Strenge Corona-Auflagen für Weihnachtsmärkte sorgen für Unmut
Trotz Corona-Welle sollen in diesem Jahr Weihnachtsmärkte möglich sein. Die Meldung klang hoffnungsfroh, doch der Teufel steckt im Detail.

"Weihnachtsmärkte sollen grundsätzlich stattfinden", hatte die Landesregierung noch am Mittwoch verkündet. Darauf hätten sich Sozialministerium, kommunale Landesverbände und Vertreter der Schausteller geeinigt, hieß es.
Doch die Freude bei den Veranstaltern wich schnell der Ernüchterung. "Nicht nur ich, auch viele Kollegen sind schockiert. Es tut schon richtig weh", sagt Jochen Großkopf, Ordnungsamtsleiter und Organisator des Altdeutschen Weihnachtsmarktes in Bad Wimpfen, nachdem er die Auflagen des Ministeriums gelesen hat.
Gefordert werden nämlich 3G-Kontrollen an den Markteingängen. Sie sollen sicherstellen, dass nur Besucher kommen, die geimpft, genesen oder getestet sind. Diese erhalten dann an ein Bändchen, das sie für die Dauer des Besuches ausweist. Zusätzlich müssen die Nachweise an Glühweinständen oder bei Fahrgeschäften erneut vorgezeigt werden. Zudem herrscht Maskenpflicht auf dem gesamten Marktgelände.
Probleme bei der Umsetzung
Steigen die Inzidenzzahlen, so dass die Landesregierung den Corona-Alarmzustand ausruft, dürften sogar nur noch Geimpfte und Genesene zugelassen werden. "Wir sind sehr überrascht über die strengen Vorgaben, damit haben wir nicht gerechnet. Wir müssen nun schauen, wie wir diese in Bad Wimpfen überhaupt umsetzen können", unterstreicht Großkopf.

Dass die Auflagen für alle offenen innerstädtischen Weihnachtsmärkte problematisch sind, liegt auf der Hand. In Bad Wimpfen kommen zudem die besonderen Verhältnisse erschwerend hinzu. "Bei der Enge der Altstadt tun uns die Zugangskontrollen am meisten weh, das ist ein großes Hindernis", macht der Ordnungsamtsleiter klar.
Attraktivität sinkt
Auch Steffen Schoch ist die Enttäuschung anzumerken. "Wir sind bisher immer davon ausgegangen, dass der Weihnachtsmarkt auch als Markt bewertet wird und daher keine Kontrollen nötig sind", sagt der Geschäftsführer der Heilbronn-Marketing GmbH. Für ihn stellt sich jetzt die Frage, wie attraktiv ein solcher Markt überhaupt noch sein kann. "Die Märkte sollen ja auch den Handel unterstützen. Das was sich jetzt abzeichnet wirkt eher abstoßend", ärgert sich Schoch. Er hofft nun wie seine Kollegen darauf, dass das letzten Wort noch nicht gesprochen ist.
Starke Nachfrage beim Winterdorf
Das hofft auch Thomas Aurich. Die Vorgaben für Weihnachtsmärkte hält der Heilbronner Stadtrat und Gastronom für "Irrsinn". Mit den Auflagen für das Winterdorf, das am 5. November auf dem Food-Court beginnt, kann Aurich dagegen leben, da das Gelände eingezäunt ist. "Wir haben nur einen Eingang und Security vor Ort. Deshalb ist die Überprüfung der Besucher für uns nicht so aufwändig", sagt der 65-Jährige.
Das Hygienekonzept für die Kultveranstaltung wird derzeit gerade erarbeitet und der Stadt zur Genehmigung vorgelegt. Filter für die Lüftungsanlagen in den Hütten hat der Gastronom bereits bestellt. "Die Nachfrage nach Reservierungen in der Neckaralm ist sehr gut. Das macht uns glücklich, denn es zeigt, dass unsere Gäste uns auch vermissen", freut sich Aurich. Er wünscht sich, dass generell wieder "mehr Normalität einkehrt wie in anderen europäischen Ländern wie Schweden und Dänemark auch".
Darauf setzen auch die Schausteller. Aus Kreisen der Händler wurden gestern gar Stimmen laut, die sagen, dass eine endgültige Entscheidung noch gar nicht gefallen sei und die Vorlage noch überarbeitet werde. Das dementierte das Sozialministerium jedoch eindeutig. "Die Vertreter der Städte und Gemeinden hätten den Regeln zugestimmt, genauso wie die Schausteller", betont Pressesprecher Florian Mader. Er verteidigt auch die Bändchenlösung als "praktikablen Weg".