SWEG-Chef: Übernehmen funktionierendes Unternehmen
Die SWEG hat den Bahnbetreiber Abellio übernommen und ist seit Jahresanfang für Teile des Regionalverkehrs auf der Frankenbahn verantwortlich. Das Unternehmen will dauerhaft in der Region fahren, sagt SWEG-Chef Tobias Harms.
Die SWEG hat den Bahnbetreiber Abellio übernommen und ist seit Jahresanfang für Teile des Regionalverkehrs auf der Frankenbahn verantwortlich. Vom Wechsel soll der Fahrgast möglichst nichts merken, sagt SWEG-Chef Tobias Harms. Zunächst springt das landeseigene Unternehmen für bis zu zwei Jahre im Notbetrieb ein, will sich laut Harms aber dauerhaft engagieren.
Zum 1. Januar haben Sie die Bahnstrecken übernommen, die bisher Abellio bedient hat. Knallten die Sektkorken bei der SWEG?
Tobias Harms: Das ist sicherlich eine spannende Aufgabe. Die Sektkorken lassen wir mal weg. Wir warten jetzt mal ab, wie der Betrieb anläuft. Es deutet alles darauf hin, dass die Übernahme reibungslos vonstattengeht. Nach einer kurzen Phase der Konsolidierung wollen wir dann tatsächlich etwas feiern.
Für den Fahrgast ändert sich erst mal gar nichts?
Harms: Idealerweise wird der Fahrgast nichts davon merken, dass die SWEG neuer Gesellschafter bei der Abellio BW ist. Der Name Abellio bleibt für längstens sechs Monate bestehen, auch auf den Fahrzeugen. Parallel dazu entwickeln wir mit einer Agentur einen neuen Namen für die Gesellschaft. Das müssen wir auch tun, weil die Markenrechte für maximal ein halbes Jahr bestehen.
Der Tübinger Bahnexperte Gerhard Schnaitmann sagte, die Übernahme ist für die SWEG ein großer Schritt, das sei "eine Schuhgröße mehr". Sehen Sie das auch so?
Harms: Ich kenne Herrn Schnaitmann sehr gut und schätze ihn als Fachmann. In dem Fall würde ich ihm allerdings widersprechen. Wir sind sehr sicher, dass wir das hinbekommen. Wir übernehmen ein funktionsfähiges Eisenbahnunternehmen. Dass es einen Gesellschafterwechsel gab, lag ja nicht an der betrieblichen Performance, sondern an der wirtschaftlichen Situation. Insofern bin ich da ganz entspannt.
Die Frankenbahn ist für ihre Unzuverlässigkeit berüchtigt. Haben Sie Sorge, dieselben Probleme zu haben wie andere Betreiber?
Harms: Das muss man mal abwarten. Ein wichtiges Problem ist gelöst. Die Züge sind da, das hatte sich ja lange verzögert. Diese Baustelle ist schon mal abgeräumt. Klar ist aber auch: Äußere Einflüsse oder Infrastrukturmängel betreffen uns genauso wie andere.
Die Übernahme ist zunächst nur vorübergehend, wie geht es nach zwei Jahren weiter?
Harms: Die Notmaßnahme ist laut Vergaberecht für längstens zwei Jahre befristet. Das Land bereitet die europaweite Ausschreibung vor. Ich gehe davon aus, dass sie Mitte 2022 veröffentlicht wird. Wir werden uns als SWEG daran beteiligen. Das Besondere ist, dass nicht nur der Verkehrsvertrag Gegenstand ist, sondern dass die Betreibergesellschaft mit ausgeschrieben wird.
Dann werden auch Sie spitzer rechnen müssen. In der zweijährigen Übergangsphase haben Sie die Garantie vom Land, dass die Kosten getragen werden. Eine komfortable Situation.
Harms: Das sieht das Vergaberecht in dieser Notfallphase vor. Danach werden wir anders kalkulieren müssen und zwar so, dass es insgesamt auskömmlich ist. Es ist davon auszugehen, dass das bekannte Fahrplanangebot mindestens aufrecht erhalten wird.