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Gibt es zu viele Döner-Buden in Heilbronn?

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Betreiber von Döner-Buden kritisieren die große Zahl an Konkurrenten in Heilbronn. Die Folge sei ein ruinöser Preiskampf. Die Imbiss-Betreiber fordern die Stadtverwaltung sogar auf, den Döner-Markt zu regulieren.

von Helmut Buchholz

Wer in Heilbronn Döner essen will, hat die Qual der Wahl. Gefühlt an fast jeder zweiten Häuserecke im Zentrum taucht eine Kebab-Bude auf. Das beklagen zuallererst die Betreiber der türkischen Schnellgastro-Betriebe selbst, wie eine Stimme-Umfrage belegt. Sie kritisieren Wildwuchs, Preisdumping von Billigkonkurrenten und fordern die Stadtverwaltung auf, regulierend in den Döner-Buden-Markt einzugreifen.

Recep Achmad formt einen Teig im Divan in der Sülmer Straße. In diesem Teil der Heilbronner Fußgängerzone ist die Döner-Konkurrenz besonders groß.
Foto: Dennis Mugler
Recep Achmad formt einen Teig im Divan in der Sülmer Straße. In diesem Teil der Heilbronner Fußgängerzone ist die Döner-Konkurrenz besonders groß. Foto: Dennis Mugler  Foto: Mugler, Dennis

"Es ist eine Katastrophe in Heilbronn", sagt Selman Hizar. Der Chef des Döner und Pizzahauses Otantik am Wollhaus beschreibt die Situation so: "Jeder macht einen Dönerladen auf, der keine Ahnung davon hat." Die Stadtverwaltung müsse eingreifen und eine Lösung finden. Selman Hizar arbeitet seit 15 Jahren in der Gastronomie, seit zehn Jahren führe er das Otantik. Durch die vielen Mitbewerber habe er jedoch keine Kunden verloren. Aber das Image der türkischen Spezialität leide durch die große Konkurrenz.

In der Sülmer Straße ist die Konkurrenz besonders groß

In der Sülmer Straße nahe des Einkaufszentrums K3 gibt es eine hohe Döner-Imbiss-Dichte. "Es sind zu viele", versichert Servet Göktas, Chef im Divan. "Man denkt, es ist einfach, Kebab zu machen und zu verkaufen, aber das ist es nicht." Bei ihm kostet der Döner drei Euro, Yufka vier Euro. "Wir bräuchten einen höheren Preis, so verdiene ich nichts." Servet Göktas hat probiert, sich mit einem Konkurrenten abzusprechen, um gemeinsam den Preis zu erhöhen. Das habe aber nicht funktioniert.

Das Pizza- und Kebap-House von Sehmus Dogan ist Nachbar des Divan-Imbisses. Vor einiger Zeit tobte in der Sülmer Straße ein heftiger Preiskrieg zwischen den Anbietern. Diese Zeiten sind zwar vorbei. Doch Dogan sagt immer noch: "Es gibt zu viele Konkurrenten." Er und seine Belegschaft würden "umsonst" arbeiten. Der Preis, den sie verlangen können, sei einfach zu niedrig.

Der Döner kostet im Kebap-House 4 Euro, Yufka 4,50 Euro, Schüler bekommen 50 Cent Rabatt. Die Preise liegen damit etwas über dem direkten Mitbewerber gegenüber. Dabei müsste die Yufka mindestens 5,50 kosten, "damit wir etwas verdienen". Dogan plädiert für einen Mindestpreis für Döner in Heilbronn, an den sich alle halten müssten. Einer seiner Mitarbeiter erklärt, dass die Lebensmittelpreise in den vergangenen Jahren gestiegen sind, der Verkaufspreis für Döner aber nicht in dem Maße. In Heilbronn sei es "ganz schlimm", schlimmer als in anderen Städten.

Für 1,99 Euro ist keine Qualität möglich

Im Pizza-Kebap-Haus von Samaras Meydan gibt es eine große Auswahl an türkischen Spezialitäten. Er sagt: "Wer seinen Döner für 1,99 Euro verkauft, kann keine Qualität bieten."
Foto: Mario Berger
Im Pizza-Kebap-Haus von Samaras Meydan gibt es eine große Auswahl an türkischen Spezialitäten. Er sagt: "Wer seinen Döner für 1,99 Euro verkauft, kann keine Qualität bieten." Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Samaras Meydan führt das Pizza- und Kebaphaus beim Wollhaus. Auch er kritisiert, dass es schon viele Döner-Buden in Heilbronn gibt. "In letzter Zeit machen Leute einen Laden auf, die keine Ahnung haben. Das geht dann zu Lasten der Qualität." Wer seinen Kebab für 1,99 Euro verkaufe, könne keine Qualität bieten. Samaras Meydan fände es "nicht schlecht", wenn die Stadt hier die Zulassung beschränken würde. Sein Lokal habe aber immer noch genügend Kunden. "Wir setzen auf Qualität, und wir haben auch viele andere Speisen und türkische Spezialitäten."

Yildirim Can hat erst vor ein paar Wochen "Can's Gemüse Kebap" an der Allee eröffnet, wo früher eine Bäckereifiliale war. Der Laden läuft gut, sagt der Inhaber. Mit seinem Imbiss besetze er eine Nische abseits der Konkurrenz, unterstreicht Can. "Der Unterschied ist, dass es bei uns Hühnerfleisch gibt, frischer Salat, Gemüse, Zitrone, Käse, auch vegetarisch."

Ursprünglich besteht der Döner aus Kalbs- oder Rindfleisch. Bald will Yildirim Can einen zweiten Laden in Eppingen aufmachen. Generell ist sein Eindruck: "An jeder Ecke in Heilbronn gibt es einen Döner." Ein Überangebot. "Wenn das so weitergeht, werden viele wieder zu machen."


Stadtinitiative ist gegen Eingriffe

Thomas Gauß ist gegen einen marktregulierenden Eingriff der Stadtverwaltung bei Döner-Buden. "Solange wir die freie Marktwirtschaft haben, bin ich froh, dass die Stadt niemanden bevormundet", sagt der Vorsitzende der Heilbronner Händlervereinigung Stadtinitiative. Üblicherweise bereinige sich der Markt selbst. Allerdings hat Gauß den Eindruck, dass es tatsächlich ein "Überangebot" gibt. Kritisch sieht er die Konzentration, etwa in der Sülmer Straße. "In solchen Bereichen findet man keinen Einzelhandel mehr. Das führt dazu, dass das Einkaufszentrum K3 von der Fußgängerzone abgeschnitten wird." Gauß findet, es sind Immobilieneigentümer gefragt: "Ihnen steht es frei, an wen sie vermieten. Es geht darum, ob ich perspektivisch vermiete oder ob es nur um die höchst zu erzielende Miete geht."

Oberbürgermeister Harry Mergel antwortet auf die Frage, ob es zu viele Döner-Buden gibt: "Gastronomie in einer Stadt ist wichtig, sie trägt zur Lebens- und Aufenthaltsqualität bei. Je vielfältiger das Angebot, desto besser. Es ist nun mal so: Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Die Menschen entscheiden selbst, was sie gerne essen." 

 

 

 
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