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Superlative der Region: Der Fernmeldeturm grüßt weit ins Land

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Er ist das höchste Bauwerk im Landkreis Heilbronn: der Fernmeldeturm in Cleebronn. Unverzichtbar ist er noch dazu, denn er versorgt die Umgebung mit Richt- und Mobilfunk und analogem Radio.

Von Claudia Kostner
Auf dem 472 Meter hohen Hauptrücken des Strombergs, dem "Scheiterhäule", steht der 124,4 Meter hohe Fernmeldeturm "Brackenheim 1". Die Gemarkung gehört allerdings zur Gemeinde Cleebronn. Foto: Andreas Veigel
Auf dem 472 Meter hohen Hauptrücken des Strombergs, dem "Scheiterhäule", steht der 124,4 Meter hohe Fernmeldeturm "Brackenheim 1". Die Gemarkung gehört allerdings zur Gemeinde Cleebronn. Foto: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Anlässlich des Richtfestes am 6. September 1973 brachte der damalige Bürgermeister Rolf Streicher die Dimension des neuen Bauwerks auf den Punkt: "Die Stromberglandschaft hat ein neues Wahrzeichen bekommen, es ist der Fernmeldeturm auf dem 472 Meter hoch gelegenen Scheiterhäule auf Gemarkung Cleebronn." Mit seinen 124,4 Metern ist er bis heute das höchste Gebäude im Landkreis Heilbronn. "Ob man von Bad Rappenau, Sachsenheim, Sternenfels, Heilbronn oder Backnang herkommt, grüßt er weit ins Land", schrieb Streicher einst im Amtsblatt.

 


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"Die größeren Fernmeldetürme wurden überwiegend in den 1960er bis 1980er Jahren gebaut, um Signale, wie zum Beispiel Ferngespräche, von Turm zu Turm durch ganz Deutschland und ins benachbarte Ausland zu transportieren", erklärt Lea Borgers, Sprecherin der Deutschen Funkturm.

Zu diesem Zweck sei in Deutschland im Auftrag der Deutschen Bundespost ein dichtes Netz von etwa 500 Fernmeldetürmen errichtet worden, die jeweils 30 bis 50 Kilometer entfernt voneinander und über Richtfunk untereinander in Kontakt standen. "Durch die Höhe konnten und können Signale über alle Hindernisse hinweg von Turm zu Turm gesendet werden und trotz der Erdkrümmung weite Strecken überbrückt werden", so Borgers.

Der Funkturm "Brackenheim 1" – so seine offizielle Bezeichnung – versorgte in seiner Anfangszeit Cleebronn und Umgebung mit Richtfunk und analogem Radio. "Bis heute stellt er diese Dienste sicher. Darüber hinaus wird an dem Standort heute Mobilfunk betrieben."

 


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5,8 Millionen Mark hat der Bau gekostet, weiß Rolf Streicher. Zum Glück hat der Alt-Bürgermeister seinen Bericht aus dem Amtsblatt von damals aufbewahrt und kann auch sonst über das Geschehen genauestens Auskunft geben: Die Menschen aus den umliegenden Gemeinden hätten den Baufortschritt mit Interesse verfolgt. Sei es aus der Ferne oder durch einen Besuch. "Die Ausflügler sind in Scharen hingewandert, um das Bauwerk von Nahem zu sehen", erinnert sich Streicher. Protest, wie das heute beim Aufstellen von Mobilfunkmasten immer wieder der Fall ist, habe es damals keinen gegeben.

"Mitten in starkem Schneetreiben" sei der Turm am 19. März 1975 seiner Bestimmung übergeben worden. Rolf Streicher war mehrere Male auf der obersten der drei Plattformen, die auf einer Höhe von exakt 83,76 Metern liegt. "Es war ein komisches Gefühl, weil es nur eine Betonplatte ohne Geländer war", berichtet der 82-Jährige. Die Aussicht aber sei herrlich. "Der Funkturm ist höher gelegen als der 396 Meter hohe Michaelsberg. "

Wie alle 500 Fernmeldetürme sei auch der in Cleebronn starken Witterungen ausgesetzt, erläutert Lea Borgers von der Deutschen Funkturm. Regelmäßig müssten Instandhaltungsmaßnahmen vorgenommen werden. "Unsere Mitarbeiter sind etwa alle zwei Wochen am Turm, um sich um den Bauunterhalt zu kümmern", so die Unternehmenssprecherin.

In den 1970er Jahren wurde der Turm einige Zeit von der Nato verwaltet und genutzt. Aus dieser Zeit stammt auch das sogenannte Nato-Gebäude an seinem Fuße, welches zeitweise die Technik einer Kabelkopfstelle beherbergte und mittlerweile durch den digitalen Behördenfunk genutzt wird. Rolf Streicher: "Das Gelände war zum Teil eingezäunt. Von den Amis hat man aber nicht so richtig was mitgekriegt."

Berühmter Architekt

Der Fernmeldeturm in Cleebronn wurde im Auftrag der damaligen Deutschen Bundespost gebaut. In den 1990er Jahren wurden im Zuge der Privatisierung alle 500 Türme an die Deutsche Telekom übergeben. Seit 2002 sind sie im Besitz der Deutschen Funkturm, einer Telekom-Tochter. Im Jahr 2004 wurde das Cleebronner Bauwerk unter Denkmalschutz gestellt. Grund dafür ist sein Architekt: Professor Fritz Leonhardt (1909-1999). Der weltbekannte Turmbauer und Dachkonstrukteur, Betonexperte und Brückenbauingenieur lebte, lehrte und wirkte in Stuttgart. Dort war er unter anderem Rektor der Universität und Mitglied eines Architektenteams. Mit diesem hat er nicht nur das Zeltdach des Münchener Olympiageländes und den Fernsehturm in Stuttgart entworfen, sondern auch den Funkturm in Cleebronn.

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