So versteckte sich der Mafioso in seinem spärlich eingerichtetem Unterschlupf
Der Vermieter der Wohnung in Beilstein-Söhlbach beschreibt den Italiener als unauffällig. Der Mietvertrag sei über eine Mittelsfrau zustande gekommen,

Die Wohnung im Untergeschoss des Mehrfamilienhauses im Beilsteiner Teilort Söhlbach ist spärlich eingerichtet. Nackter Betonboden, die Wände kahl, ein Holzbett. Eine Spielkonsole steht einen Raum weiter auf einem Schränkchen. Das Doppelbett mit einem rosa Spannbetttuch bezogen. Dort hat sich seit mehreren Wochen ein führendes Mitglied der sizilianischen Mafia versteckt.
Nach Angaben der "Tiroler Zeitung" handelt es sich dabei um den 37-jährigen Antonino Falzone, prominenter Boss der sizilanischen Cosa Nostra. Bela Varga hat die Wohnung vermietet. Allerdings über Umwege. "Mich hat eine Frau angerufen, die wusste, dass ich eine Wohnung zu vermieten habe", sagt der 37-Jährige. Wie sie an seine Nummer gekommen ist, kann er sich auch nicht erklären.
Miete ist Mafioso bislang schuldig geblieben
Einige Tage später sei eine Frau bei ihm gewesen. "Etwa 75 Jahre alt, sehr gepflegt mit viel Goldschmuck." Die habe sich die Wohnung angeschaut und zugesagt. Zwei Tage später sei Falzone gekommen. Ein unauffälliger Typ. Ab und an habe ihn eine Frau besucht. "Ob es seine Freundin war, weiß ich nicht." Falzone habe kein Deutsch gesprochen. Die Miete von 380 Euro im Monat sei er bislang schuldig geblieben. Varga habe ihn selten gesehen. Ein Auto habe der Italiener nicht gehabt.
Varga hat die Wohnung am Abend nach dem Zugriff des Spezialeinsatzkommandos (SEK) fotografiert. Splitter der Tür sind viele Meter vor dem Haus verstreut. In der Wohnung ebenfalls überall Überreste der Eingangstür. Die Einsatzkräfte haben die Tür offenbar gesprengt. Das berichtet eine Zeugin, die den Zugriff aus der Distanz beobachtet hatte. "Die Explosion war wahnsinnig laut. Mir dröhnt jetzt noch der Kopf", sagt sie einen Tag danach.
Fremdes Auto: "Da wusste ich, da ist was im Argen"
Bereits zwei Tage vor dem Zugriff habe ein VW Caddy mit Ludwigsburger Kennzeichen in Söhlbach gestanden. Zwei Männer habe sie im Fahrzeug gezählt. Der Beilsteiner Ortsteil Söhlbach besteht nur aus wenigen Häusern. "Ein fremdes Auto fällt da sofort auf. Da wusste ich, irgendwas ist da im Argen." Am Dienstagnachmittag habe dann ein Mercedes-Transporter unweit des Wohnhauses geparkt. Vier Männer seien ausgestiegen und hätten sich die Ausrüstung des SEK angelegt.
Wenige Augenblicke später habe es den Knall gegeben. Pferde, die in der Nähe in einem Stall einer Pferdeunterkunft standen, hätte gescheut und panisch reagiert. Zwei Teenagerinnen, die auf dem Hof waren, waren voller Angst. "Ich bin froh, dass keine kleinen Kinder da waren."
Söhlbacher laut Polizei nicht in Gefahr
Wer für den Schaden durch den Einsatz aufkommt, könne Varga nicht sagen. Ihm sei nicht mitgeteilt worden, an wen er sich wenden könne. Der Rahmen der aufgesprengten Tür ist zerfetzt. Mittlerweile hat der 37-Jährige die Wohnung wieder aufgeräumt. Bei ihm und auch bei der Zeugin herrsche Ungewissheit. "Ich habe die Polizisten gefragt, ob wir hier in Gefahr seien." Dies sei von der Polizei nach dem Einsatz verneint worden.
Falzone sitzt mittlerweile in einer Justizvollzugsanstalt. Mit einer Auslieferung nach Italien sei er einverstanden, heißt es in einer Pressemitteilung der Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Jan Dietzel stehe die Entscheidung noch aus, ob die Auslieferung Falzones bewilligt werde. Sollte dies der Fall sein, könne der 37-Jährige noch im Dezember nach Italien ausgeliefert werden.