Pünktlich zu Pfingsten: Tourismusbranche erkennt Licht am Horizont
Nach dem großen Corona-Lockdown nehmen pünktlich zu Pfingsten die Buchungen in Reisebüros schlagartig wieder zu. Mit den Lockerungen in Nachbarländern wächst auch in der Region die Lust auf Urlaub.

Wir wissen gar nicht, wie uns geschieht", staunt Petra Effenberger. "Aber man merkt deutlich, dass die Bereitschaft zum Reisen jetzt sehr groß ist", freut sich die Chefin des Reiseladens in Neckarsulm. Gerade Flugreisen über Pfingsten und im Sommer würden anziehen, nachdem die Inzidenzen sinken und die Regeln in vielen Ländern gelockert werden. "Italien, Österreich, Nordsee", nennt Effenberger die aktuellen Hauptziele. Das mache Hoffnung nach der quälend langen Zeit in Kurzarbeit und Lockdown.
Der Reiseladen beschäftigt in Heilbronn und Neckarsulm acht Mitarbeiter. "Dieses Jahr feiern wir eigentlich 40. Jubiläum", sagt Effenberger wehmütig. Eine größere Feier wird es wegen Corona nicht geben. Mut mache, dass Stammkunden geholfen hätten, durch die schwierige Zeit zu kommen. Dass die Preise leicht angezogen haben, tue der Nachfrage keinen Abbruch. "Die Kunden wollen endlich raus und freuen sich total", unterstreicht die Reiseladen-Chefin.
Busse kommen wieder auf Touren
Auch bei Walter Müller stehen die Zeichen auf Aufbruch. "Die Nachfrage hat klar angezogen, unsere Fahrer sind bis Ende Mai alle zwei Mal geimpft, die ersten Tagesreisen sind für 26. Mai fest geplant", freut sich der Geschäftsführer des Massenbachhausener Busreiseunternehmens. Bei Müller konzentriert man sich nun auf Deutschlandtouren, doch auch Auslandsreisen sind für Geimpfte oder Getestete wieder möglich. "Wir beobachten täglich die Vorgaben", betont der 56-Jährige.
In Italien und Österreich sind die Quarantäneregeln bereits gefallen, das mache ihm Hoffnung. Für den 11. Juni ist eine Genussreise ins französische Lyon geplant. Auch auf einen erstmals separat aufgelegten Rad- und Wanderreisekatalog sowie einen Tagesfahrtenkatalog setzt das Unternehmen in diesen Zeiten. Ansonsten hat man die erste Kurzarbeiterzeit seit Firmengründung 1928 dazu genutzt, um die EDV und das Online-Buchungssystem auf Vordermann zu bringen.
Große Sehnsucht, großer Nachholbedarf
"Der Propfen ist raus, in den letzten zwei Wochen ist die Nachfrage stark gestiegen," berichtet Andreas Kühner von Gross Reisen in Heilbronn, wobei seine Gäste derzeit vor allem für den Sommer planten, teils sogar schon für 2022. Mit Blick auf die steigende Nachfrage nach Kreuzfahrten und Luxus-Angebote erkennt Kühner "eine große Sehnsucht, einen großen Nachholbedarf". Gleichzeitig sei der Beratungsbedarf zu Corona-Fragen enorm. "Momentan ist es leichter nach Mallorca zu fliegen, als am Bodensee Urlaub zu machen", beklagt er. Hoffnung setzt Kühner in eine Ministerpräsidentenkonferenz im Juni, bei der angeblich mit dem "Flickenteppich beim Tourismus" aufgeräumt werden soll.
Viele buchen jetzt kurzfristig
"Insgesamt nimmt die Nachfrage sowie die Lust am Reisen wieder deutlich zu", berichtet Daniela Landenberger als Leiterin Reisevertrieb und Touristik beim ADAC Württemberg. Aktueller Schwerpunkt: Urlaub mit dem Auto. "Viele möchten flexibel bleiben und buchen auch sehr kurzfristig, vor allem in Deutschland." Der ADAC erhalte im Moment "enorm viele Fragen" zu Ein- und Ausreisebestimmungen, zu Kontrollen an der Grenze, Quarantäne und Tests. Mit Flugreisen hielten sind die Menschen noch zurück, zumindest was die Pfingstferien angeht.
Weit von Normalität entfernt
Nicht ganz so optimistisch blickt Joachim Schmidt in die Zukunft. "Es kommen vereinzelt Anfragen, aber von Normalität sind wir noch weit entfernt", betont der Geschäftsführer des Tui-Reisecenters Künzelsau. Viele Kunden würden noch abwarten. Das liege auch daran, dass "noch zu viele Ängste geschürt werden". In den vergangenen Monaten habe er trotz Überbrückungshilfen auf vieles verzichten müssen. "Ich hoffe jetzt nur, dass die Touristik schnell wieder zum Leben erweckt wird", sagt Schmidt.