So hat sich der Arbeitsmarkt im zweiten Lockdown entwickelt
Auch mit dem zweiten Lockdown erlebt der Arbeitsmarkt bislang keinen weiteren Knick. In der Region sinkt die Quote sogar. Kurzarbeit soll zur Weiterbildung genutzt werden, mahnt der Chef der Arbeitsagentur in Baden-Württemberg, Christian Rauch.
Die Arbeitslosigkeit ist in Deutschland von November auf Dezember geringer angestiegen als sonst üblich. Im Raum Heilbronn und im Hohenlohekreis sind die Zahlen sogar leicht rückläufig. Angesichts der Corona-Maßnahmen steigt allerdings das Interesse an Kurzarbeit wieder an.
"Der Winter hat sich bislang von seiner milden Seite gezeigt und beeinflusst die Arbeitslosigkeit kaum", erklärt Jürgen Czupalla, Leiter der Heilbronner Arbeitsagentur, die Zahlen. 2020 habe aber die Corona-Pandemie deutliche Spuren auch auf dem Arbeitsmarkt im Heilbronner Raum hinterlassen.
Es gibt weiterhin offene Stellen
Die Arbeitslosigkeit ist zum Ende des Jahres praktisch gleich geblieben. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Heilbronn sank die Zahl der Menschen ohne Job um 30 auf 11.989. Die Arbeitslosenquote blieb bei 4,3 Prozent.
Im Hohenlohekreis liegt die Quote bei 3,3 Prozent (Vormonat 3,4). Hier waren im Dezember mit 2266 Menschen 51 weniger arbeitslos gemeldet als im November. Arbeitgeber hatten 115 offene Stellen gemeldet und damit spürbar weniger als im Dezember 2019 (173). In Baden-Württemberg lag die Quote unverändert bei 4,2 Prozent.
Allerdings: "Gegenüber dem Vorjahr haben wir etwa 30 Prozent mehr Arbeitslose", erläuterte Czupalla die Zahlen für den Raum Heilbronn. Im Hohenlohekreis gingen sie sogar um 44 Prozent nach oben. Mit dem Instrument der Kurzarbeit sei es aber gelungen, massive Auswirkungen für viele Betriebe und ihre Beschäftigten abzufedern.
Staatliche Unterstützungsmaßnahem wirken
Diesen Punkt betont auch Elisabeth Giesen, Leiterin der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim: "Die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen, die vorhandenen Erfahrungen mit der Corona-Krise sowie der Einsatz des Impfstoffes stützen den Willen zum Durchhalten und verstärken noch einmal die Bereitschaft der Unternehmen, ihre Beschäftigten zu halten." Dennoch stünden dem Arbeitsmarkt schwierige Monate bevor.
Die bundesweiten Zahlen
Mit 2,707 Millionen liegt die Zahl der Arbeitslosen deutschlandweit um 8000 höher als im Vormonat. Saisonbereinigt hat sie sich sogar um 37.000 verringert, wie die Bundesagentur für Arbeit mitteilt, gegenüber dem Vorjahr aber um 480.000 erhöht. Die Arbeitslosenquote liegt im Dezember wie im November bei 5,9 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 4,9 Prozent.
Die Agenturen zählten vom 1. bis einschließlich 28. Dezember konjunkturelle Kurzarbeitsanzeigen für 666.000 Personen. Wie viele tatsächlich in Anspruch genommen wurde, lässt sich daraus noch nicht ablesen. Nach vorläufigen hochgerechneten Daten der Bundesagentur für Arbeit war im Oktober für 1,99 Millionen Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt worden. Der Höchststand lag im April bei knapp sechs Millionen und hat seitdem sukzessive abgenommen. Im Heilbronner Agenturbezirk lag die Kurzarbeiter-Quote im Juni - aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor - bei 16,9 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.
Rauch: Gut durch die Krise gekommen
Auch der Chef der baden-württembergischen Regionaldirektion der Arbeitsagentur, Christian Rauch, betonte, dass das Land vergleichsweise gut durch die Krise gekommen sei. Allerdings habe es schon vor der Krise einen zunehmenden konjunkturellen und strukturellen Dämpfer am Arbeitsmarkt gegeben. "Es ist dringend erforderlich, dass Beschäftigte ihre Qualifikationen den Erfordernissen des Marktes durch Weiterbildung anpassen." Zeiten der Kurzarbeit böten sich dafür an.

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