So entspannt kann Schienenersatzverkehr sein
Bis zum 4. Juni ist die Stadtbahnstrecke zwischen Schwaigern und Heilbronn gesperrt. Doch wer meint, Schienenersatzverkehr bedeutet Stress, sieht sich getäuscht: In unserer Stichprobe fahren alle Busse pünktlich, die Pendler sind zufrieden. Nur bei den Ersatzhaltestellen gab es zu Anfang Probleme.

Die erste Überraschung: Obwohl die Stadtbahnstrecke Schwaigern-Heilbronn wegen Gleisbauarbeiten in den Pfingstferien komplett gesperrt ist, geht es bei unserem Test am Mittwochmorgen unter betroffenen Pendlern auffallend ruhig zu.
7.40 Uhr, der Ersatzbus steht am Bahnhof Schwaigern bereit. Mitarbeiter der Verkehrsverbünde AVG und KVV stehen auch heute hier und in Heilbronn, geben Auskunft und verteilen Broschüren mit allen Infos.
Hektik? Fehlanzeige
Als die Stadtbahn aus Eppingen einfährt, läuft der Pendlerpulk zu dem langen Bus mit der Aufschrift "Schienenersatzverkehr". Alle steigen ohne große Hektik ein, der Bus mit Leonberg-Kennzeichen fährt pünktlich um 7.45 Uhr los. Gut 20 Minuten später das gleiche Bild: Der nächste Bus steht rechtzeitig auf dem Bahnhofsvorplatz, pünktlich geht es los.
"In den ersten Tagen wussten ortsfremde Busfahrer nicht immer, wo alle Haltestellen sind", erzählt Pendlerin Susanne Butler. Ein Fahrer habe mal sein Handy als Navi genutzt. Die Fahrzeit sei okay, zieht sie eine erste Bilanz. Allerdings: Sie hat Fahrgäste erlebt, die beim Busfahrer ein Ticket kaufen wollten und dann mit dem Hinweis auf Schienenersatzverkehr durchgewunken worden seien. Ob sie von ihrem Monatsticket dann auch Geld zurückbekomme, fragte sie kritisch nach.
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Die Ersatzhaltestellen sind in der Broschüre mit Karten aufgelistet. In Leingarten-Ost hat die AVG die Haltestelle Allmandstraße wieder gestrichen. Weil Gleisarbeiten in direkter Nähe stattfinden, der nahe Bahnübergang gesperrt wird, erklärt AVG-Sprecherin Sarah Fricke. Da habe es ein Missverständnis zwischen zwei Abteilungen gegeben.
Für einen 44-jährigen Pendler aus Massenbach ist das Ersatzbussystem in Ordnung. Rund 15 Minuten brauche er jetzt länger bis zum Arbeitsplatz in Heilbronn. "Es ist okay, die Baustelle muss ja gemacht werden." Gleise werden auf dem Streckenabschnitt bis 4. Juni saniert; in Böckingen wird eine Bahnunterführung eingeschoben, in Schwaigern zudem ein Bahnübergang saniert.
"Der Ersatzverkehr klappt erstaunlich gut"

Um 8.39 Uhr fährt der voll besetzte Bus nach 31 Minuten Fahrzeit pünktlich am Heilbronner Hauptbahnhof ein. Zwei Minuten später startet der nächste Bus gemäß Fahrplan in umgekehrter Richtung nach Schwaigern. Und wirklich: Der Fahrer winkt den Fahrgast, der bei ihm ein Ticket lösen will, durch, rät, das Ticket dann nach der Fahrt zu lösen.
In den Schwarzwald will der Obersulmer Ulrich Esslinger heute fahren, hat am Tag zuvor die Ersatzverbindung nach Schwaigern schon mal getestet. "Es klappt erstaunlich gut, da kann man nicht meckern." Informationen über die neuen Haltestellen sollte man im Bus aber geben, findet er.
Busfirma hat keine Fahrscheindrucker im Wagen

Der Ersatzverkehr laufe sehr gut, stellt AVG-Sprecherin Sarah Fricke auf Anfrage fest. Es gebe wenig bis keine Beschwerden, nur zwei, drei Mal habe ein Bus die nächste Stadtbahn knapp verpasst. Dass man im Bus kein Ticket lösen kann, erklärt sie mit gemieteten Busfirmen, die keine Fahrscheindrucker im Wagen hätten.
Im Normalfall müsse ein Fahrgast ein gültiges Ticket besitzen. Entweder an den Stadtbahn-Automaten kaufen oder per Smartphone-App "Ticket2go" lösen, erklärt Fricke Möglichkeiten. Ein Busfahrer dürfe ein Mitfahren ohne Ticket nicht legitimieren.