Reaktionen aus der Region zu den Corona-Beratungen: Sorge vor Schulschließungen
Verzweiflung und Verunsicherung in vielen Bereichen: Der Heilbronner Weihnachtszirkus findet wieder nicht statt, Clubs sind in Not und die Sorge vor neuen Schulschließungen ist groß. Weihnachtsmärkte in Hohenlohe, die noch nicht abgesagt sind, sollen nach jetzigem Stand aber stattfinden.

Neue Corona-Regeln des Landes lassen auf sich warten, die Absage-Flut geht weiter. Derweil reagieren Lehrer- und Elternvertreter aus der Region mit Sorge auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, das Schulschließungen im Rahmen der Pandemiebekämpfung für verfassungskonform erklärt.
Nun hat es auch den Heilbronner Weihnachtszirkus erwischt. Das mit 80.000 Besuchern größte Live-Event für Heilbronn und die Region wird abgesagt. "Die Situation ist eine Katastrophe und wir wissen gerade nicht, was oben und unten ist", sagt Sascha Melnjak gegenüber der Heilbronner Stimme.
Keine andere Wahl
Bis zuletzt habe man gehofft, "am Ende lässt uns die aktuelle Entwicklung aber keine andere Wahl", so der Zirkusdirektor. Eine Entscheidung lasse sich auch nicht hinauszögern. "Bei uns wären jetzt noch einmal erhebliche Kosten für den Aufbau der Zelte angefallen und wir spüren auch bei unseren Besuchern zunehmend die Auswirkungen der 2G-plus-Regel", unterstreicht Melnjak. Er hofft, dass einige Besucher Tickets auf 2022 umbuchen.

"Zumachen ist einfach", ärgert sich Matthias Kern, nachdem alles darauf hindeutet, dass das Land Clubs und Discotheken ab kommenden Donnerstag schließt. Der Geschäftsführer der Heilbronner Laube hatte schon unter der 2G-plus-Regel gelitten, die seit der vergangenen Woche gilt. "Wir hatten seither ständig sinkende Besucherzahlen, wollten aber auch wegen unseren Mitarbeitern nicht schließen", sagt Kern. Diese Entscheidung wurde dem Betreiber jetzt abgenommen.
Zuversicht in Öhringen und Künzelsau
Zuversichtlich, Freitag den Warenmarkt auf dem Öhringer Marktplatz eröffnen zu können, ist Stadtsprecher Michael Walter. "Aktuell sehen wir den Markt nicht gefährdet." Auf dem Lichtermarkt werde es nur Waren geben, keine Bewirtung. Menschengruppen sollen so vermieden werden.
In Künzelsau war bereits Ende vergangener Woche der Advent am Schloss durch den Winterzauber ersetzt worden, der am Freitag und Samstag geplant ist. "Stand jetzt haben wir noch nichts offiziell abgesagt", erklärt Helen Bühler vom Stadtmarketing auf Anfrage.
Unterdessen hallt das Urteil des Bundesverfassungsgerichts nach, das am Dienstagvormittag einige Maßnahmen der Notbremse, darunter Schulschließungen, für rechtens erklärt hatte. Die Deutlichkeit der Karlsruher Entscheidung überrascht Harald Schröder (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft). In Bezug auf die Schulschließungen hatte der GEW-Sprecher im Kreis Heilbronn eine differenziertere Sichtweise erwartet. "Die Schulschließungen waren schlecht", betont er. Damit gibt er auch die Richtung vor, die er sich von der Politik bei den anstehenden Entscheidungen erhofft.
Enttäuschung über Karlsruhe

Mittlerweile sind wieder verlängerte Weihnachtsferien im Gespräch. Harald Schröder hofft, dass die Politik allerdings das umsetzt, was sie stets versprochen hat: dass Schulen und Kitas "als allerletztes geschlossen" werden.
Erst einmal müsse man andere Bereiche runterfahren, wo sich Menschen begegnen. Man solle die Bundesliga-Stadien leeren, sagt der GEW-Vertreter. Dass Schulen geöffnet sind, könne man "gut verantworten", so Harald Schröder. Mit regelmäßigen Tests zählen die Schulen zu den Einrichtungen, die ein "Höchstmaß an Sicherheit" böten. Der Weg sei richtig, wie Klassen bei einem Corona-Fall getrennt würden.
Enttäuscht ist Zarah Abendschön-Sawall von der bundesweiten Initiative Familien. Karlsruhe hätte die Grenzen bei Schulschließungen schärfer ziehen müssen, sagt die Schwaigernerin. Sie betont aber, dass sich die Entscheidung auf die Bundesnotbremse vom Frühjahr bezog. Jetzt gebe es ein breites Impfangebot auch für Jugendliche. Sie hofft daher, dass es keine verlängerten Weihnachtsferien gibt. Das wäre eine Schulschließung. Kinder wären wieder ausgeschlossen.