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Programmierschule 42 in Heilbronn eröffnet

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120 Studierende starten in diesen Wochen ihr Studium an der 42 Heilbronn. Am ersten Tag vor Ort ist ihre Begeisterung zu spüren. Das Lernmodell der Coding School ist etwas ganz Neues, nicht nur für Heilbronn, sondern für ganz Deutschland.

von Annika Heffter
Die ausgewählten Studierenden der 42 Heilbronn lernen sich zum ersten Mal persönlich kennen. Ihr erstes Projekt startet diese Woche.
Foto: Ralf Seidel
Die ausgewählten Studierenden der 42 Heilbronn lernen sich zum ersten Mal persönlich kennen. Ihr erstes Projekt startet diese Woche. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Heilbronn ist nun offiziell einer der beiden ersten Standorte der renommierten Programmierschule 42 in Deutschland. Zum großen Eröffnungstag der 42 Heilbronn am Montag hat Geschäftsführer Thomas Bornheim ein T-Shirt mit einem Aufdruck von Chewbacca, einer Figur aus Star Wars, ausgewählt. Symbolisch spiegelt es wider, für was die neue Coding School in der Stadt stehen will: lockere Atmosphäre, coole, nahbare Menschen, ein bisschen nerdig-verspieltes Flair.

Auch durch die Räumlichkeiten der Programmierschule in der Weipertstraße, in denen sich früher die Innovationsfabrik befand, zieht sich das Computer- und Science-Fiction-Motiv: Szenen aus dem Videospiel Super Mario zieren den Treppenaufgang, das Gebäude wird liebevoll "Spaceship" genannt, die Reihen in den Räumen im Obergeschoss sind nach fiktiven Planeten benannt. "Für mich beginnt hier ein großes Abenteuer", freut sich Stefan Krüger, einer der ausgewählten Studierenden der ersten 88-köpfigen Gruppe, die das neue Lernkonzept in Heilbronn ausprobieren darf und am Montag vor Ort begrüßt wurde.

Es begann mit einer Geschäftsreise im Silicon Valley

Zusammen mit der 42 Wolfsburg ist Heilbronn der erste deutsche Standort der Programmierschule, international gibt es 36 Standorte. Dass es die Coding School auch in Deutschland geben soll, hat die Unternehmerin Hester Spiegel van-den-Steenhoven initiiert. Dass sie sich in Heilbronn angesiedelt hat, liegt vor allem an der Unterstützung durch die Dieter-Schwarz-Stiftung. "Der Tag heute ist auch für uns ein großer Tag", sagt Geschäftsführer Reinhold Geilsdörfer in einer Videobotschaft zur Begrüßung der ersten Studierenden.

 


Im Rahmen einer Geschäftsreise, erzählt Geilsdörfer, habe er die 42 Silicon Valley im US-amerikanischen Fremont kennengelernt und sei von der Stimmung dort beeindruckt gewesen. "Da vibriert die Luft, da sind junge Menschen, die begeistert sind, die sich mit dem Coden beschäftigen und richtig Lust und Freude ausstrahlen", sagt er. Also habe die Stiftung das Konzept im Rahmen ihrer Bildungsförderung auch in Heilbronn implementieren wollen. Die Programmierschule sei, so Geilsdörfer, die perfekte Ergänzung zur bestehenden Hochschullandschaft in der Stadt.

Keine Dozenten oder Vorlesungen, nur Projekte und Teamarbeit

Das Besondere an der Coding School ist vor allem ihr Lernmodell: Es gibt keine Lehrer oder Dozenten, keine Unterrichtseinheiten. Das Programmieren lernen die Studierenden über Projekte, die es erfolgreich abzuschließen gilt. Dabei können sie Suchmaschinen, Bücher oder Internetforen zurate ziehen - vor allem aber sollen sie sich gegenseitig helfen. "Coding ist etwas, das man nicht alleine machen kann. Es ist immer Teamarbeit", betont Geschäftsführer Thomas Bornheim in seiner Begrüßungsrede.

"Man lernt hier auch, Fehler zu machen. Das ist Teil des Prozesses, das muss man akzeptieren. Dann heißt es: nicht aufgeben und fragen, wenn man Hilfe braucht", berichtet 42-Studentin Liga Veits von dem vierwöchigen Auswahlverfahren. Die 37-Jährige ist aus Hamburg nach Heilbronn gezogen, um das Programmieren an der 42 Heilbronn zu lernen. "Grün" findet sie die Stadt bisher, die Menschen und ihre Mitstudierenden offen und nett.

"Neustart" und "Update" nennt der 57-jährige Stefan Krüger die nun beginnende Zeit bei der 42 Heilbronn. Er hat schon viele Jahre in der Systemgestaltung gearbeitet und erhofft sich von dem Studium neue Impulse.

 


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120 Bewerber haben sich für das Studium qualifiziert

Von 450 Bewerbern, die es in die vierwöchige Auswahlrunde, die sogenannte Piscine (franz.: Schwimmbecken) geschafft haben, haben sich etwa 120 für das Lernprogramm der 42 Heilbronn qualifiziert. 88 davon starten ihr erstes Projekt in dieser Woche, der Rest folgt in den nächsten zwei Monaten. Ein großer Teil des Gebäudes der Coding School ist noch Baustelle, der geöffnete Teil kann von den Studierenden schon genutzt werden - unter Corona-Auflagen. Die Eingangsschleuse zum Beispiel misst automatisch Fieber und piepst, wenn Eintretende keinen Mund-Nasen-Schutz tragen. "Aber immerhin können wir auf dem Campus starten. Es ist immer schöner, wenn man sich in echt sieht", sagt 42-Kommunikationsleiterin Sophie Heinz.

Die Zahl 42 und der Sinn des Lebens

Der Name der Programmierschule, 42, wurde inspiriert von dem Science-Fiction-Film "Per Anhalter durch die Galaxis". Darin soll ein Supercomputer die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens errechnen und gibt die Zahl 42 als Antwort.

Die erste Coding School mit dem unkonventionellen Konzept wurde 2013 in Frankreich gegründet. Das Lernmodell basiert auf Projekten, die die Studierenden mithilfe von Suchmaschinen, Internetforen und durch den Austausch mit Kommilitonen lösen. Ist ein Projekt erfolgreich abgeschlossen, kommt man in das nächste Level, wie bei einem Computerspiel. Das Studium ist kostenlos und dauert etwa drei Jahre. Man braucht keinen Abschluss, um sich zu bewerben.

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