Stimme+
Erlenbach/Weinsberg
Lesezeichen setzen Merken

Schemelsbergtunnel soll insgesamt 13 Monate lang voll gesperrt sein

   | 
Lesezeit  4 Min
Erfolgreich kopiert!

2023 sollen die Arbeiten für den Rettungsstollen des Schemelsbergtunnels beginnen. Die Vollsperrung des Tunnels startet im Laufe des Jahres 2024. Doch zunächst müssen die Umleitungsstrecken ertüchtigt werden.

Rund 20.000 Fahrzeuge rollen in 24 Stunden durch den Schemelsbergtunnel. Die Röhre ist Teil der viel befahrenen B39. Foto: Veigel
Rund 20.000 Fahrzeuge rollen in 24 Stunden durch den Schemelsbergtunnel. Die Röhre ist Teil der viel befahrenen B39. Foto: Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Den Frust der Autofahrer hat er schon im Ohr. Voraussichtlich irgendwann 2024 wird der Schemelsbergtunnel für viele Monate voll gesperrt - und Dieter Maierhöfer ahnt, wie laut der Aufschrei der Menschen sein wird, die jeden Tag durch die 680 Meter lange Röhre zwischen Heilbronn und dem Weinsberger Tal rauschen.

Das sind nicht wenige: Rund 20.000 Fahrzeuge passieren innerhalb von 24 Stunden diesen Teil der B39, der die Weinsberger Ortsumgehung ist, aber komplett auf Erlenbacher Gemarkung liegt.

Dennoch - und auch wenn es die beiden Bürgermeister Stefan Thoma (Weinsberg) und Uwe Mosthaf (Erlenbach) anders sehen: Der geplante Bau des 431 Meter langen Fluchtstollens für Fußgänger ist für Dieter Maierhöfer "eine Maßnahme des Bundes, die ich für sinnvoll erachte". Beim Vor-Ort-Termin mit unserer Redaktion stellt der Leitende Baudirektor des Baureferats Nord im Regierungspräsidium (RP) Stuttgart das Großprojekt vor.

 


Mehr zum Thema

Stimme+
Erlenbach/Weinsberg
Lesezeichen setzen

Drei neuralgische Knoten werden vor Sperrung des Schemelsbergtunnels ertüchtigt


So sieht der Zeitplan aus

Es ist ein so bedeutsames Vorhaben, dass erst einmal andere Strecken ertüchtigt werden müssen, damit die wichtige Nahtstelle zwischen Heilbronn und dem Weinsberger Tal in zwei Etappen für insgesamt 13 Monate gekappt werden kann. Den Zeitplan des Projektes, das Teil eines 20 Millionen Euro schweren Gesamtpaketes ist, erläutert Projektleiter Alexander Metz vom RP:

Phase 1: Im Juli 2023 sollen die eigentlichen Arbeiten am Fluchtstollen im Baggervortrieb beginnen. Bis zum ersten von zwei Querschlägen, den Verbindungen zum parallel verlaufenden Straßentunnel, sind neun Monate Bauzeit veranschlagt. Während dieser Zeit kann es zu vereinzelten halbseitigen Sperrungen kommen. Eine längere Vollsperrung ist zumindest planmäßig nicht notwendig.

Phase 2: Im Frühjahr 2024 erfolgt voraussichtlich für einen Monat die erste Vollsperrung.

Phase 3: Anschließend soll der Tunnel drei Monate lang wieder befahrbar sein.

Phase 4: Dann kommt es dick: Zwölf Monate soll der Schemelsbergtunnel voll gesperrt sein.

Phase 5: "Mängel und Schwierigkeiten gibt es bei so komplexen Anlagen immer", sagt Metz, so dass man nach dem Einfahrbetrieb noch mit kurzzeitigen Sperrungen rechnen muss. Insoweit möglich, sollen sie auf die Wochenenden oder in die Nächte verlegt werden.

Sperrzeiten sollen noch reduziert werden

Maierhöfer geht davon aus, "dass wir die Sperrzeit noch reduzieren können". Das zeige sich, wenn die Arbeiten ausgeschrieben sind und die Feinabstimmung erfolgt. Vor ein paar Jahren war das Baureferat Nord in Heilbronn noch von nur neun Monaten Sperrung ausgegangen. Zwischendurch wurde allerdings sogar eine Schließzeit von über 20 Monaten befürchtet.

Der Leitende Baudirektor erläutert auch, warum der Tunnel überhaupt so lange gesperrt werden muss, wenn der Fluchtstollen in 25 Metern Entfernung gebaut wird. Warum geht das nicht unter laufendem Betrieb? Aus Sicherheitsgründen, sagt Maierhöfer. "Seriös ist das nicht anders machbar."

Außerdem stecke hinter dem Bauvorhaben eine hochkomplexe Technik, die nicht mal eben nebenbei installiert sei. Zudem gehe es nicht nur um den Bau des Fluchtstollens, der einen Innenquerschnitt von 2,25 Metern haben wird. Es werde auch umfangreich in den Untergrund der Fahrbahn des Straßentunnels eingegriffen. So muss die Entwässerungseinrichtung erneuert werden. Es hat sich in den 31 Betriebsjahren jede Menge Kalk abgelagert. Kabel müssen ausgetauscht werden. Weitere Stichworte sind Betonsanierung und Arbeiten an der Beleuchtung.

 

Andere Projekte hatten Vorrang

Apropos Sicherheit: Sie ist der Grund, warum der Rettungsstollen überhaupt gebaut wird. Alle Tunnel in Deutschland, die länger als 400 Meter sind, müssen mit einem Fluchtstollen ausgestattet sein, erläutert der Leiter des Baureferats Nord. Das Bauwerk in den Schemelsberg ist seit über einem Jahrzehnt im Gespräch. Erste Planungen zufolge hätte es bereits 2009/2010 realisiert werden sollen. Das Vorhaben verzögerte sich immer wieder.

"Wir hatten eine Priorisierung", sagt Thomas Thullner, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehr im Landratsamt. Vorrang hatten der Tunnel Hölzern (A81) und der A6-Ausbau.

Kleiner Exkurs: Während der Bund Bauherr und Kostenträger des Großprojektes ist und das RP im Auftrag des Bundes plant, ist das Landratsamt für den Betrieb des Schemelsbergtunnels zuständig und ordnet die Umleitungen an.

10.300 Kubikmeter Aushub - Erde und minderwertiges Erdgestein - fallen beim Bau des Rettungsweges an. Die Entsorgung ist Sache der zu beauftragenden Baufirma. Nur etwa zehn Prozent des Materials werden herausgesprengt. Den Rest erledigt der Bagger. Er gräbt sich von der Heilbronner Seite aus in den Hügel hinein.

Schon knapp fünf Millionen Euro verbaut

Einen (bitteren) Vorgeschmack auf das, was kommen könnte, bekamen Autofahrer vor zwei Jahren, als die Röhre etwa zwei Wochen lang voll gesperrt war - damals jedoch noch ohne ertüchtigte Umleitungsstrecken. Im ersten Bauabschnitt zwischen 2018 und 2020 wurden bereits knapp fünf Millionen Euro im und am Tunnel verbaut.

Investiert wurde unter anderem in Sicherheitstechnik und Belüftung - Arbeiten, die laut Dieter Maierhöfer keinen Aufschub duldeten und deshalb nicht in einem Aufwasch mit dem Rettungsstollen erledigt werden konnten.

Der Chef des Baureferats Nord ist guter Dinge, dass der Zeitplan Bestand hat und mit dem Umbau des ersten Umleitungsknotens im Frühjahr 2022 begonnen wird. Die Ertüchtigung ist ebenfalls Teil des 20-Millionen-Euro-Projektes. Ob alles wie geplant läuft, ist auch davon abhängig, dass der Bund die erforderlichen Mittel bereitstellt. Die finanzielle Ausstattung beim Bund sei derzeit "relativ gut", sagt Maierhöfer. Er schränkt aber ein: Es könne passieren, "dass die neue Regierung und ein neuer Bundesverkehrsminister andere Prioritäten setzen müssen".

 

Tunnel-Sperrungen

Immer wieder war der Schemelsbergtunnel in den zurückliegenden Monaten kurzzeitig und teils unangekündigt gesperrt - zum Ärger der Autofahrer. Thomas Thullner, zuständiger Amtsleiter im Heilbronner Landratsamt, erklärt, warum: Turnusgemäß muss die Röhre nachts für Kontroll-, Reinigungs- und Wartungsarbeiten gesperrt werden - manche sind im viertel-, andere im halbjährlichen Rhythmus. Gleich zweimal sei es nun passiert, dass bei nächtlichen Reinigungsarbeiten Brandmeldekabel beschädigt wurden und ausgetauscht werden mussten - mit zusätzlichen Sperrungen als Folge. Vor allem die reflektierende Beschichtung der Tunnelwände sei sehr reinigungsintensiv.

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben