Prävention an Schulen in der Stadt und im Landkreis wird immer wichtiger
Höchststand bei der Nachfrage: Arbeitskreis Leben erreicht 2022 deutlich mehr Heranwachsende als im Vorjahr. Zahl der Unter-18-Jährigen mit Suizidgedanken hat sich verdoppelt.

Eine stark gestiegene Nachfrage nach Präventionsveranstaltungen an Schulen: Das verzeichnet der Arbeitskreis Leben (AKL) für das Jahr 2022. Bei 43 Veranstaltungen an 13 Schulen in der Region erreichte er rund 900 junge Menschen. Das sind 200 mehr als im Vorjahr und damit Rekord, heißt es im Jahresbericht des ökumenischen Vereins. Mit je rund 130 Schülern ganz vorn dabei bei der Anzahl der Teilnehmer sind das Albert-Schweitzer-Gymnasium Neckarsulm, die Heinrich-von-Kleist-Realschule und das Robert-Mayer-Gymnasium, beide in Heilbronn.
Selbstmord ist die zweithäufigste Todesursache bei jungen Menschen bis 29 Jahre
Der Hintergrund ist ernst. Eine internationale Studie belege, dass sich die Zahl der Unter-18-Jährigen mit Suizidgedanken fast verdoppelt hat, auf 37 Prozent, heißt es im AKL-Jahresbericht. Die Praxis bestätige dies. Selbstmord sei weiter die zweithäufigste Todesursache bei jungen Menschen bis 29 Jahre.
Auch die Nachwirkungen von Corona mit erhöhten psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen spielten eine große Rolle, stellt der AKL wie auch soziale Träger in diesem Bereich fest. Insgesamt hat der Arbeitskreis im vergangenen Jahr 209 Menschen beraten. Der Anteil der Unter-25-Jährigen, die die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter erreicht haben, liegt mit 36 Personen bei 17 Prozent. Betroffene werden nach einem Suizidversuch direkt über die Kinder- und Jugendpsychiatrie versorgt - ohne den AKL
Erwachsene im mittleren Alter zwischen 50 und 60 Jahren sind die größte Gruppe bei der Beratung. Insgesamt hat die Nachfrage zugenommen. Schwerpunktmäßig hauptamtliche Mitarbeiter berieten hier 187 Personen, davon 47 Menschen in akuter Krise (2021: 35) und 37 Angehörige (2021: 30).
Inzwischen gibt es zwei Trauergruppen für 20 Menschen
Auch die Zahl Hinterbliebener nach dem Suizid eines Angehörigen, die eine Trauerbegleitung suchten, ist mit 61 Menschen im Vergleich zu 53 im Vorjahr gewachsen. Sie bekamen Einzelgespräche oder auch Hilfe in der Gruppe. Der Bedarf ist groß und wächst, inzwischen gibt es zwei Trauergruppen für insgesamt 20 Menschen. Unter den 209 Personen, die der AKL begleitete, waren mit 64 Prozent der Großteil Frauen, 36 Prozent der Hilfesuchenden waren Männer. Auch wenn ihr Anteil deutlich geringer ist, wird er kontinuierlich größer und ist im Vergleich dazu, wie häufig Männer andere Beratungsangebote nutzen, hoch, bilanzieren die Fachleute.
Besonders wichtig dabei: die aufsuchende Arbeit in den Kliniken. Am häufigsten nehmen allerdings Angehörige, Freunde und Bekannte Kontakt auf (44 Fälle von 209 insgesamt), auch Internet und Homepage (32 Fälle) spielen eine wichtige Rolle, genau wie das schulische Umfeld und Kollegen am Arbeitsplatz.