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Pro Bahn kritisiert Neun-Euro-Ticket als "Schnellschuss"

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Bundesweit im Nahverkehr unterwegs über ein Vierteljahr, für neun Euro im Monat, mit Start am 1. Juni: Die Pläne für das Günstig-Ticket nehmen konkrete Formen an. Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht einen "Schnellschuss" und kritisiert die hohen Kosten.

Stadtbahn in Heilbronn: Im Juni, Juli und August fahren Pendler und Ausflügler voraussichtlich auch im Heilbronner Verbund richtig günstig.
Foto: Archiv
Stadtbahn in Heilbronn: Im Juni, Juli und August fahren Pendler und Ausflügler voraussichtlich auch im Heilbronner Verbund richtig günstig. Foto: Archiv  Foto: Archiv/Veigel

Starttermin und bundesweite Gültigkeit sind noch Gegenstand von Verhandlungen, am Mittwoch (13. April) soll es weitere Details geben. Die grundsätzliche Richtung bestätigten Bundespolitiker aus Regierung und Opposition gegenüber unserer Redaktion. "Der Start im Juni ist wahrscheinlich", sagte Matthias Gastel, Bundestagsabgeordneter der Grünen und Mitglied im Verkehrsausschuss. Er sieht "ein tolles Angebot, um Menschen zu entlasten und Anreize zu setzen, den ÖPNV auszuprobieren." Ein früherer Start sei organisatorisch nicht möglich. Jetzt fällt das Schnupperangebot, für das der Bund Kosten von 2,5 Milliarden Euro nennt, zum großen Teil in die Ferienzeit.

Ticket wird wohl bundesweit gültig sein

Dass die Günstig-Fahrkarte im ganzen Bundesgebiet gültig sein soll, hätten die Grünen durchgesetzt, sagt Gastel. Eine auf Verkehrsverbünde beschränkte Lösung war umstritten, weil die Größe der Gebiete sehr unterschiedlich ist. Kommt es jetzt wie erwartet, können Fahrgäste mit dem Neun-Euro-Ticket in Nahverkehrszügen durch die ganze Republik fahren.

Wegen des Verwaltungsaufwands hatten die Landesverkehrsminister für einen auf drei Monate befristeten Nulltarif plädiert, fanden aber beim Bund kein Gehör. Klar ist, dass auch all jene profitieren sollen, die bereits ein Abo für den Nahverkehr haben. Ihnen werden voraussichtlich im Aktionszeitraum nur neun Euro pro Monat abgebucht.


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Alexander Throm, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Heilbronn, kritisiert das Günstigticket als "Symbolpolitik", das nur Mitnahmeeffekte bei jenen auslöse, die ohnehin Bus und Bahn nutzen. "Dann kommt es auch noch zu spät", sagt Throm. Im Sommer seien weniger Pendler und Schüler unterwegs.

Ähnlich kritisch äußert sich der Fahrgastverband Pro Bahn. "Das ist ein politischer Schnellschuss ohne nachhaltige Wirkung", sieht der Landesvorsitzende Stefan Buhl ein "Strohfeuer". Die 2,5 Milliarden Euro seien "zum Fenster rausgeworfen", das Geld sähe Buhl besser in die Ausbau der Infrastruktur investiert. "Bei den kleinsten Ausbaumaßnahmen ist kein Geld da. Der Ampelkoalition attestiert der Pro-Bahn-Vertreter: "Ein Plan steckt da nicht dahinter."

Matthias Lieb sieht die Sache positiver. "Das ist ein spannendes Experiment", findet der Landesvorsitzende des ökologisch orientierten Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Wolle man die Fahrgastzahlen im ÖPNV wie geplant verdoppeln, "mus man neue Kundenkreise erschließen". Dabei könne das Schnupperticket helfen. Lieb sieht aber auch die Gefahr, dass durch das Billig-Angebot der Run auf manche Strecken im Sommer zu groß wird. "Kapazitätsengpässe sind durchaus möglich."


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Kommentare

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Isolde Grossmann am 12.04.2022 21:50 Uhr

Nur Mitnahmeeffekte??
Es ist schon befremdlich, welches Bild dieser Herr Throm von den Bürger*innen hat, die er doch eigentlich vertreten und repräsentieren soll. Alle, die schon seit Jahren Tag für Tag im ÖPNV fahren, diskriminiert er! Millionen von Menschen, die schon seit vielen Jahren die Umwelt schützen, längere Fahrzeiten, Unbequemlichkeiten (insbesondere während Corona) in Kauf nehmen, verhöhnt er, wenn er sie der "Mitnahme" bezichtigt.
Zur Klarstellung: Niemand hat sich dies gewünscht oder es gar gefordert. Haben die Pendler*innen es nicht verdient, sind sie es nicht wert? Es werden ganz bestimmt durch diese Maßnahme viele Menschen zusätzlich den ÖPNV nutzen - schlicht und ergreifend weil sie sich das Autofahren bald nicht mehr leisten können. Hier wäre ein bischen mehr Empathie angesagt.
Andreas Großmann

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