Pro und Contra zu verkürzten Sommerferien
Auch in der Region wird diskutiert, wie versäumter Schulunterricht nachgeholt werden kann: etwa in den Sommerferien? Unsere Kollegen sind auch unterschiedlicher Meinung.
Pro: Von Petra Müller-Kromer
Es ist eine mühevolle Zeit. Schüler aller Altersklassen kämpfen an PC und heimischem Schreibtisch mehr oder weniger allein mit dem Unterrichtsstoff. Wohl dem, der Eltern hat, die die Zeit, den Hintergrund und die Energie haben, Erledigtes und nicht Erledigtes im Auge zu behalten. Anstrengend für alle Beteiligten ist es allemal. Trotzdem reicht das, was die Schüler zu Hause erarbeiten, nicht aus. Maximal ein Viertel des Stoffs wird so bewältigt, schätzt Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Lehrerverbands. Leidtragende sind die Kinder.
Wenn sie freiwillig wiederholen, fehlt ihnen ein Jahr gegenüber den Altersgenossen. Da macht es mehr Sinn, Ferien zu kürzen und hier Versäumtes nachzuholen. Ein guter Mittelweg sind die jetzt vom Ministerium ins Spiel gebrachten Kurse während der freien Zeit. Klar brauchen alle eine Pause. Aber wenn diese im Sommer vier statt sechs Wochen dauern würde, ist das für Arbeitnehmer immer noch eine lange Zeit, die es zu überbrücken gilt. Umso mehr, als die Zukunft der Kinderfreizeiten wie Haigern oder Gaffenberg in diesem Jahr noch gänzlich offen ist, genauso wie mögliche Urlaubsreisen.
Contra: Von Simon Gajer
Corona betrifft alle. Das Virus lähmt die ganze Welt, und alle müssen die Situation gemeinsam meistern. Den Schülern die Ferien zu kürzen, signalisiert aber eines: Die Kinder und Jugendlichen sind mit schuld, dass sie Stoff verpasst haben. Es steht außer Zweifel, dass die vielen Wochen Homeschooling die Lücken größer machen zwischen jenen, die zu Hause gefördert werden, und denen, deren Eltern sich nicht für Algebra und Kommaregeln interessieren oder keine Zeit dafür haben.
Eine Diskussion über verkürzte Ferien ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings zu früh: Nun ist es an der Zeit, für die Generation Corona erst einmal den Bildungsplan zu entrümpeln. So kann freie Unterrichtszeit geschaffen werden, um die Grundlagen in der Grundschule zu legen und in den weiterführenden Schulen die Kinder und Jugendlichen fit für ihren Abschluss zu machen. Wichtig ist, gerade die Übergänge zu Klasse fünf so fließend wie möglich zu machen. Wegen Corona dürfen nicht dieselben Maßstäbe an die neuen Fünfer gelegt werden wie in den vorherigen Jahren. Es geht nicht darum, die Abschlüsse zu verwässern - sondern darum, die Kinder nicht für Corona zu bestrafen.

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