Stadt hat wenig Handhabe gegen den Wildwuchs bei Döner-Imbissen
Ein Vergleich mit anderen Städten zeigt, dass Heilbronn tatsächlich eine Hochburg bei der Anzahl an Döner-Imbissen ist. Die Stadtverwaltung hat kaum eine Handhabe, um etwas gegen die große Konkurrenz und den ruinösen Wettbewerb zu tun.

Heilbronn ist gefühlt eine der Döner-Imbiss-Hochburgen im Land. Es gibt viel zu viele, sagen selbst die Schnellgastronomen, die die türkischen Spezialitäten anbieten. Das ergab eine Umfrage der Stimme unter den Betreibern der Lokale, die unsere Redaktion im ersten Teil der Serie "Gastro statt Handel" veröffentlichte. Die Betreiber fordern sogar einen marktregulierenden Eingriff der Stadtverwaltung gegen die ruinöse Konkurrenz auf dem Markt. Doch das ist einfacher gesagt als getan.
Wie viele Döner-Adressen es gibt, ist nicht klar
Es ist ja noch nicht einmal klar, wie viele Döner-Imbisse es tatsächlich in der Stadt gibt - und ob sie sich in den vergangenen Jahren inflationär verbreitet haben. Über die Zahl der Döner-Adressen werden keine statistischen Daten erhoben, erklärt Heilbronns Rathaussprecherin Suse Bucher-Pinell. Die Imbisse fallen mit ihren Fleischspießen in die amtliche Kategorie "Schank- und Speisewirtschaften". Eine Einzelerfassung erfolge nicht.
Wer in der Internet-Suchmaschine Google "Döner " und "Heilbronn" eingibt, erhält für das Stadtgebiet knapp 40 Treffer. Zum Vergleich: Laut der Pressestelle der Stadt Pforzheim hat die Goldstadt in der direkten Innenstadt sieben Döner-Imbisse, im angrenzenden Bereich noch mal acht.
Die Ludwigsburger Stadtverwaltung schätzt die Zahl in der Barockstadt auf rund 20. "Das hält sich unserer Meinung nach im Rahmen", berichtet Ludwigsburgs Rathaus-Sprecher Peter Spear. "Sowohl die Konkurrenz als auch die Gesamtsituation sehen wir als unkritisch." In Mannheim werden die Döner-Lokale auch nicht statistisch erfasst. "In einzelnen Quartieren ist eine gewisse Häufung erkennbar, was letztlich der jeweiligen Nachfrage geschuldet ist", beschreibt Pressereferentin Désirée Leisner die Situation in der Quadratestadt.
In Mannheim ist die Häufung ein Problem
Abgesehen von der absoluten Anzahl der Döner-Imbisse gibt es in Pforzheim ganz ähnliche Entwicklungen wie in Heilbronn. "Die Problematik ist, dass die Betreiber von Döner-Imbissen relativ schnell potenzielle Leerstände identifizieren und auch besetzen", schildert Pforzheims Verwaltungssprecherin Ella Martin die Verhältnisse. Immobilienbesitzer würden in der Regel zügig einlenken, sprich verpachten, um Mietausfall zu vermeiden. Ella Martins Fazit: "Städtebaulich ist die Häufung ein Problem, da es zu einer Verringerung der Vielfalt an Angeboten kommt."
Bleibt die Frage, was Stadtverwaltungen tatsächlich gegen einen Wildwuchs unternehmen können. Die Antwort lautet: herzlich wenig. Dirigistischen Markteingriffen sind gesetzlich enge Grenzen gesetzt. "Eine Einflussnahme über die Bauleitplanung, Bebauungspläne, ist nur sehr eingeschränkt möglich", sagt Heilbronns Rathaussprecherin Suse Bucher-Pinell. Es seien die Vorgaben im Baugesetzbuch und der Baunutzungsverordnung zu beachten. Fürs Heilbronner Zentrum gelte überwiegend die Ortsbausatzung von 1939. Hier seien Schank- und Speisewirtschaften allgemein zulässig. Im Mannheimer Rathaus ist man der Auffassung, dass eine solche Marktregulierung sowohl der Gewerbefreiheit als auch der Berufsfreiheit widerspräche.

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