SEK stürmt in Beilstein Versteck von führendem Mafioso der Cosa Nostra
Schwer bewaffnete SEK-Beamte haben am Dienstagnachmittag eine Wohnung in Beistein-Söhlbach gestürmt. Zuvor soll das Wohnhaus über zwei Tage beobachtet worden sein. Ein gesuchter Mafiaboss wurde verhaftet.
Am Dienstagnachmittag erschüttert eine laute Explosion die Beschaulichkeit im Beilsteiner Teilort Söhlbach. Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) hat die Tür aufgesprengt, hinter der sich ein Mitglied der sizilianischen Mafia "Cosa Nostra" verschanzt hatte. Nach Angaben der "Tiroler Zeitung" handelt es sich um den Mafioso Antonino Falzone.
In einer gemeinsamen Pressemitteilung der Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart, des Polizeipräsidiums Heilbronn und des Landeskriminalamts Stuttgart werfen italienische Ermittlungsbehörden dem als gefährlich geltenden 37-jährigen Falzone vor, an organisierten Rauschgiftgeschäften und Erpressungen in Italien beteiligt gewesen zu sein. Er soll innerhalb des dortigen kriminellen Clans eine federführende Rolle spielen.
Aus Italien geflüchtet
Laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa ist er ein mehrfach verurteilter Angehöriger des Clans "Santapaolla-Ercolano" Catania. Catania ist die zweitgrößte Stadt der Mittelmeerinsel Sizilien. Falzone hätte bereits in Italien festgenommen werden sollen, flüchtete aber an einen unbekannten Ort. Das Mafia-Mitglied wurde seit September mit Europäischem Haftbefehl gesucht.
Durch umfangreiche verdeckte Maßnahmen haben Ermittler Kontaktpersonen Falzones ermittelt, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Dadurch ist es der Polizei gelungen, den Unterschlupf des 37-Jährigen auszumachen.
Zeugin: "Der Knall war im ganzen Ort zu hören"
Nach Augenzeugenberichten hat das SEK die Wohnung am Dienstag gegen 17 Uhr gestürmt. Vorausgegangen war eine laute Explosion, durch die vermutlich die Eingangstür weggesprengt wurde. "Der Knall war im ganzen Ort zu hören", sagt eine Zeugin. Ob sich Falzone widerstandslos festnehmen ließ, ist unklar. Ebenso, ob er beim Zugriff verletzt wurde. Das SEK habe aus vier schwer bewaffneten und vermummten Männern bestanden. "Söhlbach besteht gerademal aus sieben Häusern. Für uns hier ist das ein Schock", sagt die Frau. Der Beilsteiner Ortsteil Söhlbach besteht aus mehreren Höfen, die rechts und links der Durchgangsstraße liegen. Weshalb sich Falzone ausgerechnet dort versteckt hat, ist derzeit noch unklar.
Bela Varga hat dem Sizilianer die Wohnung vermietet. "Mich hat eine Frau angerufen und gefragt, wem die Wohnung gehört." Einige Tage später sei eine Frau nach Söhlbach gekommen, habe sich die Wohnung angeschaut und zugesagt. Zwei Tage später ist Falzone eingezogen. Eher selten habe er den Mafioso getroffen. "Er ist ein eher unauffälliger und zurückhaltender Typ." Hin und wieder habe er Gespräche mitbekommen, die alle auf Italienisch stattgefunden haben. Ansonsten habe er den Sizilianer wenig gesehen. Eine Frau habe ihn ab und an besucht. Ob es seine Partnerin war, könne Varga nicht sagen.
Auslieferung nach Italien
Laut Pressemitteilung wurde der Festgenommene einem Ermittlungsrichter vorgeführt und ist mit seiner Auslieferung nach Italien einverstanden.
Das Oberlandesgericht Stuttgart hatte bereits Anfang Dezember einen Auslieferungshaftbefehl gegen Falzone erlassen. Nach den Regelungen der Rechtshilfe ist vorgesehen, den Mann den italienischen Behörden zu überstellen. Der Haftbefehl wurde in Vollzug gesetzt und der Mann in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert.
Cosa Nostra
Nach Angaben des Bundeskriminalamts ist die Cosa Nostra die älteste und traditionellste Gruppierung der sizilianischen Mafia. Sie ist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden. Ein Hauptbetätigungsfeld ist der internationale Rauschgifthandel in Kooperation mit anderen Mafiagruppierungen. Seit den 1970er-Jahren hat die Costa Nostra auch feste Bezüge nach Deutschland. Schwerpunkte sind hier insbesondere Raub- bzw. Banküberfälle und illegale Tätigkeiten in der Bauwirtschaft. Cosa Nostra bedeutet übersetzt: Unsere Sache.