig und forderte Finanzspritzen. Stuttgart lehnte empört ab. Im Herbst präsentierte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) dann seinen Rettungsplan, den manche Beobachter als Not-Verstaatlichung von Abellio Rail BW sehen.

Die landeseigene SWEG springt in die Bresche, hat Abellio Rail BW samt 360 Mitarbeitern und der Pforzheimer Werkstatt übernommen. Der Kaufpreis liegt im mittleren einstelligen Millionenbereich "mit einer fünf vor dem Komma", wie SWEG-Chef Tobias Harms gegenüber der Heilbronner Stimme präzisiert. Viele Bahnexperten und Politiker begrüßen den Wechsel, die SWEG genießt einen guten Ruf. Formal handelt es sich für zwei Jahre um "eine Notmaßnahme nach europäischem Vergaberecht" - für die SWEG komfortabel, für den Landeshaushalt teuer, weil in dieser Zeit volle Kostendeckung gesichert ist.


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Ausschreibung nach zwei Jahren

Wie es dann weitergeht, ist offen. Eine Ausschreibung ist in Vorbereitung. Wer sie gewinnt, übernimmt Abellio Rail BW und die bedienten Strecken. Das Unternehmen besteht formal weiter, derzeit als hundertprozentige SWEG-Tochter. Mitte des Jahres verschwindet dann auch der Markenname Abellio nach nicht einmal dreijährigem Intermezzo aus dem regionalen Bahnverkehr. Der neue Name werde derzeit noch entwickelt, heißt es bei der SWEG. Sicher ist: Die Zugbegleiter bekommen dann neue Uniformen.

 
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