Stadt Heilbronn informiert online, wo Baulücken klaffen
Ein neues Portal soll den Flächenverbrauch in Heilbronn eindämmen. 1500 Wohneinheiten liegen innerorts brach, ergab die Analyse, das Dreifache des Neubaugebiets Nonnenbuckel/Hochgelegen. Spitzenreiter ist der Stadtteil Kirchhausen.

Bei uns im Ort "gibt es doch gar keine Bauplätze mehr"! Der Satz fällt häufiger, wenn Häuslebauer händeringend nach Bauland Ausschau halten. Die Stadt Heilbronn geht mit einen Online-Kataster für Baulücken jetzt neue Wege - und hat in rund 15 Monaten Aufbauzeit ein Kartensystem mit einer Übersicht über vorhandene Bauflächen farbig ausgewiesen und mit einigen Informationen zu Größe, überbaubarer Fläche, Straße und Besitz hinterlegt.
Erstmals können Stadtplaner, Bürger, Architekten oder Firmen gezielt im Internet mit ein paar Klicks nach Flächen suchen, die es gibt und die noch unbebaut sind. Der erste Eindruck: Man hat eine gute Übersicht, wo es überall Potenzial in der Stadt gibt - seien es Wohnbauflächen, gemischte Areale (Wohnen, Gewerbe, Gastronomie) oder reine gewerblichen Flächen.
Ein Ziel: Baulücken schneller erkennen und bebauen
Sparsam mit weiterem Flächenverbrauch umgehen, erst innen Baulücken entwickeln statt neue Baugebiete auf der grünen Wiese anzulegen, ist das Gebot der Stunde. Das neue Portal solle Besitzer auch für dieses Ziel "sensibilisieren", verdeutlicht Planungs- und Baurechtsamtsmitarbeiter René Karle. Es solle helfen, dass Baulücken "schneller erkannt und bebaut werden". Und: Es sei wichtig, dass die Ortsgemeinschaft diskutiert, Baulücken zu schließen, weil es sonst eher keine neuen Baugebiete gebe.
Für die Stadt ist das neue Kataster auf einen Blick "eine gute Informations- und Datengrundlage für die Stadtentwicklung", erklärt Projektkoordinator Jonas Kettling. Er hat mit zwei Kollegen das Kataster im städtischen Geodatenportal aufgebaut, hat neue Luftbilder ausgewertet, Flächen verglichen, Kategorien entwickelt und einzelne Flächen mit Informationen bestückt. Für jede der rund 770 Baulücken ist zum Beispiel abrufbar, wie viele Quadratmeter sie umfasst, an welcher Straße sie liegt, zu welchem Bebauungsplan sie gehört und wie viel Fläche überbaut werden darf. Die Masse der Wohnbauflächen, sagt Kettling, "ist Privatbesitz".

Die Auswertung ergab interessante Unterschiede. Der Stadtteil Kirchhausen ist im Vergleich Spitzenreiter, hat einen Anteil von sieben Prozent Wohnbaulücken an allen Wohnbauflächen. Auf dem Bild unten wird klar, dass viele Brachflächen noch unbebaut sind - vielleicht als Reserve für Kinder und Enkel? Dahinter folgt Klingenberg mit 5,8 Prozent. Die wenigsten Baulücken haben Sontheim und Böckingen (beide 1,2 Prozent). Die Gesamtstadt Heilbronn hat eine Baulückenqoute von 2,1 Prozent. Ein mittlerer Wert, zieht Jonas Kettling Vergleiche mit anderen Städten, die das Online-Kataster haben: Tübingen, Aalen, Stuttgart oder Offenburg.
Stadt nimmt keinen Kontakt zu Besitzern auf und gibt auch keine Daten weiter
Oder anders formuliert: Rund 1500 Wohneinheiten könnten in diesen Baulücken in der Stadt entstehen, wenn die Besitzer verkaufen oder selbst zur Tat schreiten. Das ist rund drei Mal die Wohneinheiten-Größe des Neubaugebiets Nonnenbuckel/Hochgelegen, das am SLK-Klinikum gerade entsteht.
Beim Surfen über die Baulückenflächen helfen ein paar Tricks. Über den "Menü"-Button (linke Seite) kann man sich ein aktuelles Luftbild von 2020 über die Kartendaten legen lassen. Klickt man auf eine farbige Lückenfläche, ploppen Kenndaten auf. Und: Wer zwischen Stadtteilen wechseln will, kann die Lupe im System anklicken und sich unter "Ortsteile" einen aussuchen. Mit weiterem Reinzoomen in die Fläche bauen sich die Baulücken-Markierungen wieder auf.

Ein Vermarktungsinstrument ist das Kataster nicht. Man nehme keinen Kontakt zu Besitzern auf, gebe deren Daten aus Gründen des Datenschutzes auch nicht weiter, betont Abteilungsleiter Christoph Rundel. Fragen zur grundsätzlichen Bebaubarkeit könnten sich Interessenten aber vom Amt erläutern lassen.
Prinzipiell dürfen Baulücken-"Besitzer" der Kenntlichmachung ihrer Fläche in dem Online-Kataster widersprechen. Bisher seien es wenige gewesen, stellt Projektkoordinator Jonas Kettling fest. Die Masse der Flächen sei im System enthalten.
Die Stadt nutzt die Übersicht für Analysen, um Bebauungspläne aufzustellen und Konzepte der Stadtentwicklung mit fundierten Daten zu erstellen. Etwa alle drei Jahre, wenn es neue Luftbilder gibt, soll das Kataster aktualisiert werden.


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