So stellt sich die Corona-Lage in der Region im Detail dar
Bundesweit sinkt die Zahl der Corona-Neuinfektionen. Das gilt auch wieder für Heilbronn. Trotzdem ist die Inzidenz hier nach wie vor vergleichsweise hoch, nur zwei Stadtkreise in ganz Deutschland wiesen am Freitag höhere Werte auf. Aber auch unter den aktuellen Vorzeige-Kreisen ist die Region vertreten. Ein differenzierter Blick auf die Lage.
Wie ist die Infektionslage in der Region?
Die Stadt Heilbronn lag nach den maßgeblichen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Freitagmorgen bundesweit auf Platz drei mit 41 Neuinfektionen binnen einer Woche, gerechnet auf 100.000 Einwohner. Nur Schweinfurt (Bayern) und Zweibrücken (Rheinland-Pfalz) standen schlechter da. Der Landkreis Heilbronn lag mit 23,8 auf Platz 19 im vorderen Mittelfeld. Der Hohenlohekreis zählte mit einer Inzidenz von 5,3 zu den Kreisen mit den geringsten Neuinfektionen. Die nebenstehende Grafik führt die Zahlen des Landesgesundheitsamts auf, die für Freitagabend übermittelt wurden. RKI-Zahlen vom Morgen danach können leicht abweichen.
Ist die Situation in Heilbronn also besonders schlimm?
Wie immer bei Corona-Statistiken ist das relativ. Die Inzidenz in der Stadt ist derzeit vergleichsweise hoch, das war sie meist im Verlauf der Pandemie. Trotzdem sinken die Zahlen in der Stadt nach einem Zwischenhoch zum Wochenstart seit vier Tagen wieder. Bleibt die Inzidenz bis Sonntag unter 50, gibt es in Heilbronn wieder jenen Öffnungsschritt, der erst kürzlich zurückgenommen werden musste - mit Lockerungen etwa für den Einzelhandel oder bei Kontaktbeschränkungen.
Wie ist die Inzidenz einzuschätzen?
Heilbronn hatte auch schon Inzidenzen jenseits der 300. Zwischen einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 und 40 liegt in einer Stadt von der Größe Heilbronns ein Unterschied von weniger als zwei Fällen am Tag.
Wie verteilen sich die Corona-Fälle über das Heilbronner Stadtgebiet?
Im Mai war der Anteil der aktiven Fälle, der auf jeden Stadtteil entfiel, fast identisch mit dem Bevölkerungsanteil. Das stützt, was die Verwaltung immer wieder betont: Es gebe keine Hotspots in der Stadt. Nach aktuellen Zahlen, die unserer Zeitung vorliegen, hat sich das Bild etwas verschoben, allerdings auf niedrigerem Niveau als im Mai. So ist der Anteil Böckingens im Verhältnis zur Einwohnerzahl zurückgegangen, die Kernstadt ist überrepräsentiert. Hier wohnt allerdings auch die Hälfte der Heilbronner, die Kernstadt ist kein homogenes Quartier.
Wie viele Menschen sind geimpft?
Hier ist Heilbronn mit einer Quote von 38,7 Prozent Erstgeimpften relativ schlecht. Der Landkreis mit 44,5 und der Hohenlohekreis mit 46,2 Prozent liegen nah am Landesschnitt. In Heilbronns Stadtteilen gibt es Unterschiede, hier liegen nur die Zahlen des Kreisimpfzentrums (KIZ) vor: Böckingen und die Kernstadt haben mit 19 Prozent Erstgeimpften Nachholbedarf.
Wie reagiert die Stadt?
Erst gab es diese Woche Extratermine für Böckinger und Kernstadtbewohner mit einem Sonderkontingent im KIZ. Die Nachfrage nach den 3600 Terminen war eher schleppend, mittlerweile ist die Aktion auf ganz Heilbronn ausgedehnt. Zudem impft die Stadt erstmals vor Ort: Am Wochenende ist eine Aktion in der Böckinger Kleist-Realschule mit 300 Terminen geplant. Geimpft werden volljährige Familienmitglieder von Kindern, die eine Böckinger Schule besuchen. Die CDU-Fraktion im Gemeinderat hat eine bessere Information über die Impfmöglichkeiten angemahnt. Der SPD-Ortsverein fordert Vor-Ort-Impfteams.
Welche Rolle spielt die sogenannte Delta-Variante in der Stadt und im Landkreis Heilbronn?
Die als besonders ansteckend geltende Delta-Variante des Coronavirus ist in der Region angekommen. Im Landkreis Heilbronn gibt es 13 nachgewiesene Infektionen mit der Mutation, die Stadt Heilbronn meldet sieben Delta-Fälle. Die im Landkreis festgestellten 13 Fälle ließen sich keinem einzelnen Ereignis zuordnen, erläuterte das Landratsamt. Nach Angaben der Stadt Heilbronn verteilen sich die sieben Fälle auf fünf Haushalte. Eine Infektion betrifft ein Kindergartenkind, zwei Fälle gehen auf eine Landkreisfirma zurück, ein Fall mutmaßlich auf eine Südafrika-Reise. Bei drei Fällen aus einem Haushalt ist der Infektionsherd bislang ungeklärt.
Wie ist die Lage im Hohenlohekreis?
Im Hohenlohekreis gibt es bislang keine bekannten Delta-Fälle. In den vergangenen vier Wochen wurden bei Neuinfektionen nur die Alpha-Variante festgestellt. Das Gesundheitsamt bewertet die zunehmende Ausbreitung der Deltavariante in Deutschland als besorgniserregend. Wichtig sei jetzt, dass der Anteil der vollständig geimpften Bevölkerung wächst, Öffnungsschritte sorgfältig erfolgen und weiterhin mit großer Vorsicht beobachtet werden.




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