Strafanzeige gegen Reha-Klinik in Bad Wimpfen erstattet
Hinterbliebene einer 75 Jahre alten Patientin mit Corona-Infektion fordern Aufklärung. Die Tochter aus Nordrhein-Westfalen erstattete Strafanzeige. Diese soll zur weiteren Bearbeitung nach Heilbronn weitergeleitet werden.

Isabel Eilting hat Anzeige gegen das SRH-Gesundheitszentrum in Bad Wimpfen erstattet. Ihre 75 Jahre alte Mutter wurde dort im April als Patientin aufgenommen. Fünf Wochen später starb die Seniorin in der Lungenklinik Löwenstein mit Coronavirus. SRH gibt keine Stellungnahme ab, da die Klinik einer Sprecherin zufolge zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Kenntnis von einer Anzeige hat.
Anzeigenerstattung lange überlegt
Isabel Eilting aus dem nordrheinwestfälischen Rheine und ihre Schwester Ivonne Engelhardt aus dem Kreis Ludwigsburg haben sich die Anzeigenerstattung lange überlegt. Sie bringe ihnen die Mutter nicht zurück, sagt Engelhardt. Die Ereignisse um deren Klinik-Aufenthalt wühlten die Familie auf. Eilting gab die Anzeige bei der Polizei in Rheine auf. Von dort soll sie zur Bearbeitung nach Heilbronn kommen.
Die Verantwortlichen der Reha-Klinik hätten grob fahrlässig oder gar vorsätzlich gehandelt, indem sie nicht infizierte, aber gesundheitlich geschwächte Menschen aufgenommen haben, heißt es in der Anzeige, die der Stimme-Redaktion vorliegt.
Die ersten bestätigten Covid-19-Fälle traten am 2. April in der Wimpfener Einrichtung auf. Die Zahl stieg auf 213 infizierte Patienten und Mitarbeiter. Das Heilbronner Landratsamt stellte die 400-Betten-Klinik unter Quarantäne.
Mit negativem Test zur Reha
Die 75-jährige Seniorin unterzog sich nach Angaben ihrer Töchter im Januar einer Knie-Operation. Anfang März kam sie mit einer Entzündung des Knies erneut ins Krankenhaus in Ludwigsburg. Dort sei sie negativ auf Corona getestet worden. "Klinisch rein" sei sie am 3. April nach Bad Wimpfen gebracht worden, und nicht wie geplant erst am 7. April.
Angehörige hoffen auf polizeiliche Ermittlungen
Die Hinterbliebenen kritisieren, dass die Mutter vor Reha-Antritt nicht über die Infektionen in der Klinik informiert worden sei. Es hätte ihrer Einschätzung nach einen Aufnahmestopp geben müssen. Die Umsetzung des Besuchsverbots habe die Klinik nicht konsequent kontrolliert. Eilting und Engelhardt zufolge berichtete ihnen die Mutter unter anderem über Gedränge vor dem Speisesaal; drinnen seien die Abstandsregel nicht eingehalten worden. Ihr seien viele Patienten mit Erkältungssymptomen aufgefallen. SRH hat in der Vergangenheit derartigen Vorwürfen widersprochen. Der Infektionsschutz sei eingehalten worden.
Die 75-Jährige erhielt am 17. April ein positives Testergebnis. Ihr Zustand verschlechterte sich, und sie wurde ins Krankenhaus verlegt. Die Angehörigen hoffen, dass polizeiliche Ermittlungen die Vorkommnisse um die vielen Infizierten und sieben Toten aufklären. "Vielleicht", sagt Eilting, "wird der eine oder andere wachgerüttelt und tut etwas."