Sorge um Seuche nach plötzlichem Tod von vier Kaninchen
Gleich vier Kaninchen sterben an einer unheilbaren Viruserkrankung. Zuvor wurden die Tiere vom Tierschutzverein in Obhut genommen. Der Heilbronner Tierarzt Adrian Brlecic vermisst Kenntnisse über Haltung und Impfung. Droht ein Cluster?

Gleich vier Mal hat Gina Zundel miterleben müssen, wie Kaninchen in ihrer Obhut binnen kurzer Zeit gestorben sind. "Es ist nicht schön zu sehen, wie sich die Tiere quälen", sagt die Gemmingerin. Sie nennt sich "Kaninchen-Pflegemama" und engagiert sich bei der Grenzenlosen Tierhilfe in Neckarsulm-Amorbach.
Wenn der Tierschutzverein Kaninchen "aus schlechter Haltung befreit", wie Zundel sagt, dann bietet sie ihnen ein Heim für den Übergang an. Als sie am 19. Dezember mal wieder neue Mitbewohner aufnahm, ließ sie sie gleich untersuchen und impfen. Doch zu spät. Von sechs Tieren leben jetzt nur noch zwei. Eine aufwendige Obduktion der vier an den Weihnachtstagen verstorbenen Kaninchen bestätigte den Verdacht, dass es sich um eine Infektion mit einem RHD-Virus handelte.
Ansteckungsgefahr droht nur Kaninchen und Hasen
RHD steht für Rabbit Hemorrhagic Disease und ist eine der weltweit gefährlichsten Seuchen, die ausschließlich Kaninchen und Hasen bedroht. Mit der Erkrankung einher gehen Blutungen, Schwäche und Krämpfe, ehe die Tiere ersticken.
Besonders der seit 2010 vorkommende, aggressivere Typ RHD2 führt oft ohne warnende Symptome zum Tod. Eine wirksame Therapie gibt es bislang nicht, einzig eine rechtzeitige Impfung schützt.
Kaninchen können sich über Stechmücken, Futter, Streu oder andere infizierte Tiere anstecken. Gina Zundel sei richtig verfahren, indem sie die Tiere schnell habe impfen lassen, sagt Daphne Ziegler, die die Kleintierpraxis in Eppingen mitbetreibt. Doch war die Immunisierung danach noch nicht vollständig gegeben. Die Tierärztin ist in Sorge, dass sich womöglich eine regionale Häufung von RHD-Fällen bilden könnte - ein Cluster.
Klare Diagnose ist selten, Impfung ist angeraten
Andere Veterinärmediziner sind da eher skeptisch. Seitens der Kleintierpraxis Haberkern aus Neckarsulm heißt es, 2021 sei kein Fall von RHD diagnostiziert worden. Man könne daher kaum von einer Häufung sprechen. Es habe aber zwei uneindeutige Todesfälle gegeben, jedoch ohne klassische RHD-Symptome. Hartmut Müller von der Kleintierpraxis im Neckargarten sagt: "RHD wird normalerweise eher durch Mücken übertragen, also in warmen Monaten. Die Krankheit wird außerdem selten glasklar diagnostiziert." Eine jährliche Impfung rate er an, aber eine Häufung der Fälle könne er nicht bestätigen.
Tierarzt vermisst Kenntnisse über Haltung und Impfung
Von Adrian Brlecic, der seine Tierarztpraxis am Kaiser's Turm in Heilbronn betreibt, ist zu hören: "Im letzten Jahr gab es RHD nicht über Einzelfälle hinaus". Er weist aber auch darauf hin, dass viele Kaninchenbesitzer kaum Kenntnisse zu Haltung und Impfung hätten. Natalie Müller vom Tierheim Heilbronn berichtet, zuletzt habe man im Jahr 2019 RHD-Fälle gehabt. Damals, erzählt Tierpflegerin Müller, sei schnell über die Hälfte der betreuten Kaninchen gestorben.
Meldepflichtig ist RHD In Deutschland nicht. Dem Argument der Kälte steht gegenüber, dass die Südwest Presse zum Jahresende über mehrere RHD-Fälle im Kreis Reutlingen berichtet hatte.