Qualität des Unterrichts rückt stärker in den Fokus
Schulen müssen datengestützte Entwicklung der Standards ab kommendem Schuljahr verbindlich umsetzen. Das sind erste Reaktionen.
Das Land will Kinder und Jugendliche in den Schulen stärker fördern. Ein Baustein soll die sogenannte datengestützte Qualitätsentwicklung sein. Ein Großteil der Schulen begrüßt diesen Schritt. Ein Problem aber bleibt, so die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.
Kultusministerin will Kinder noch stärker individuell fördern
Kultusministerin Theresa Schopper gibt die Richtung vor. "Anhand verlässlicher Daten sollen die Schulen in Zusammenarbeit mit der Schulverwaltung Kräfte und Ressourcen optimal für die Arbeit bündeln und dort einsetzen, wo sie viel bewirken", sagte die Grünen-Politikerin, als sie kürzlich die Gesamtstrategie präsentiert hat. "Wir müssen an den Schulen noch stärker individuell fördern, und dafür benötigen Schulen und Schulverwaltung Daten sowie eine Systematik, um das Erreichen dieser Ziele zu steuern." Entscheidend sei dabei, dass die Arbeit auf Basis einheitlicher und an wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerichteter Kriterien erfolge und überprüft werde.
Eingeführt wird ein neuer Referenzrahmen Schulqualität, an dem sich Schulen bei der Schul- und Unterrichtsentwicklung orientieren. Laut Ministerium soll er als Landesfahrplan "langfristig zu einem gemeinsamen Verständnis davon führen, was Qualität ist". Ein weiteres Element ist ein Schuldatenblatt, das jährlich einen Überblick über wichtige Kennzahlen bietet. Im Zentrum stehen laut Stuttgart die Lernergebnisse der Schüler. Es geht aber auch um die Zusammensetzung der Schülerschaft, die Eingangsvoraussetzungen, die diese mitbringen, sowie die Rahmenbedingungen vor Ort wie etwa die Personalausstattung der Schule.
Die GEW erinnert an fehlender Lehrer
Schulleiter, Lehrer und Verbände aus der Region begrüßen diesen Schritt. Für Harald Schröder von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist der Ansatz plausibel. Beispielsweise erhielten die Schulen nun viel mehr Informationen über die Herkunft der Schülerschaft. Der Anteil von Bürgergeld-Bezieher flösse ebenfalls ein in die Analyse sowie beispielsweise der Anteil von Migranten. Die sozialen Daten sollen in ein Verhältnis zum Abschneiden bei Vergleichsarbeiten gesetzt werden.
Der GEW-Sprecher im Kreis Heilbronn erinnert zugleich daran, dass es ähnliche Versuche bereits gegeben habe. Und diese seien alle gescheitert. "Von Nichts kommt nichts", sagt Harald Schröder. Das Problem bleibe, dass Lehrer fehlten. Schulen seien deshalb auf absehbare Zeit weiterhin nur damit beschäftigt, "den Betrieb sicherzustellen".
So reagieren Rektoren
Transparente Ergebnisse verspricht sich Christian Mair von der Qualitätsoffensive. Bislang würden bei Vergleichsarbeiten wie Vera die Schulergebnisse nur mit dem Landesschnitt verglichen, so der Rektor der Grund- und Gemeinschaftsschule in Gemmingen. Zukünftig sollen Standorte verglichen werden, die eine ähnliche Schülerschaft und vergleichbare finanzielle Ausstattung haben. "Das wird interessant."
Von diesem "fairen Vergleich" verspricht sich auch Melanie Haußmann einiges. Für die Geschäftsführende Schulleiterin in Heilbronn ist Qualitätsentwicklung nichts Neues. Zusätzliche Daten hätten den Vorteil, "dass man nicht im Nebel stochert". Sie sagt: "Wir wollen ja Schulen positiv entwickeln."