Prozess nach Schüssen in Leingarten: Es ging um ein Gramm Marihuana
Am Mittwoch begann der Prozess um einen zum Tatzeitpunkt 16-Jährigen. Er soll Ende September vergangenen Jahres zwei Brüder mit einer Schusswaffe zum Teil schwer verletzt haben. Der Prozess ist nicht-öffentlich.

Am Mittwoch (29. März) hat der Prozess gegen einen 17-Jährigen vor der 2. Großen Jugendkammer des Landgericht Heilbronn begonnen. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn klagt den Jugendlichen wegen versuchten Mordes in drei Fällen, gefährlicher Körperverletzung und unerlaubten Waffenbesitzes an.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem zum Tatzeitpunkt 16-Jährigen vor, mit der Schusswaffe eines Angehörigen am späten Abend des 30. September auf drei Personen geschossen und zwei von ihnen schwer verletzt zu haben. Ein 15-Jähriger erlitt einen Kopfschuss, sein 20 Jahre alter Bruder einen Beindurchschuss. Einen Dritten soll er verfehlt haben, heißt es in der Prozessvorschau des Landgerichts. Der Angeklagte soll sich zu Nutze gemacht haben, dass seine Opfer "mit keinem Angriff auf ihr Leben rechneten und sich daher nicht wehren konnten", so die Staatsanwaltschaft.
Intensivmedizinische Versorgung
Laut Prozessvorschau des Landgerichts habe es sich bei der Waffe um eine selbstladende Pistole gehandelt. Der am Kopf Verletzte habe nur wegen einer zeitnahen intensivmedizinischen Versorgung überlebt. Hintergrund der Tat soll ein Streit um ein Gramm Marihuana gewesen sein. Die Droge soll der Angeklagte früher am selben Abend von dem 15-jährigen Geschädigten entgegengenommen haben - ohne dafür bezahlt worden zu sein.
Der Begleiter des Angeklagten soll dem Geschädigten mit einem Kopfstoß die Nase gebrochen haben. Als Reaktion darauf soll sich eine Personengruppe um den Geschädigten herum versammelt haben. Man habe den Konflikt mit dem Angeklagten und dessen Freunden gewaltsam austragen wollen. Bei der Begegnung dieser Gruppen sei es zu den Schüssen gekommen.
Blutspuren am Tatort
Ein Großaufgebot der Polizei hatte kurz nach der Tat die Gegend um den Tatort abgesperrt. Schwer bewaffnete Polizisten suchten die nähere Umgebung nach Spuren ab. Die Bahnstrecke war über mehrere Stunden gesperrt. Beamte der Spurensicherung markierten zahlreiche Blutspuren, die sich vom Tatort in Richtung Heilbronner Straße im Ortsteil Großgartach zogen. Ein Polizeihubschrauber war im Einsatz.
Kurz nach der Tat richtete die Kriminalpolizei Heilbronn die Ermittlungsgruppe "Leinbach" ein. 30 Beamte gehörten ihr an. Der Angeklagte war am Tag nach der Tat vorläufig festgenommen worden und kam in Untersuchungshaft. Menschen in Leingarten reagierten fassungslos. Bürgermeister Ralf Steinbrenner (51) bezeichnete das Ereignis als die dunkelste Stunde des vergangenen Jahres für die Leintalstadt.
Verhandlungstermine in diesem Prozess sind bislang bis Mitte Juli angesetzt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Heilbronn drohen dem Jugendlichen bis zu zehn Jahren Jugendstrafe, sollte es zur Verurteilung kommen.