Spielwaren Letzel in Heilbronn macht zu
Ende eines Familienbetriebs: Der mögliche Nachfolger Patrick Letzel entscheidet sich gegen die Weiterführung des elterlichen Betriebs und wechselt die Branche. Ein Termin für die Schließung von Spielwaren Letzel steht noch nicht fest.

Mit Spielwaren Letzel verschwindet das letzte große Spielwarengeschäft aus der Heilbronner Innenstadt. Lange Zeit hat es danach ausgesehen, als ob der Familienbetrieb in der vierten Generation weitergeführt wird. Doch der mögliche Nachfolger Patrick Letzel hat sich gegen eine Selbstständigkeit als Einzelhändler entschieden.
Der 29-Jährige, der an der Dualen Hochschule in Heilbronn Konsumgüterhandel studiert hat, wechselt im Sommer in die Lebensmittelbranche. Sechs Jahre lang war Patrick Letzel als Juniorchef im Spielwarenhandel seiner Eltern tätig. Er hat für die 30.000 Artikel im Sortiment ein neues Warenwirtschaftssystem eingeführt und sich als IT-Experte um den Online-Verkauf gekümmert.
Zu große Lücke ohne IT-Experte
"Wir haben in der Familie sehr lange diskutiert, ob und wie es weitergehen kann", berichtet Patrick Letzel. Einen Schlussstrich unter die Firmengeschichte zu ziehen, sei allen nicht leichtgefallen. Doch die Lücke, die der 29-Jährige im IT-Bereich hinterlassen wird, hätte sich nicht ohne Weiteres schließen lassen, erklären die Eltern, Günther und Dagmar Letzel. Ohne die Aussicht auf einen Betriebsnachfolger haben sie den Entschluss gefasst, das Geschäft zuzumachen, der genaue Termin steht noch nicht fest.
"Ich arbeite seit 45 Jahren", betont der 62-jährige Seniorchef, "da kann man ans Aufhören denken." Nach dem frühen Tod seines Vaters wurde er bereits im Alter von 17 Jahren "ins kalte Wasser geworfen". Mit Mutter und Großmutter hat er das Geschäft damals geführt. 1946 hat die Firmengeschichte begonnen, zuerst im Keller eines zerbombten Hauses in der Klarastraße.
1957 entstand das Gebäude am Wollhaus. Als selbstständiger Einzelhändler sei eine Sieben-Tage-Woche die Regel gewesen. "Die ganze Familie war eingespannt", weiß Dagmar Letzel. "Immer und ständig zu arbeiten, das war für uns normal", sagt die 58-Jährige. Vor allem im Vorweihnachtsgeschäft gab es keinen freien Sonntag.
Dieses Arbeitsleben wollten sie ihrem Sohn nicht unbedingt zumuten. Auch deshalb haben sie ihn nie gedrängt, das Geschäft zu übernehmen. "Wir haben Patrick nicht zu halten versucht und akzeptieren seine Entscheidung voll und ganz", sagt das Paar. Ob ein Fachgeschäft eine langfristige Perspektive gehabt hätte, kann Günther Letzel nicht beantworten. "Die Veränderungen in den letzten fünf Jahren sind enorm, der Wandel im Handel ist rasant", ergänzt Dagmar Letzel.

Vom Fachhandel in die Zange genommen
Dass Geschäfte schließen, sehen sie aber nicht als Heilbronner Phänomen. "Der Fachhandel hat es immer schwerer. Auch unsere Branche wird von allen Seiten in die Zange genommen", erläutert Günther Letzel. Ob Discounter, Drogeriemärkte, Schuhhändler oder Textilhäuser, sie alle haben mittlerweile Spielwaren im Sortiment. "Wer soll das alles kaufen, was an Ware weltweit unterwegs ist?", fragt sich der Händler.
Die Letzels hadern zwar damit, dass sich für das Wollhaus noch immer keine Lösung gefunden hat. Dennoch ist es für sie kein bitterer Abschied vom Einzelhandel. "Spielwaren sind und bleiben etwas Tolles", sagt Günther Letzel. Zuletzt sind die Umsätze sogar gestiegen, die Nachfrage nach Plüsch-Tieren, Puppen und Lego sei nach wie vor gut. "Vor allem Brettspiele haben Konjunktur. Familien veranstalten wieder Spieleabende, auch um ihre Kinder vom Handy loszueisen", weiß Karin Koch. Die Schwester von Günther Letzel ist seit mehr als 20 Jahren im Verkauf dabei.
Die sechs Mitarbeiter, die nicht zur Familie gehören, seien rechtzeitig über die Schließung informiert worden, heißt es. Die Kundschaft erfährt es diesen Freitag im Schaufenster. Dagmar Letzel: "Kunden, die unsere Beratung geschätzt haben, werden wohl geschockt sein."
Schwund bei Spielzeugläden
Im Spielwarenhandel in der Heilbronner Innenstadt hat es in den vergangenen Jahren einige Änderungen gegeben. Vor einem Jahr, im Januar 2019, schloss die Filiale von Toys'R'Us, die zwölf Jahre lang im K3 untergebracht war. Älteren Heilbronnern ist Brenner-Schilling noch ein Begriff. Das Traditionsgeschäft öffnete in den 1950er-Jahren in der Fleiner Straße.
Firmengründer Gerhart Brenner gehörte zu den prägenden Unternehmern und hatte sich für die Ausweisung der Fußgängerzone eingesetzt. 1996 wurde Brenner-Schilling von Vedes-Burger übernommen. Das Spielwarengeschäft zog 2003 in die Sülmerstraße um und machte 2005 bereits wieder zu. Eine Spielwarenabteilung haben unter anderem Galeria Kaufhof und Drogeriemarkt Müller.