Stadt Heilbronn erwischt deutlich mehr Temposünder
Während vergleichbare Großstädte im Corona-Jahr 2020 deutlich weniger Tempoverstöße ahndeten, stieg die Zahl der Bußgelder wegen zu hoher Geschwindigkeit in Heilbronn um 25 Prozent. Die Stadt will den Kontrolldruck hoch halten.

Die Zahlen lassen aufhorchen. Um stolze 25 Prozent sind im Jahr 2020 in der Stadt Heilbronn die festgestellten Verstöße wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen gestiegen. Von rund 66.000 im Jahr 2019 auf 88.722 im vergangenen Jahr. Auch in den Landkreisen stiegen die Zahlen teils deutlich an. Eigentlich war davon auszugehen, dass die Tempoüberschreitungen im Jahr der Corona-Pandemie zurückgehen. Was steckt hinter den Zahlen: Abzocke oder Corona-Frust?
Blitz aus dem Anhänger
In der Stadt Heilbronn ist es eine Mischung verschiedener Entwicklungen. Zum einen hat die Stadt die Tempokontrollen massiv ausgeweitet. In der Südstraße wurde im Februar eine weitere stationäre Geschwindigkeitsmessanlage aufgebaut. Zudem blitzt seit dem vergangenen Jahr in der Innenstadt ein häufig eingesetzter "Enforcement Trailer", das ist ein mobiles Messgerät, das nur schwer erkennbar ist, weil es wie ein Anhänger aussieht.
An dieser Politik will man im Rathaus festhalten. "Zu schnelles Fahren gehört zu den Hauptursachen schwerer Verkehrsunfälle. Deshalb werden wir die Kontrollen konsequent im Stadtgebiet fortsetzen", kündigt die Heilbronner Ordnungsbürgermeisterin Agnes Christner an.
Tempo 40 neu eingeführt
Gleichzeitig hat die Stadt Anfang des Jahres 2020 in der Weinsberger Straße und nachfolgend in 17 weiteren Straßen in der Innenstadt Tempo 40 eingeführt, um eine Verbesserung der Luftqualität zu erreichen. Gerade in der Anfangsphase der Umstellung wurden viele Autofahrer geblitzt, weil sie von der neuen Geschwindigkeitbeschränkung überrascht wurden und die neuen Verkehrsschilder schlecht zu sehen waren.
Die weit überwiegende Mehrheit der Verstöße waren geringfügige Tempoüberschreitungen, die mit einem Bußgeld zwischen zehn und 35 Euro geahndet wurden. 275 Autofahrer, mussten ihren Führerschein abgeben, weil sie mehr als 31 Stundenkilometer über dem Limit fuhren. 2168 überschritten die Höchstgeschwindigkeit um mindestens 21 Kilometer pro Stunde und erhielten einen Eintrag im Fahreignungsregister.
Verkehr hat 2020 merklich abgenommen
Die Heilbronner Zahlen gehen einher mit einem coronabedingt deutlich verringerten Verkehrsaufkommen. So arbeiteten bereits im ersten Lockdown von Ende März bis Mitte Mai und auch nach den Lockerungen viele Bürger im Homeoffice. Im zweiten Lockdown wurden ab Mitte Dezember zusätzliche Ausgangssperren verhängt, die das öffentliche Leben in weiten Teilen zum Erliegen brachten.
Diese Entwicklungen spiegeln sich in allen benachbarten Städten wider. Dort gingen die Bußgeldzahlen teilweise sehr deutlich zurück. So wurden in Ulm im vergangenen Jahr nur noch 66.000 Geschwindigkeitsüberschreitungen gemessen, im Jahr zuvor waren es noch 93.000. Auch Pforzheim, eine mit Ulm und Heilbronn vergleichbare Großstadt, verzeichnete im Jahr 2020 einen deutlichen Rückgang von 66.239 Tempoverstößen. Im Jahr zuvor waren es noch 80.818. Diese Entwicklungen decken sich mit den Städten im Landkreis. In Eppingen sanken die Verstöße auf 22.925, im Jahr 2019 waren es noch 24.590. In Bad Rappenau gingen die Geschwindigkeitsüberschreitungen auf 3614 (4756) zurück und in Neckarsulm wurden nur noch 25.977 (33 193) Autofahrer geblitzt.

Doch nicht nur die Stadt Heilbronn hat in Sachen Geschwindigkeitsüberwachung aufgerüstet. "Wir hatten im abgelaufenen Jahr zwei mobile Geräte mehr im Einsatz", betont der Pressesprecher des Landratsamts, Manfred Körner. Deshalb stiegen die Verstöße im Coronajahr von 44.286 (2019) auf 47 929.
Steigende Zahlen auch im Hohenlohekreis
Den größten prozentualen Anstieg verzeichnete aber der Hohenlohekreis. Dort schnellten die gemessenen Tempoverstöße von 3011 (2019) auf 8789 hoch. "Eine hohe Kontrolldichte sowie der zweimalige Einsatz eines Enforcement Trailers im Jahr 2020 für mehrere Wochen", nennt Pressesprecher Sascha Sprenger als Gründe für den steilen Anstieg. Das unscheinbare Gerät scheint also eine wahre Wunderwaffe gegen Verkehrssünder zu sein.